In den Jahren vor der Gemeindereform und damit vor den großen Festivitäten in Gemeindehallen waren die örtlichen Gasthäuser mit Tanzboden der angesagte Ort für die jungen Erwachsenen. Legendär waren auch die Waldfeste in Lauchringen und Gartenfeste in Degernau und Weisweil gewesen, damals wurden ganze Nächte durchgetanzt. Für die passende Livemusik sorgten die Tanzkapellen, die zwischen 1960 und den 80er Jahren gegründet wurden und für volle Tanzflächen sorgten. Dabei hatten diese so großen Erfolg, dass sie überregional tourten und auch in der Schweiz gerne gebucht wurden.

58 Jahre gute Stimmung
Am längsten dabei war das Tanzorchester „Amores“ aus Erzingen. Im März 2018 wurde das Abschiedskonzert gegeben, nach unglaublichen 58 Jahren endete eine Ära mit einem legendären Tanzball im Rahmen der Abschiedstournee samt der ersten und einzigen CD-Veröffentlichung.
Rückblickend ist Bandleader Heinz Huber stolz, dass Amores während seiner ganzen Zeit das Repertoire halten konnte: „Wir sind unserem Musikstil immer treu geblieben.“
Von der Schweiz bis in die USA
Das Tanzorchester spielte nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz, in Italien und Österreich. Gut in Erinnerung bleibt auch der musikalische USA-Aufenthalt. Was waren die größten Erlebnisse? Für Heinz Huber ganz klar: „Sicherlich die mehrtägigen Auftritte wie in Basel bei einem großen Fußballturnier, dann zweimal in Italien am Lago Maggiore und natürlich die zehntägige Amerikareise 1995, von der wir viel zu erzählen wissen, die meisten von uns waren das erste Mal über dem großen Teich, das war schon beeindruckend.“

Gegründet wurde die Tanzkapelle Amores von Ernst Gäng: „34 Jahre war er der Motor dieser Kapelle und sicherlich ist es mit sein großer Verdienst, dass es die Amores so lange schon gibt“, dankte Heinz Huber während der Abschiedstournee. Außerdem bei den Gründern mit dabei waren Herbert Fehrenbach, Rolf Stoll, Kurt Bolli, Klaus Eichin und Heinz Schneider. Rudolf Indlekofer war von der Gründung bis zum Abschied mit dabei.

Einmal Musiker – immer Musiker
Die Abschiedstournee gestalteten neben Bandleader Heinz Huber und Gründungsmitglied Rudolf Indlekofer auch Werner Lüber, Holger Albicker, Manfred Scheuble, Walter Baur und Markus Zulliger, die alle langjährig mit dabei waren. „Das Besondere ist, die Musiker können es nicht lassen, sie kommen immer wieder zurück zur Musik“, freut sich Heinz Huber. Er selbst hat mit Rudolf Indlekofer und Hanns Klaus Heyn beim Trio „Old Friends“ einen vollen Terminplan.

Auch weitere Musiker sind in anderen Formationen auch heute noch unterwegs. Nach einer jahrelangen Pause auch heute wieder aktiv sind die fünf Männer der Tanzkapelle New Phönix, „Phönix“ wurde in den 70er Jahren gegründet.
New Phönix spielt am 30. November bei einem Tanzabend in der Klosterschüer Ofteringen. Damit entspricht die Tanzkapelle New Phönix dem Bedarf. Denn bereits der Revival-Tanzabend im Dezember 2018 wurde ein großer Erfolg.

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Tanzkapellen in der Region
- Das Rados-Sextett unterhielt sein Publikum von 1963 bis 1984. Auf der Homepage www.rados-sextett.beepworld.de hat der Gründungs-Bandleader Meinrad Winkler die Erinnerungen samt Bildern veröffentlicht.
- Eine der frühesten Tanzkapellen war die Tanzkapelle Horheim (1950 bis 1971). Aus dem Panorama-Sextett entwickelte sich das Atlantis-Sextett (1971 bis 1976), das durch das Phönix-Quintett (1977 bis 1981) abgelöst wurde. Im Zuge der Elektronisierung verkleinerten sich die Bands, das Keyboard erhielt in der Disco-Ära eine neue Bedeutung. So gab es das Trio Topas mit Erwin Baumgartner, Werner Schmid und Walter Lohrer. Die Tanzkapelle Siggi Weber entstand aus der Tanzkapelle Ernst Schätzle (etwa 1950 bis 1960). Siggi Weber gab es nahezu 15 bis 20 Jahre. Sehr großen Erfolg hatte das Elite-Sextett mit Sänger Lu, das von Tiengen bis Basel musiziert hatte. Außerdem gab es die Pinguins aus Erzingen. Die Tanzkapelle Top Five spielte in den 70er und 80er Jahren, ebenso gab es das „Kerman-Set“ und das
Tanzorchester Hochrhein, eine Big Band. Ab etwa 1982 entstand aus Phönix die Partyband Popcorn. Das umjubelte Abschiedskonzert gab Popcorn im Juni 2010 beim Waldfest Lauchringen. Heute gibt es noch die Tiko‘s, aus der Abordnung „Die Rebläuse“ des Musikvereins Erzingen. (ywü)