Horatio Gollin

Seit knapp drei Monaten fallen bei den Musik- und Gesangsvereinen die Proben aus. Sorge bereitet die Gefahr einer Ansteckung durch Aerosole, die beim Ausatmen, Sprechen und verstärkt beim Singen und Musizieren mit Blasinstrumenten ausgestoßen werden. Mit der Verordnung zur Eindämmung von Übertragungen des Coronavirus auf Veranstaltungen des Sozialministeriums vom 29. Mai dürfen nun immerhin – bei Vorlage eines Hygienekonzepts – die Proben wieder aufgenommen werden.

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  • Stadtmusik Rheinfelden: Wegen der Pandemie fallen sämtliche Auftritte der Stadtmusik Rheinfelden aus. „Alles wurde komplett abgesagt“, meint Michael Schumacher, Vorsitzender der Stadtmusik. Das gilt auch für eigene Veranstaltungen. „So wie es aussieht, wird das Kastanienparkfest nicht stattfinden.“ Zwar wäre als Ausweichtermin das zweite Septemberwochenende möglich, aber Schumacher hat nur wenig Hoffnung, dass bis dahin wieder Großveranstaltungen durchgeführt werden dürfen, und wenn, dann nur unter Auflagen, die der Verein nicht erfüllen könnte. Das Fest stellt für die Stadtmusik mit rund 5000 Euro die wichtigste Einnahmequelle dar. Das Proben ist derzeit jedem Musiker selbst überlassen. Der Dirigent hat Links zu aktuellen Stücken zur Verfügung gestellt, berichtet Schumacher. „Wir hoffen, dass wir wenigstens unser Jahreskonzert am 21. November durchführen können.“ Dafür müssen die 25 aktiven Musiker aber gemeinsam proben können. In normalen Zeiten würden sie das längst tun. Der Dachverband hat ein Hygienekonzept erarbeitet, das im Musiksaal der Gemeinschaftsschule umsetzbar wäre, allerdings weiß Schumacher noch nicht, ob die Musiker bei laufendem Schulbetrieb den Musiksaal nutzen können. Demnach müssen Querflötisten zwei Meter Abstand halten und die Schlagzeuger nur mit Handschuhen spielen, da sie die Instrumente gemeinsam nutzen.
  • Frauenchor Grenzach-Wyhlen: Der Frauenchor Grenzach-Wyhlen wird dieses Jahr 40 Jahre alt, die Jubiläumsfeierlichkeiten mit Abendveranstaltung und Kaffeenachmittag waren für September geplant. Da die 30 Sängerinnen seit Mitte März nicht mehr proben können, musste aber alles abgesagt werden. „Auch wenn eine Durchführung möglich wird, sind wir beim Singen so weit hinterher, dass wir es dieses Jahr vergessen können“, sagt Vereinsvorsitzende Marlies Metke. „Zur Zeit haben wir keine Alternative, weil wir ein Chor sind, der nicht mehr der Jüngste ist. Mit den neuen Medien ist das so eine Sache.“ Die Sängerinnen sind im Durchschnitt 60 Jahre alt. Die Jubiläumsfeier soll nachgeholt werden. Wichtige Einnahmen fallen für den Frauenchor aus, da Veranstaltungen wie der Slowup Basel-Dreiland nicht stattfinden. Metke hofft, dass der Verein sich dort künftig wieder einbringen kann und dieses Jahr wenigstens der Weihnachtsmarkt stattfindet. „Das sind die Einnahmen, die der Verein hat“, sagt Metke. „Unser Verein kann sicher weiter bestehen, aber knapp. Allein durch Mitgliedsbeiträge ist es schlecht, einen Chor aufrechtzuerhalten.“ Sie ist dankbar für den Vereinszuschuss der Gemeinde.
  • Gesangverein Dossenbach: „Sobald es eine Regelung für Proben gibt, werden wir uns das anschauen und auch gerne wieder proben“, sagt Carola Bachthaler, Vorsitzende des Gesangvereins Dossenbach, der mit Männerchor, gemischtem Chor und Pop- und Gospelchor breit aufgestellt ist. Der Verein zählt 60 aktive Sänger sowie 23 Kinder im Kinderchor. Bachthaler sorgt sich, dass der Verein nach dem langen Ausfall Sänger verlieren könnte. „Es braucht den Kontakt, wenn auch eingeschränkt, um den Leuten in Erinnerung zu rufen, dass es den Verein noch gibt.“ Schon nach 14 Tagen Lockdown hatte der Gesangverein auf der Webseite einen passwortgeschützten Bereich eingerichtet, wo die Sänger Zugriff auf Lieder und Noten haben, um wenigstens allein zu üben. „Wir hoffen jetzt, dass wir wieder im kleinen Rahmen proben dürfen“, sagt Bachthaler. Sie meint, ein Hygienekonzept könnte im Bürgersaal eingehalten werden, aber vorher muss der Verein noch wissen, unter welche Bedingungen Proben möglich sind. Auftritte wurden zwar auch hier abgesagt, aber finanziell hat es den Verein nicht so schlimm getroffen. Die Haupteinnahmen fallen im Zweijahrestakt an. „Das ist erst nächstes Jahr wieder“, so Bachthaler. Eine eigene Veranstaltung war erst für Dezember geplant. „Wir hoffen, dass wir dann mit dem Weihnachtstruck unterwegs sein können.“