Herr Schlageter seit wann sind Sie für den Winterdienst in Ühlingen-Birkendorf zuständig?
Ich bin seit dem Winter 2008/2009 in Ühlingen-Birkendorf für das Schneeräumen zuständig. Zuvor war ich fünf Jahre als Schneeräumer in Waldshut-Tiengen. Anfangs war ich für Riedern, Hürrlingen und Teile von Ühlingen zuständig und habe dann 2013 den Räumdienst in Birkendorf von Christian Maier übernommen. In Riedern und Hürrlingen räumen jetzt Bauhofmitarbeiter der Gemeinde.
Sie kommen direkt von Ihrer morgendlichen Winterdienst-Tour. Um welche Uhrzeit ging es heute los?
Da es nicht geschneit hat, war ich heute Morgen erst um 6 Uhr unterwegs, um zu prüfen, wo es Glatteis gibt. Da war noch nichts. Aber das änderte sich schnell. Um 8 Uhr fuhr meine Schwester Doris zur Arbeit und hat mich angerufen, weil es von Igelschlatt zum Campingplatz im Kurvenbereich spiegelglatt war. Also bin ich los und habe überall, wo es gefährlich werden könnte, Salz gestreut. Gerade jetzt ging etwas beim Rührwerk des Salzstreuers kaputt. Das muss ich jetzt in Ühlingen zusammen mit einem Bauhofmitarbeiter reparieren.
Für welche Straßen sind Sie zuständig?
Das sind die Verbindungsstraßen von Igelschlatt nach Birkendorf, zur Kleiderfabrik, alle Gemeindestraßen und Neubaugebiet in Birkendorf, außerdem die Straße nach Witzhalden und von Unterwitzhalden nach Ühlingen, Kesselbündt, Hans-v-Opel-Straße, Vorderdorf, Kirchwiesen, Kirchstraße und die Schulstraße, sowie das Gewerbegebiet.
Wie lange sind Sie auf einer Tour unterwegs?
Zum Salzstreuen brauche ich zwei Stunden und 45 Minuten für alles, für Schneeräumen je nach Schneefall plus Salzen fünf bis 13 Stunden. Es sind 38 Kilometer insgesamt. Bei starkem Schneefall muss ich auf den Anliegerstraßen unterbrechen und die Hauptstrecken erneut räumen.

Wieviel kann der Salzstreuer fassen?
Eine Tonne Salz pro Fuhre. Wieviel ich bisher verbraucht habe, weiß ich gar nicht. Wir müssen sparsam damit umgehen, damit es reicht. Die müssen nachbestellen. Das macht die Gemeinde. Das Salzlager ist in Ühlingen.
Ist das Schneeräumfahrzeug Eigentum der Gemeinde?
Traktor und Schneeschieber gehören mir, der Salzstreuer ist von der Gemeinde. Als der Schneeschieber der Gemeinde kaputt war, habe ich vor drei Jahren einen eigenen günstig für 8000 Euro gekauft. So kann ich jetzt auch private Plätze räumen. Das ging vorher nicht.
Was ist das für ein Schneeschieber?
Es ist ein Vario Schneeschieber, den ich auf V-Form, Spitze und Schild stellen kann. Die Schiene unten am Schieber ist derzeit aus Metall. Aber ich werde nächstes Mal wieder eine Kunstschiene nehmen, weil die leiser ist.
Wann begann für Sie in diesem Winter das Schneeräumen?
Ende November bin ich zum ersten Mal zum Räumen gefahren und seither fast täglich. Ich hatte in den ersten Jahren meiner Tätigkeit bei der Gemeinde viel Schnee. Die letzten drei Winter weniger und nicht so lange anhaltend.

Wann gab es beim Schneeräumen mal richtig viel zu tun?
Gleich 2008 als ich noch in Riedern geräumt habe, gab es einen extremen Winter. Ich musste nachts wegen starker Verwehungen auf der Straße zur Muckwies alle zwei Stunden raus und räumen, sonst wäre man am nächsten Morgen nicht mehr durchgekommen. Es hatte nicht viel geschneit aber wahnsinnig geweht, so dass die Straße fast nicht mehr zu sehen war. An Schlaf war dann kaum zu denken, das muss man dann später nachholen. Als ich zur Schule ging, hatten wir im Winter oft bis zu 90 Zentimeter Schnee und der Schulbus kam die Straße nicht hoch nach Igelschlatt. Damals war das normal und wir mussten bis runter, wo jetzt der Campingplatz ist, zu Fuß gehen.
Wo räumen Sie am liebsten und wo ist es schwierig?
Am liebsten räume ich die Straßen außerhalb des Dorfes. Schneeräumen im Wohngebiet ist ein Riesenproblem. Da macht es halt wegen der Leute manchmal keinen Spaß. Keiner will den Schnee haben. Schneeräumen sieht einfacher aus, als es ist. Manche denken, man könne nur so durchfahren und wegschieben. „Aber wohin mit dem Schnee?“ Wo die Leute zu kritisch sind, stelle ich den Pflug auf V-Form ein und fahre durch. Dann geht es nicht anders. Jetzt hat ein Birkendorfer gesagt, ich dürfe den Schnee nicht auf die Wiese schieben, sonst versumpft die Wiese. Dass ein Landwirt, das sagt, wenn er einen Acker eingesät hat, verstehe ich. Aber, dass eine Wiese versumpft, dazu fällt mir nichts mehr ein. Was mich aufregt ist außerdem, wenn von Anliegern der Schnee wieder in die Straße geworfen wird. Es sieht dann so aus, als wenn wir nicht richtig geräumt hätten, ist ärgerlich und stellenweise auch gefährlich.
Gibt es auch Bürger, die Anerkennung für die gute Arbeit zeigen?
Ja, auf jeden Fall. Und manchmal gibt es sogar einen Obolus. Leider sind Reklamationen, die bei der Gemeindeverwaltung eingehen, auch jedes Jahr normal. Manchmal richtet man nichts mehr, weil man rumdiskutieren muss, wo der Schnee hingeschoben werden darf. Da reg ich mich aber nicht mehr drüber auf. Allen kann man es sowieso nicht recht machen.
Schneeräumdienst und 18 Kühe im Stall, die gemolken werden müssen – wie geht das zeitlich?
Ich steh um 4 Uhr auf zur Stallarbeit. Um 5.30 Uhr beginne ich mit dem Schneeräumen. Meine beiden Neffen Yannick und Moritz Rebmann vertreten mich gerne beim Schneeräumen, wenn es nötig ist. Traktorfahren macht den beiden Spaß. Sie wollen auch Landwirte werden.