St. Blasien – Im Rahmen der sogenannten Kirchenentwicklung 2030 hatten sich Arbeitsgemeinschaften (AG) gegründet, um die Rahmenbedingungen für die neue Großpfarrei zu diskutieren. Eine der Arbeitsgruppen, die auch über die Anfänge der Großpfarrei hinaus bestehen bleiben soll, ist die AG Innovation. In dieser Arbeitsgruppe engagieren sich Pfarrer und Pfarrgemeinderäte mehrerer Pfarreien der künftigen katholischen Kirchengemeinde Hochrhein-Südschwarzwald.
Ihre erste Aufgabe sei es gewesen, Wünsche und Bedürfnisse der Bevölkerung in der neuen Großpfarrei an eine Kirche der Zukunft zu erfragen, teilt die Arbeitsgemeinschaft mit. Zu diesem Zweck habe die Gruppe einen Fragebogen entwickelt, der bis zum 20. Dezember online abgerufen werden kann. Die Auswertung der Fragebögen werde nach Ende dieser Frist erfolgen.
Für Kinder/Jugendliche und Erwachsene wurden die Inhalte jeweils leicht unterschiedlich gestaltet. Fragen nach der Wichtigkeit des Glaubens im Leben des Teilnehmers sowie nach der Kenntnis der bestehenden Angebote in der Pfarrei sollen bei der Auswertung helfen zu ergründen, wie gut die Aktion auch Menschen erreichen konnte, die der Kirche bislang eher weniger nahe stehen. Weitere Fragen beziehen sich auf die Wichtigkeit, die dem Engagement der Kirche in sozialen, humanitären oder auch kulturellen Projekten beigemessen wird. Ferner kann eine Reihe von Situationen angekreuzt werden, in denen sich die Teilnehmer mehr Unterstützung von der Kirche wünschen, etwa in persönlichen Krisen, bei familiären Konflikten oder bei der Suche nach Sinn und Orientierung.
Um die Fragebögen breit zu streuen, hat sich im Herbst zudem eine Gruppe vor dem Schmidts Markt in St.¦Blasien platziert, um Einkäufer einzuladen, den Fragebogen auszufüllen. Diese Aktion sei gut aufgenommen worden, teilt die AG Innovation mit. Es habe etliche positive Rückmeldungen und auch anregende Diskussionen gegeben.
Insgesamt habe die Fragebogenaktion viel Zuspruch erhalten. Bislang konnten die Stimmen von 184¦Erwachsenen und 31 Jugendlichen eingesammelt werden. Alle Altersgruppen und auch Mitglieder anderer Konfessionen haben sich beteiligt. Eine Frau denke nun aufgrund dieses Fragebogens sogar darüber nach, wieder in die Kirche einzutreten, berichtet die AG. Nun hoffen die Akteure der AG „Innovation“ auf weitere Personen, insbesondere Jugendliche, die sich online zu ihren Gedanken und Wünschen an eine lebendige Kirche von morgen äußern.
Wenn auch die Fragebogenaktion noch läuft, so zeichnet sich in den vorhandenen Antworten bereits ein Trend ab. Wie die AG Innovation mitteilt, werden in den Antworten häufig die hierarchischen Strukturen der Kirche, das Zölibat und die untergeordnete Rolle der Frau in der Kirche kritisiert. Gelobt worden sei dagegen die grundsätzliche Bereitschaft, Stimmen von gläubigen wie auch nicht gläubigen Bürgerinnen und Bürgern zu hören.
Der Kirche sehr verbunden ist Gerhard Mutter aus Ibach. Der Pfarrgemeinderat der Seelsorgeeinheit findet die Fragebogenaktion sehr sinnvoll. Da man so erfahre, was die Leute tatsächlich von der Kirche erwarten, könne man über entsprechende Anpassungen bei den Angeboten nachdenken. Möglicherweise müsse man alte Zöpfe abschneiden. Als Zopf aus Sicht der Gläubigen könnte sich zum Beispiel die Annahme erweisen, dass Frauen für den Dienst als Pfarrerinnen ungeeignet seien.
Natürlich könne eine solche Frage nicht via Fragebogen von Gläubigen entschieden werden. Trotzdem sei es wichtig, dass man Meinungen als Stimme der Basis an die Erzdiözese weitergebe. „Mein persönlicher Wunsch ist“, so Gerhard Mutter, „dass man mit solch einer Aktion einen Dialog mit den Gläubigen hinbekommt, die im Moment verunsichert sind, und dass solch ein Dialog auch weitergeführt wird“.
Die Fragebögen sind abrufbar unter dekanat-waldshut.de/zukunft-gestalten für Erwachsene und unter dekanat-waldshut.de/zukunftsvision für Jugendliche.