Streuobstwiesen prägen das Ortsbild von Obermettingen schon seit Jahrhunderten. Diese Streuobstwiesen scheinen auch seit gut einem halben Jahr einen Biber zu interessieren. Auf den Wiesen mit teils uralten Apfelbäumen in der Nähe des ehemaligen Obermettinger Sportplatzes hat der Biber mit dem Fällen begonnen – und das, obwohl der Bereich 300 Meter von der Steina entfernt ist und der Nager 90 Höhenmeter überwinden muss.

Biber fällen Bäume, um an Nahrung zu gelangen und um Dämme zu bauen. Fürs Dämmebauen in der weit entfernten Steina scheinen die Apfelbäume wohl nicht geeignet, eher um die jungen Triebe und Blätter zu verspeisen, jedenfalls, so scheint es, hält er von den Äpfeln wenig. Vier Apfelbäume verschiedener Stärke wurden seit März schon gefällt, der Fünfte ist nun seit einigen Tagen in Bearbeitung. Biber benagen die Bäume etwa einen halben Meter über dem Boden, quer zum Stamm. Deutlich erkennt man die typische „Sanduhr-Form“, die von seinen Schneidezähnen „geschnitzt“ wird. Das Holz der Apfelbäume ist sehr hart, doch für den Nager vom Steinatal scheint es kein Problem zu sein.

Normalerweise bevorzugen Biber Weichhölzer wie Weiden, Pappeln, Eschen. Der Biber hat bereits die Eschen und Erlen an der Straße von Obermettingen zur Steinasäge zuvor bearbeitet. Wegen der Verkehrssicherheit mussten die Bäume dann vor dem Umstürzen entfernt werden. Standen diese Bäume noch in der Nähe der Steina, so liegen die Streuobstweisen hoch über dem Tal.
Das bedeutet, dass der Biber doch eine schöne Strecke Weges von rund 300 Metern zurücklegen muss, dazu kommt noch der Höhenunterschied von 90 Metern. Wenn der Biber an Land oft plump und unbeholfen wirkt, seine Kletterkünste und das Erklimmen von Steilhängen wird unterschätzt, was dieser Biber von Obermettingen beweist. „Ich bin absolut erstaunt, was dieser Biber leistet“, sagt Herbert Gantert, der in der Nachbarschaft selbst Obstbäume hat.
Biberbeauftragte Bettina Sättele aus Ühlingen-Birkendorf kann es sich vorstellen, dass der Biber schon allein wegen des Futters diese Strecke zurücklegen kann: „Für den Biber ist es kein Problem im Umkreis von einem Kilometer von der Steina aus solch eine Strecke zurückzulegen, um an Futter zu kommen.“
Inzwischen kann man den Weg des Bibers von der Steina zu dieser nächstgelegenen Streuobstwiese gut verfolgen. „Meist nimmt er immer den gleichen Weg über die Wiese, den angrenzenden Wald und den Steilhang, den er wahrscheinlich nach vollbrachter Arbeit hinabrutscht“, erzählt Herbert Gantert.

Wo vier, bald fünf Obstbäume fehlen, erkennt man schon die Lücke in der betroffenen Streuobstwiese. Die zum Teil sehr alten Streuobst-Bestände, rund 1300 Bäume, um Obermettingen können nur durch fortlaufende Neubepflanzungen erhalten werden. Ob dem Biber aus der Steina irgendwann Lust zum mühevollen Aufstieg vergeht, ist eher nicht anzunehmen: Eine Spur führt bereits zu Baum Nummer sechs.