Dürfen im Rickenbacher Ortsteil Hottingen drei Mehrfamilienhäuser mit bis zu 24 Wohnungen und einer Tiefgarage errichtet werden? Nach Ansicht der Vereinigung Freies Flurstück 97 wohl eher nicht.
Bereits über 100 Unterschriften haben die Gegner des Bauvorhabens nach eigener Auskunft dagegen gesammelt und sich mit einem Brief an Rickenbachs Bürgermeister Dietmar Zäpernick und die Gemeinderäte gewandt. Sie beklagen darin unter anderem eine „Verschandelung des Dorfbildes“, das „Fehlen einer Infrastruktur für diese massive Überbauung“ sowie eine „enorme Verschattung durch die neuen Hochhäuser.“ Darüber hinaus fordern sie, „das schöne Landschaftsbild von Hottingen zu bewahren.“
„Das Bauvorhaben verursacht im Dorf große Unruhe, alle angefragten Bürger bis auf einen haben dagegen unterschrieben“, erklärt Thomas Frei aus Hottingen gegenüber dem SÜDKURIER.

Auf der Tagesordnung des Gemeinderates stand nunmehr der Beschlussvorschlag des Rathauses, bei der Verwaltungsgemeinschaft Bad Säckingen für dieses Bauvorhaben eine Änderung des Flächennutzungsplanes zu beantragen – eine notwendige Voraussetzung für einen späteren Bebauungsplan.
„Die Baumaßnahme ist ein Unding“ – sagen die Gegner
Gemeinsam mit Heinrich Völkle hatte Frei bereits in der Fragerunde des Gemeinderates erhebliche Bedenken gegen den Bau der Häuser auf einer ehemals landwirtschaftlich genutzten Fläche angemeldet. „Es ist ein Unding, so viele Wohneinheiten zwischen neun Bewohner zu setzen“, führte er vor dem Gemeinderat aus. „Es muss ja nicht jede freie Fläche bebaut werden, mit der Ruhe ist es dort vorbei, wenn das Vorhaben umgesetzt wird“, ergänzte Völkle.
Eine Diskussion, die Bürgermeister Zäpernick jedoch für verfrüht hielt. Bereits vor geraumer Zeit sei das Immobilienunternehmen Zipfel aus Görwihl an die Gemeinde herangetreten und habe das Hottinger Projekt vorgestellt. „Heute geht es jedoch lediglich um die Frage, ob der Flächennutzungsplan geändert werden soll. Soll die Fläche im Außenbereich bleiben, oder kommt sie in den Innenbereich? Lässt der Gemeinderat zu, dass die Fläche in den Innenbereich kommt, kann sie bebaut werden“, legte er dar. Ein von den Gegnern des Projektes angeführtes Naturschutzgebiet sei davon nicht betroffen – „wir haben es geprüft, es gibt dort kein Naturschutzgebiet“, ergänzte er.
Der Gemeinderat ist geschlossen für mögliche Bebauung
Geschlossene Zustimmung fand die Änderung des Flächennutzungsplans bei den Mitgliedern des Gemeinderates. „Wir müssen auf jeden Fall Bauflächen ausweisen und es wird nicht die einzige Fläche bleiben. Die Wohneinheiten können dort errichtet werden, ohne das Landschaftsbild zu stören“, erklärte Dominik Vogt (CDU). „Wir benötigen dringend Wohnraum, gerade für Familien, und ich wäre froh, wenn ein Investor käme, der dort bauen möchte“, ergänzte Margrit Eckert-Schneider für die Grünen.
Eine Einschätzung, der sich Peter Kermisch (WiR) anschloss, sei doch gerade die Errichtung von Mietwohnungen von hoher Bedeutung. „Es ist wichtig, dass wir uns mit den Argumenten der Gegner auseinandersetzen, doch kann ich nicht erkennen, dass durch die geplanten Mehrfamilienhäuser das Ortsbild von Hottingen verschandelt würde, es handelt sich ja nicht um Hochhäuser“, führte er weiter aus.

Eine Haltung, die auch Christian Kammerer (CDU) zum Ausdruck brachte: „Die Schaffung von Wohnraum ist sehr positiv und die geplanten Gebäude unterscheiden sich nicht von der bestehenden Bebauung.“ Kein Problem bei der Änderung des Flächennutzungsplanes sieht auch Matthias Vogt (FW), „da die Fläche in der Vergangenheit schon einmal als bebaubares Areal ausgewiesen war.“ Gemeinderat Walter Waßmer (FW) legte in seinen Ausführungen ein Schwergewicht auf die Entwicklung der Ortsteile Rickenbachs, „es ist wichtig, dass sie wachsen können.“ Darüber hinaus beklagte auch er den Mangel an Mietwohnungen.
Für die Änderung des Flächennutzungsplanes sprach sich auch Liselotte Schleicher (WiR) aus, mahnte jedoch „die Berücksichtigung der Interessen der Landwirtschaft“ an.