Das Politik- und Ländergeschacher Napoleons führte 1807 zum hinlänglich bekannten und beschriebenen historischen Einschnitt in St. Blasien: Die mächtige, europaweit bekannte Benediktinerabtei wurde aufgehoben, die Mönche mussten das Kloster im Albtal verlassen. Der neu zugeschnittene Kleinstaat namens Großherzogtum Baden gliederte sein Gebiet in Amtsbezirke.
21 Obermänner im Bezirk
Der bisherige Klostersitz St. Blasien und seine weitere Umgebung bildeten einen Amtsbezirk mit dem Sitz der Verwaltung (kurzfristig Obervogteiamt bezeichnet, dann aber sinnvollerweise Bezirksamt) in der Domgemeinde. Insgesamt 21 Amt- oder Oberamtmänner verzeichnet die über 100 Jahre dauernde Verwaltungszeit dieser Mittelbehörde des Großherzogtums Baden. Ihre Leiter waren teils blasse und kurzfristige, manchmal wichtigtuerische und aufgeblasene und gewiss auch kluge, einfühlsame und bürgerfreundliche Begleiter der Gemeinden.

Zu diesen letzteren gehörte offensichtlich der 1870 in Karlsruhe geborene und 1956 in Freiburg verstorbene letzte Leiter des Bezirksamtes Max Ernst Hess, der die großherzogliche Behörde vom Herbst 1908 bis zum 31. März 1924 führte, einen Tag später war sie aufgelöst. Ein Fingerzeig auf die Persönlichkeit des Oberamtmanns Hess findet sich am südöstlichen äußeren Chorschluss der Friedhofskapelle.
Dort ruhen die Asche seiner Frau Erwine (verstorben 1924, also im „Todesjahr“ des Bezirksamtes) und ihres Gemahls Max Ernst Hess. Ein Sämann schreitet zwischen dem Text samenstreuend aus, den Fuß der Tafel schmückt die Aufforderung „Säet Liebe.“ Nicht unbedingt die erwartete Sentenz eines manchmal harten und unangenehme Entscheidungen treffenden Politikerlebens.
Aber Max Ernst Hess hatte offensichtlich den feinen Sinn entwickelt für das Neben- und Miteinander der Gemeinden und seines übergeordneten Amtes. In den letzten Märztagen 1924 wird ihm die Ehrenbürgerwürde der Stadt St. Blasien verliehen, sämtliche Bezirksgemeinden schließen sich postwendend an. Das war keine angeordnete Kettenreaktion, sondern vielmehr eine deutliche Aussage zur Bewertung des letzten Bezirksamtmannes, den dann das Tagesgeschehen aus dem Gedächtnis verliert. Mit seiner Asche ist Ehrenbürger Max Ernst Hess in seine knapp 16-jährige Berufsheimat zurückgekehrt.