Was wäre, wenn man die Feuerwehr ruft bei einem Brand und niemand kommt? Mit der sogenannten „Eimeraktion“ macht derzeit die Feuerwehrabteilung Stühlingen auf dieses wichtige Ehrenamt aufmerksam.

Joachim Braun hat mit seiner Wahl zum Kommandanten der Feuerwehrabteilung Stühlingen im April 2022 auch die Aufgabe übernommen, die Mitgliederzahl zu steigern.

Joachim Braun, Abteilungskommandant der Feuerwehr Stühlingen.
Joachim Braun, Abteilungskommandant der Feuerwehr Stühlingen. | Bild: Yvonne Würth

„Die fehlende Bereitschaft der Bevölkerung, sich ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren und der demografische Wandel lassen unsere Mitgliederzahlen stetig sinken. Eine Berufsfeuerwehr gibt es nicht in Stühlingen“, erläutert Braun.

Nach dem Motto „Nachbarn helfen Nachbarn“ werden „starke Frauen und heiße Typen“ ab 17 Jahren gesucht. Dafür gehen die Kameraden – zusätzlich zu ihrer Arbeit und ihrem Engagement bei der Feuerwehr – seit vergangenem Samstag in der Stadt Stühlingen herum und klingeln an 250 Türen.

Mit einer Eimeraktion macht die Feuerwehrabteilung Stühlingen auf sich aufmerksam. Dafür beschaffte sie 250 Löscheimer.
Mit einer Eimeraktion macht die Feuerwehrabteilung Stühlingen auf sich aufmerksam. Dafür beschaffte sie 250 Löscheimer. | Bild: Yvonne Würth

Jeder Haushalt erhält einen Eimer und einen Flyer mit den merkwürdigen Hinweisen zum Verhalten im Brandfall: „Brand melden, zehn Minuten abwarten und hoffen, dass die Feuerwehr kommt. Keine Feuerwehr im Ort? Haushalts-Löscheimer mit Wasser füllen. Wenn das Feuer zu groß ist, Nachbarn informieren und Eimerkette bilden.“

Was wie eine Anleitung aus der Zeit der Urgroßväter klingt, soll aufrütteln. „Der Zeitaufwand für die Aus- und Weiterbildung ist weniger, als Sie glauben“, erklärt Joachim Braun. „Ihre Hilfsbereitschaft und Ihr Einsatz kann Leben retten. Keine Ausreden, Mitmachen!“

Und wie sieht es bei der Gesamtfeuerwehr aus?

Gerhard Pfeifer, Gesamtkommandant der Feuerwehr Stühlingen, gibt einen Einblick in die aktuellen Lage der Feuerwehr Stühlingen mit 252 aktiven Kameraden in den zehn Ortsteilen.

Gerhard Pfeifer, Gesamtkommandant Stühlingen.
Gerhard Pfeifer, Gesamtkommandant Stühlingen. | Bild: Edinger, Gerald

Welche Aktionen für die Mitgliedergewinnung gibt es in der Gesamtfeuerwehr Stühlingen?

Gerhard Pfeifer: „Die Kinder- und Jugendfeuerwehrarbeit wird seit einiger Zeit mit neuem Konzept verstärkt. Außer der aktuellen Eimeraktion in der Abteilung Stühlingen sind momentan keine weiteren Aktionen geplant.“

Wie sieht es mit der Tagesverfügbarkeit in der Gesamtwehr Stühlingen aus?

Gerhard Pfeifer: „Die Tagesverfügbarkeit ist gewährleistet, wir haben genügend Einsatzkräfte tagsüber. Trotzdem müssen wir daran arbeiten, dass sie auch in der Zukunft gewährleistet werden kann.“

Was kostet ein Feuerwehrmann?

Gerhard Pfeifer: „Ein vollwertiger Feuerwehrmann kostet die Stadt Stühlingen, bis er den Atemschutzgeräteträger-Lehrgang bestanden hat, eine Summe von 5000 Euro – mit Einsatzkleidung und den Ausbildungskursen. Wenn man bedenkt, dass so ein Paar Stiefel mittlerweile schon 300 Euro kosten.

Gibt es bei der ehrenamtlichen Bereitschaft für die Feuerwehr einen Unterschied zwischen den Ortsteilen und der Kernstadt?

Wir müssen unterscheiden und reden einsatztaktisch nicht mehr von den Abteilungen, sondern nur noch von Ausrückebereichen. Im Ausrückebereich Süd mit Stühlingen, Mauchen, Eberfingen rücken die drei Abteilungen immer gemeinsam aus, außer bei kleinen Einsätzen. Dadurch haben wir immer genügend Mannschaftsstärke in allen vier Ausrückebereichen der zehn Abteilungen. Das einzige wo etwas fehlt, ist in der Abteilung Stühlingen. Da wäre es schön, wenn wir noch zehn oder 15 Einsatzkräfte mehr hätten.

Für die Eimeraktion in der Abteilung Stühlingen werden „starke Frauen und heiße Typen“ im Alter zwischen 17 und 45 Jahren gesucht – sind Ältere dann bereits zu alt dafür?

Gerhard Pfeifer: Es sind auch 50-Jährige gerne willkommen, aber es ist immer so eine Sache mit den Kosten. Theoretisch kann jeder mit 50 Jahren in die Altersabteilung überwechseln, mit 65 Jahren muss er. Da ist er nicht mehr einsatzfähig, egal, welchen gesundheitlichen Zustand er hat.