Grafenhausen – „Das Land hat nun beschlossen, den Werkrealschulabschluss endgültig auszulöschen.“ Diese Hiobsbotschaft verkündete Bürgermeister Christian Behringer in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Schülerinnen und Schüler, die einen mittleren Bildungsabschluss im Schlüchttal ohne weite Anfahrtswege erwerben wollen, könnten dies nur noch, wenn sie derzeit in der Schlüchttal-Schule bereits die fünfte Klasse besuchen. Wer erst im September 2025 in die fünfte Klasse kommt, kann vor Ort nur noch den Hauptschulabschluss erwerben. Die Werkrealschule wird gemäß den derzeitigen Plänen zum Schuljahr 2029/2030 wegfallen, die Schlüchttal-Schule wird zur Hauptschule heruntergestuft.

Von dem Ratsgremium wurde die Entscheidung nur mit allgemeinem Kopfschütteln gewertet. Es könne doch nicht sein, diese Schulform, die sich angesichts des herrschenden Fachkräftemangels gerade im ländlichen Raum bewährt habe, zu streichen. „Wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal in der fünften Klasse zweizügig“, stellte der Rathauschef fest und fügte an, dass sich in den beiden Schlüchttal-Gemeinden Ühlingen-Birkendorf und Grafenhausen die Verwaltungen, die Gemeinderäte und die Schulverwaltung gemeinsam für das bestmögliche Angebot für alle Schülerinnen und Schüler einsetzen werden. Auch werden die Kommunen weiterhin in eine optimale Ausstattung investieren. Beim Werkrealschulabschluss handelt es sich um einen mittleren Bildungsabschluss, der vonseiten des Gesetzgebers der Realschule gleichgestellt ist. Eine zweite Fremdsprache gibt es an Haupt- und Werkrealschulen nicht, an den Realschulen ist Englisch die erste Fremdsprache. Ab Klasse 7 kann aber Französisch als Wahlpflichtfach hinzugewählt werden.

Auch Dominik Seidler, Gemeinderat und Mitglied im Vorstandsteam des Gewerbevereins, zeigte kein Verständnis für diese Entscheidung der Landesregierung. Gerade im ländlichen Raum würden von den Handwerksbetrieben Auszubildende mit einem guten, praxisorientierten Schulabschluss gesucht. Genau dieser werde in der Schlüchttal-Schule vermittelt. Für den Bürgermeisterstellvertreter komme hinzu, dass damit eine stärkere Bindung an den Heimatort gegeben sei. Dies wirke sich nicht nur auf das Handwerk, sondern auch auf das Vereinsleben positiv aus: „Von einer engen Bindung profitieren nicht nur der Sport- oder Musikverein, sondern auch die Rettungsorganisationen wie DRK und Freiwillige Feuerwehr“, betonte Seidler. Derzeit wird laut Behringer von den politisch Verantwortlichen noch empfohlen, den Weg in Richtung Berufsfachschule zu gehen, um den mittleren Abschluss zu erreichen. Bereits jetzt könnten Jugendliche nach dem Hauptschulabschluss auf die Berufsfachschule wechseln, an der sie nach zwei Jahren einen mittleren Schulabschluss erwerben können.