St. Blasien – Die Förderung der ihnen anvertrauten jungen Menschen, die Ausbildung zukünftiger Fachkräfte für die heimischen Betriebe – das sind die Aufgaben der städtischen Fürstabt-Gerbert-Schule (FGS). Doch die Rahmenbedingungen werden woanders festgelegt. „Wir stehen als Schule vor wirklich großen Herausforderungen“, sagt FGS-Konrektor Julien Bender und meint damit anstehende Reformen, die angebotenen Schularten, Veränderungen in der Gesellschaft und die der Schule zur Verfügung stehenden Räumlichkeiten.
Für die Region sei St. Blasien der zentrale Standort, betont Bender. Besonders für das Handwerk sei die FGS „der entscheidende Spieler“. Und der eigene Anspruch sei es, „mit vielen Partnern ein sehr gutes Angebot zu erstellen“. Den Auftrag zu erfüllen, fällt den Lehrerinnen und Lehrern schwer: Die Sporthalle fehlt für Unterricht und für Versammlungen. Durch den nötigen Bustransfer zu anderen Hallen bleibe den Schülern zum Beispiel nur ein kleiner Teil der eigentlichen Unterrichtszeit.
Im Sportunterricht gehe es nicht einfach nur um die Bewegung, sondern auch darum, den eigenen Körper und seine Leistungsfähigkeit kennenzulernen. Die Kinder und Jugendlichen seien sehr lebhaft, die Bewegung wichtig, betonen Bender und Schulleiterin Susanne Schwer. „Wir erleben auch, dass immer weniger Schüler in Vereinen sind“, sagt sie. Darauf hatte die Schule reagiert und einen Vereinstag eingeführt, um den Kontakt zwischen den jungen Menschen und den Vereinen zu fördern.
Die mächtige Baugrube für die künftige Halle ist unübersehbar, der Baubeginn aber unabsehbar: St. Blasien wartet noch immer auf einen Förderbescheid des Bundes. Ein anderes Loch dagegen bleibt von außen unsichtbar. „Wir bräuchten dringend einen neuen Chemiesaal“, klagt Julien Bender. Im Moment könne der Unterrichtsauftrag nicht voll erfüllt werden. Denn die Unfallkasse hatte große Sicherheitsdefizite in der technischen Ausstattung festgestellt. Zwar seien die Mint-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) der Politik und Gesellschaft enorm wichtig. Mit einer „Ausstattung von vorgestern“ könne man deren Bedeutung aber nicht gerecht werden, stellt Bender klar.
Die finanziellen Herausforderungen der Stadt seien dem Kollegium bewusst, sagt der Konrektor, deshalb habe die Chemiefachschaft auch nach kostengünstigen Lösungen gesucht – und Versuche werden auch mal auf den Pausenhof verlegt. Schon länger stehe der Chemiesaal auf der Liste benötigter Investitionen, die im Vorfeld der städtischen Haushaltsentscheidung ans Rathaus geschickt wird.
Herausfordernd sei auch eine gesellschaftliche Tendenz. Schule sei da, um Wissen zu vermitteln, um Schüler in ihrer Entwicklung zu fördern, sagt Schulleiterin Schwer. „Der Drang ist natürlich da, das eigene Kind aufs Gymnasium zu schicken“, weiß sie. Doch etliche würden auch wieder zurückkommen, weil sie dort den Anforderungen nicht gewachsen seien. Das empfänden Kinder dann als Misserfolg und hätten es schwer, sich in eine bestehende Klasse zu integrieren, sagt Bender. Die gesellschaftliche Veränderung zeige sich auch daran, dass es etwa für die Hauptschule an der Fürstabt-Gerbert-Schule für das kommende Schuljahr noch keine neuen Anmeldungen gebe.
Diese Entwicklung sieht Julien Bender kritisch, denn: „Wer bildet hier für das Handwerk aus?“ Die FGS habe über Jahre hinweg viele Kooperationspartner gefunden und entsprechende Werkräume. „Das ist unsere Stärke“, betont er und fügt an: Um Betriebe in der Region halten zu können, brauche es eine starke Realschule. Die FGS müsse nicht nur den Bildungsauftrag erfüllen, sie stehe insgesamt in einer Konkurrenz zu anderen Schulen. Funktioniere zum Beispiel die Schülerbeförderung nicht gut, könnten sich Eltern möglicherweise für andere Schulen entscheiden.
Das große Interesse am Konzept „Schule neu denken“ zeige, „dass wir auf einem guten Weg sind“. Viele Spendengelder seien dafür eingegangen und viele Ideen seien für die Gestaltung des Zukunftstags, der im Zentrum des neuen Konzeptes steht, gesammelt worden. Auch mit weiteren Projekten will die Schulleitung den Bildungsstandort stärken: Es sollen nicht nur zukünftige Fachkräfte für die ansässigen Betriebe ausgebildet, sondern auch das Bewusstsein für den eigenen Lebensraum geschärft werden. Dazu will die FGS Naturparkschule werden. Auch ein großes Angebot an Arbeitsgemeinschaften könne die Schule auf Initiative aus dem Kollegium bieten, sagt Schulleiterin Susanne Schwer. Die Aufgaben der Lehrerinnen und Lehrer sind groß. Doch es sei etwas Besonderes, das Leben mit all seinen Farben erleben zu können, sagt Schulleiterin Schwer, und fügt an: „Es braucht halt die äußeren Rahmenbedingungen.“