Jutta Binner-Schwarz

Der Warenverkehr zwischen Stühlingen und dem Kanton Schaffhausen war schon öfters verboten oder zumindest stark eingeschränkt. Andrerseits ließen sich Vorteile aus günstig eingekauften Waren ziehen.

Das verführte natürlich zum Schmuggeln. Zu den entsprechenden Gütern gehörten oft, aber nicht nur, Kaffee und Rauchwaren wie die folgenden (alten) Schmuggelgeschichten erzählen. Aufgeschrieben wurden sie unter anderem im Zusammenhang mit Ausstellungen des Schwarzwaldverein Stühlingen.

Hier Schweizer Franken, dort Deutsche Mark: Die Grenze zwischen Stühlingen und Oberwiesen
Hier Schweizer Franken, dort Deutsche Mark: Die Grenze zwischen Stühlingen und Oberwiesen | Bild: Jutta Binner-Schwarz
Hier Schweizer Franken, dort Deutsche Mark: Die Grenze zwischen Stühlingen und Oberwiesen
Hier Schweizer Franken, dort Deutsche Mark: Die Grenze zwischen Stühlingen und Oberwiesen | Bild: Jutta Binner-Schwarz

„Schlechte Sieche“

Emil Sutter, bekannter Fuhrunternehmer aus Oberwiesen, besaß in Stühlingen Feld und durfte diese Äcker auch während des Krieges bewirtschaften. Seine Frau Elis kam regelmäßig mit dem Fahrrad über die Grenze, um dort auf dem Feld zu hacken oder andere Arbeiten zu verrichten. In ihrer Tasche hatte sie immer ein gutes „z‘Vieri“ dabei.

Das wussten auch die damals tätigen Hilfszöllner. Eines Tages „kontrollierten“ diese das Vesper von Elis Sutter in der Zollbaracke besonders genau. Als sie später durstig und hungrig von der Arbeit zu ihrem Most und einem Stück Käse greifen wollte, machte sie große Augen. Statt Most befand sich Wasser in der Flasche, statt des Käses hatte ein Stein ihre Tasche beschwert. Die „Schlechte Sieche“ am Zoll verspeisten dagegen ein zünftiges Vesper.

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Emil Sutter konnte mit seinen Fuhrwerken schon bald nach Kriegsende die Grenze für Holztransporte aus dem Schwarzwald passieren. Großzügig wie die Familie war, gelang es ihr, nach Stühlingen begehrte Lebensmittel wie Kaffee, Zucker und „Presshef“ (Hefe) mitzubringen.

Zöllnerlogik

Gleichaltrige unterstützen wollte der mittlerweile verstorbene Schleitheimer Jakob Härtenstein, der 1945 mit seiner vierten Klasse einen Spaziergang an der Grenze machte. Dabei trafen sie auf zwei Stühlinger Buben. Die baten sie darum, ihnen am Sonntag etwas zu essen zu bringen. Ein Treffpunkt im „Westerholz“ wurde abgemacht.

Tatsächlich machten sich Jakob Härtenstein und sein Schulkamerad Hermann Meyer auf den Weg zu den beiden deutschen Burschen. Im Rucksack hatten sie ein Brot, Butter, Stumpen und Zündhölzer. Leider erwischte sie bei der Aktion ein Schweizer Zöllner.

Er stellte sie, nahm sie mit und fragte unterwegs: „Wollt ihr zwei oder drei Wochen eingesperrt werden?“ Die beiden Buben antworteten tapfer: „Zwei Wochen!“ Am Zoll trafen sie zufällig auf Härtensteins Vater, der mit dem Rad von Stühlingen kam, wo er Verwandtschaft besucht hatte. Der nahm sie dann mit nach Hause. Zwei Monate später kam vom Zoll Bescheid, dass das Brot und die Butter abgeholt werden könnten.

Zu viel der Höflichkeit

Eine ebenfalls besonders kurioese Geschichte: Ein älterer Stühlinger Bürger besorgte sich in den 1950er Jahren seinen Zigarrenvorrat (Stumpen) regelmäßig in der Schweiz. Obwohl die Anzahl der Stumpen beim Grenzübergang nach Deutschland limitiert war, wusste sich der Senior stets zu helfen.

Der Stühlinger Senior schmuggelte seine Rauchwaren beim Grenzübergang stets unter dem Hut über den Zoll. Alles wäre immer so weiter gegangen, wenn er nicht eines Tages etwas gedankenlos gewesen wäre: Beim Grenzübertritt am deutschen Zoll lüftete er höflich seinen Hut mit den Worten „Einen schönen Tag noch!“