Der Zustand sei unhaltbar, sagt St. Blasiens Bürgermeister und meint den immer wieder vorkommenden Überschlag bei der Abwasserpumpstation in Feldberg-Ort. Bürger hatten in den zurückliegenden Wochen mehrmals das Überlaufen beobachtet. Mit der Angelegenheit befasst er sich, weil die Pumpstation oberhalb der Talstation der Zeigersesselbahn und inmitten von Wiesen liegt, die der Stadt St. Blasien gehören. Bei Starkregen und Schneeschmelze kommt es vor, dass die Pumpe die Menge nicht bewältigen kann und das Abwasser in die Menzenschwander Alb fließt.

Ein Aktionsplan und trübes Wasser

Mit dem Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald und den beiden angrenzenden Landkreisen Waldshut und Lörrach sei ein Aktionsplan verabredet worden, der schrittweise umgesetzt werden soll, sagte Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht auf Nachfrage dieser Zeitung.

Wie schon im Winter 2019/2020 war der Überlauf auch in den zurückliegenden Monaten aufgefallen – Fotos und auch Videos sollen zeigen, wie das ungereinigte Wasser überläuft und auch die Menzenschwander Alb trüben.

Gestank im Skigebiet

Anfang 2020 hatten Mitarbeiter an der Zeigersesselbahn der Stadt St. Blasien den Gestank mitten im Skigebiet moniert und auch darauf hingewiesen, dass weiter unterhalb das Wasser für die Beschneiung angesaugt werde. Sie befürchteten gesundheitliche Auswirkungen. Schon damals hatte sich das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald mit dem Thema beschäftigt.

An der Situation habe sich seither nicht viel geändert, sagt St. Blasiens Bürgermeister Adrian Probst. Die Nachbargemeinde müsse das Problem lösen, auch wenn er Verständnis dafür zeigte, dass die Aufgabe auf der Prioritätenliste nicht an oberster Stelle stehen. Ihm war aber bekannt, dass die Feldberger im Gespräch mit den Behörden seien und „auch einen Fahrplan haben“.

Reparatur zieht sich hin

Amtskollege Johannes Albrecht bestätigte das: „Wir haben einen Aktionsplan mit den drei Landkreisen vereinbart, den setzen wir um“, sagte er. Man müsse an die Ursache ran und könne nicht nur die Symptome behandeln, fügte er an. Und die Ursache sei vor allem der hohe Fremdwassereintrag. Das hätten Untersuchungen des Kanalnetzes ergeben – auch im Jahr 2020 hatte das Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald schon diese Ursache genannt.

Johannes Albrecht, Bürgermeister Feldberg.
Johannes Albrecht, Bürgermeister Feldberg. | Bild: Lutz, Bernhard

Fremdwassereinträge seien überall normal, „das haben sie bei jeder Anlage“, man müsse nur dafür Sorge tragen, dass sie möglichst gering sind, betont Albrecht. Schrittweise sollen nun alle betroffenen Kanalabschnitte repariert werden, um das Fremdwasser zu reduzieren, beschrieb er das geplante Vorgehen seiner Gemeinde. Allerdings handle es sich um ein langangelegtes Projekt, das sich über viele Jahre erstrecken werde – zwei besonders starke Beschädigungen seien bereits beseitigt worden. Es werde nicht nur lange dauern, sondern auch sehr viel kosten, die viele Jahrzehnte alten und nun kaputten Rohre zu ersetzen.

Wasser von Hausdächern kommt hinzu

Neben dem Fremdwasser, das über beschädigte Abwasserrohre ins Abwasser gelange, leide das Kanalnetz noch einem zweiten Problem: Viele Dächer werden über das kommunale Netz entwässert, weiß er, das habe man früher halt so gemacht. Erlaubt sei das allerdings nicht, die Gebäudeeigentümer hätten dafür Sorge zu tragen, dass Oberflächenwasser auch auf dem eigenen Grundstück versickern könne und nicht in das Kanalnetz der Gemeinde gelange. Das Rathaus habe bereits Anwohner angeschrieben. Nach der Kamerabefahrung der Abwasserrohre sei bekannt, an welchen Stellen „historisch bedingte Fehleinleitungen bestehen“, sagt Feldbergs Bürgermeister.

Wenn ein Abschlag, so nennt man es, wenn Wasser aus einer Anlage überläuft, vorkommt, gelange das Wasser aber in einer sehr starker Verdünnung in die Menzenschwander Alb, sagt Albrecht. Wiederholt betont er, dass das eben zu gewissen Zeiten, bei extremem Niederschlag oder bei Schneeschmelze, normal sei. Die Pumpe an sich, die das Abwasser zur Kläranlage in Todtnau befördert, reiche für das normale Abwasseraufkommen aus.

Auf alle Fälle wolle man das Problem aus der Welt schaffen, sagt Albrecht und fügt an: „Wir gehen sukzessive nach Prioritäten vor.“ Was das alles kostet? Konkrete Zahlen konnte Feldbergs Bürgermeister nicht nennen, das Gesamtvolumen sei derzeit noch nicht absehbar. Insgesamt werde die Gemeinde aber sicher Millionen Euro aufbringen müssen.

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