Unter dem Motto „500 Jahre… und immer noch hungrig“ lädt die Narrenzunft Hungrige Stühlinger 1885 am Samstag, 1. Februar, ab 18 Uhr zum Jubiläumsfest auf dem Gelände der Realschule ein.
Dass in Stühlingen seit 1739 immer wieder zünftig Fasnacht gefeiert wurde, ist bekannt, dass aber gerade in einem Jahr drei Gründe zum Feiern zusammenkommen, ist schon außergewöhnlich. Mit fünf Guggenmusik aus der Region, DJ Hölzle und dem Special-Show-Act, wird es in Stühlingen ein Open-Air-Spektakel der besonderen Art geben. Erfahrung im Freien zu feiern haben die Stühlinger Narren aus vielen großartigen Fasnetmendig-Umzügen mit anschließender Straßenfasnacht.
Der ältester Grund: Vor 500 Jahren kommen die Stühlinger zum Beinamen „Die Hungrigen“
Vor 500 Jahren, am 7. April 1525, haben Bauern der Landgrafschaft Stühlingen das Kloster St. Blasien belagert, erstürmt und geplündert. Dabei soll es die Stühlinger Bauern in die Küche und die Bettmaringer in den gut gefüllten Klosterkeller gezogen haben.
Als die Bettmaringer dann nach Genuss von zu viel Wein großen Hunger verspürten und sich in die Küche begaben, hatten die Stühlinger bereits die gesamten Essensvorräte aufgegessen. Wütend darüber wurden die Stühlinger von den Bettmaringern als „die Hungrigen“ beschimpft.
Dieser Neckname ist der Stühlinger Bevölkerung über die Jahrhunderte erhalten geblieben und inspirierte auch den ersten Maskenschnitzer Artur Würth in den 1950er Jahren, der Holzmaske des Stühlinger Plätzle-Hansele den Gesichtsausdruck eines „Hungrigen“ zu verleihen.
Die Narrenzunft Hungrige Stühlinger 1885 verdankt somit ihren Namen der 500 Jahre zurückliegenden Begebenheit aus der Zeit des Bauernkrieges.
Der zweitältester Grund: Vor 140 Jahren wird ein Verein zur Gestaltung der Fasnacht gegründet
Vor 140 Jahren, am 7. Februar 1885, wurden die fasnachtsbegeisterten Stühlinger vom Wirth Otto Ruderer in sein Gasthaus „Krone“ eingeladen, um einen Verein zur Gestaltung der örtlichen Fasnacht zu gründen. Bereits an diesem Abend wurden 23 Männer Gründungsmitglied des „Narrenverein Stühlingen“ und bezahlten sofort den Vereinsbeitrag von einer Mark.
In einer weiteren Sitzung zwei Tage später erhöhte sich die Mitgliederzahl auf 61 Personen. Schon ein Jahr später sind auf der vorhandenen Mitgliederliste 135 Personen, darunter auch viele Frauen, eingetragen. Das erste Narren-Comité bestand aus vier Narrenräten sowie dem Säckelmeister Josef Würth, dem Schriftführer Otto Würth und dem Präsidenten Otto Ruderer.
Der jüngste Grund: Die Hungrigen sind Teil des imateriellen Kulturerbes
Am 15. Januar 2025 wurde die Narrenzunft Hungrige Stühlinger 1885 mit dem Logo „Immaterielles Kulturerbe“ ausgezeichnet. Damit verbunden ist die Aufnahme in das bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes.
Auf Initiative der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN) wurde die schwäbisch-alemannische Fasnacht von der Deutschen Unesco-Kommission in das nationale Verzeichnis aufgenommen.
Neben Zunftmeister Daniel Fechtig freut sich ganz besonders Ehrenzunftmeister Arnfried Winterhalder, der die umfangreiche Bewerbung bearbeitet hat. Diese Auszeichnung ist weiterhin Ansporn für die Verantwortlichen, Tradition und Brauchtum der alemannischen Fasnacht zu pflegen und besonders die junge Generation damit zu begeistern.
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