Zwei Jahre lang konnten sie sich zu Jahresbeginn nicht auf den Weg machen, um an Türen und Häusern den Sternsingersegen anzubringen und Geld für gemeinnützige Zwecke zu sammeln. Unter dem Motto „Kinder stärken, Kinder schützen – in Indonesien und weltweit“ nimmt die Sternsingeraktion 2023 den Kinderschutz in den Fokus. In diesen Tagen sind nun wieder als Heilige drei Könige verkleidete Kinder und Jugendliche im Raum St. Blasien unterwegs.

In St. Blasien nur auf Bestellung

In St. Blasien, im Albtal und Menzenschwand geht man dabei neue Wege: Die Sternsinger machen nicht mehr an jedem Haus Station, sondern kommen nur nach vorheriger Anmeldung. Dafür gebe es mehrere Gründe, erklärt Raphael Michel, der die Aktion in der Domstadt koordiniert, auf Nachfrage.

In früheren Jahren waren demnach die Sternsinger in vier Gruppen mit je drei Personen zwei volle Tage unterwegs, um alle Häuser in der Stadt aufsuchen zu können. Inzwischen sei die Zahl der Ministranten geschrumpft. „Mit nur noch zwei Gruppen ist es kaum möglich, ganz St. Blasien abzudecken“, nennt Michel den Hauptgrund für die neue Regelung.

Ein anderer Grund: Zwar legen noch immer viele Leute großen Wert auf den Sternsinger-Segen, andere dagegen überhaupt nicht. Dass so manche Tür nicht aufgemacht wird, sei normal, aber es sei immer wieder auch vorgekommen, dass die Sternsinger unfreundlich empfangen und verjagt worden sind. Auch die Drohung, den Hund auf die Jugendlichen zu hetzen, sei schon ausgesprochen worden.

Zudem gehörten viele der in St. Blasien lebenden Menschen anderen Konfessionen an. Aus diesen Gründen habe man sich entschieden, nur noch die Menschen aufzusuchen, die ihr Interesse am Besuch der Sternsinger bekunden, auch wenn man sich bewusst sei, dass dies für manchen eine Hürde darstelle, so Michel.

In den Gottesdiensten wurde in den vergangenen Wochen für die Anmeldung geworben, diese konnte über ausliegende Zettel oder online erfolgen. Die Sternsinger waren am Donnerstag unterwegs und haben in ihrer Sternsingerkleidung am Gottesdienst am Freitag im Dom teilgenommen.

Auch in Menzenschwand kommen Caspar, Melchior und Balthasar nur auf Anmeldung. Sie wurden im Gottesdienst am 6. Januar gesegnet und ausgesendet.

In anderen Orten von Haus zu Haus

In den anderen Orten im Raum St. Blasien ziehen die Sternsinger dagegen traditionell von Haus zu Haus. Auf dem Dachsberg kann man die Sternsinger zwar auch nach Haus bestellen, von dem Angebot werde aber kaum Gebrauch gemacht, hieß es.

In Häusern hat man die Anmelde-Option in Erwägung gezogen, sich aber dann doch für die traditionelle Weise entschieden, da die Anmeldung etwa für ältere Mitbürger eine Hürde darstellen könnte. Nach dem Gottesdienst am Freitag gingen die 32 Sternsinger in fünf Gruppen von Haus zu Haus. In Bernau waren die Sternsinger ab 9 Uhr in 14 Gruppen unterwegs, allerdings nicht in den Ortsteilen Hinterdorf, Goldbach, Poche und Hof.

In Höchenschwand waren zwischen Neujahr und dem 6. Januar 32 Sternsinger in acht Gruppen bei Wind und Wetter von Haus zu Haus. Sie sangen in den Häusern, vor Tannenbäumen und Krippen, in Hotels, Geschäften oder im Seniorenheim.

Am Montag hatten sich auch Connor (15) und sein Bruder Kian (12) Hagenbucher sowie Luca in auf den Weg gemacht – wie überall ohne einen schwarzen König. Mit sich trugen sie Spendenbüchse, Kreide und Schwamm, einen Stoß Hinweiskarten und Segensaufkleber, falls sie die Leute nicht antreffen würden.

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Connor ist sieben Jahren Sternsinger, Kian seit vier Jahren. Die Spendeneinnahmen kommen dem Hilfsprojekt „Straßenkinder in La Paz (Bolivien)“ von Pater Neuenhofer zugute, das sie mit ihren Spenden stets unterstützen.

„Wir wollen die Tour, etwa die Hälfte von Höchenschwand, an einem Tag schaffen“, hatten sie sich vorgenommen. Einen weiteren Tag hatte Connor mit einer separaten Gruppe für die Kliniken und Restaurants eingeplant. Ihr Auftrag lautete: „Geklingelt wird an jedem Haus und an jeder Wohnung.“ Als Könige verkleidet waren sie natürlich eine auffallende Erscheinung in den Straßen, in denen es an diesem frühen Morgen ziemlich windig ist. Sie freuen sich auf die Aufgabe, die vor ihnen liegt.

Tee und Hilfe für Sternsinger

„Wir werden meist gut empfangen“, erzählen sie. Dabei erinnern sie sich an die Höchenschwanderin, die ihre vom Regen durchnässte Kleidung in den Trockner warf, oder an andere, die sie in die Stube holten, damit sie sich aufwärmen konnten, oder an den Mann, der ihnen Tee gebracht hatte.

Auch an diesem Morgen öffnen ihnen die meisten Höchenschwander gerne die Haustür, um sich die Segenswünsche bringen zu lassen und das Lied anzuhören, das die Gäste vortragen. Ehe die Sternsinger weiterziehen, hinterlassen sie auf dem Türsturz den Schriftzug: 20C+M+B23.

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„Die ganz Kleinen unter den Sternsingern reichen manchmal nicht an den Türbalken“, erzählten Connor und Kian. Ihnen würden die Familien dann helfen und zum Beispiel einen Hocker holen. CMB, so Connor und Kian, sei die Abkürzung für Christus Mansionem Benedicat, auf Deutsch: Christus segne dieses Haus.

Wenn sie vor einem Wohnhaus mit mehreren Parteien stehen, betätigen die Sternsinger jeden Klingelknopf und informieren die Bewohner, dass sie da sind und im Treppenhaus nun für alle singen wollen. Ist es für die Jungs nicht unangenehm gewesen, für die Sternsingeraktion einen Ferientag zu opfern? Nein, sagen die Brüder Connor und Kian, das sei nicht schlimm.

Doch wer sind die Kinder unter ihren Verkleidungen, die klaglos Ferientage opfern, um Spenden für soziale Projekte zu ersingen? „Früher waren es ausschließlich Ministrantinnen und Ministranten gewesen, die sich für den Sternsingerdienst gemeldet haben, heute machen das auch Kinder, die gar nicht im Kirchendienst sind oder die eine andere Religionszugehörigkeit haben“, berichten die beiden langjährigen Sternsinger-Betreuerinnen Donna Hagenbucher und Martina Berger.