Wilfried Dieckmann

Mit Josef Briechle hat einer der bekanntesten zeitgenössischen Künstler aus dem Landkreis Waldshut Anfang Juli seine Arbeit „Horizontal zu vertikal“ aufgestellt, auch Maurizio Perron aus Italien hat sein Werk „we need to fix“ bereits im Skulpturenpark Grafenhausen installiert. Beide Kunstschaffenden beteiligen sich an der Open Air-Ausstellung „Zeit im Wandel“, die von der Gemeinde Grafenhausen initiiert und veranstaltet wird.

In diesem Jahr werden die Werke nicht wie sonst beim Symposium üblich vor Ort, sondern in den privaten Ateliers und Werkstätten geschaffen und im Laufe des Aktionszeitraums bis Ende August nach Grafenhausen gebracht. Insgesamt beteiligen sich zehn internationale Kunstschaffende.

Pauschale für Künstler

Nach den Worten von Grafenhausens Bürgermeister Christian Behringer konnte der Titel der Open Air-Ausstellung im Skulpturenpark, die „Zeit im Wandel“ lautet, nicht besser gewählt werden.

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„Gerade angesichts eines nicht ganz einfachen Virus, der die Welt in Atem hält, ist vieles vom Wandel betroffen“, betonte der Rathauschef, der gemeinsam mit zwei heimischen Künstlern und in Zusammenarbeit mit dem Schwarzwaldhaus der Sinne eine Open Air-Ausstellung mit zeitgenössischen Skulpturen realisierte. Das ursprünglich geplante 6. Internationale Künstlersymposium „Skulpturen im Park“ konnte angesichts der Pandemie nicht stattfinden.

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Alle Verantwortlichen waren allerdings der gleichen Meinung, einen kompletten Ausfall nicht zu akzeptieren. Einig waren sich die beteiligten Organisatoren auch, dass die Künstler nicht ganz zum Nulltarif arbeiten sollen, wie es in anderen Orten durchaus praktiziert wird. Sie sollen trotz angespannter Finanzlage der Kommune zumindest eine Aufwandsentschädigung erhalten. „Wir haben festgelegt, dass jeder Künstler, der sein Werk für mindestens zwei Jahre im Skulpturenpark ausstellt, eine Pauschale in Höhe von 500 Euro erhält“, informierte Behringer auf Nachfrage und ergänzte, dass es zusätzlich noch ein Kilometergeld für die Anfahrt gibt.

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Vom Gesamtaufwand sei auch die abgespeckte Version der Skulpturen-Ausstellung nicht weniger als sonst, hob Mitorganisator Simon Stiegeler hervor. Für die Gemeinde Grafenhausen sei es aber ein richtiger Gewinn, wenn der Park wieder mit neuen Skulpturen aufgewertet werde. „Hoch anrechnen muss man, dass sich der Bürgermeister für das Kunstprojekt offen zeigte“, lobte Bildhauer Stiegeler. Es sei gerade in der Corona-Zeit wichtig, nicht nur Musikern, sondern auch bildenden Künstlern, die derzeit „im Stillen leiden“, ein passendes Forum zu bieten.

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Gemeinderat und Rathauschef waren sich einig, dass die Ausstellung trotz Kosten der richtige Weg sei. Besonders betonte Behringer, dass die Veranstaltung finanziell durch Sponsoren gedeckt werden konnte. Deutlich hielt er aber auch fest, dass es für wirtschaftlich intakte Betriebe nicht mehr so ganz einfach sei, gewisse Beträge zur Verfügung zu stellen. „Wirtschaft ist nur stark, wenn auch kulturelle Möglichkeiten vorhanden sind, deshalb stand es für mich zu keiner Zeit in Frage, diese Open Air-Ausstellung zu unterstützen“, betonte Sparkassenchef Theo Binninger. Er ließ aber nicht unerwähnt, dass die Kassen enger werden: „Dummheiten und Regulatoren ziehen allein unserer kleinen Sparkasse Bonndorf-Stühlingen eine Million Euro für Negativzinsen und Regulatorik ab“, hob Binninger hervor und stellte die Frage in den Raum, was alles im Bereich Kultur und Kunst mit diesen riesigen Beträgen hätte gemacht werden können.

„Horizontal zu vertikal“

„Der bewegten Landschaft wollte ich eine Waagerechte und eine Senkrechte entgegenstellen“, erläuterte der 81-jährige Josef Briechle aus Tiengen, der seiner zweiteiligen Arbeit den Titel „Horizontal zu vertikal“ gab. Das Werk besteht aus einer bewusst senkrechten, durchbrochenen Holzskulptur und einem waagerechten, in Zeitabschnitte strukturierten Stamm. „Ich habe den ursprünglichen Stamm komplett mit der Kettensäge bearbeitet und Teile als Kontrast zur grünen Landschaft leicht weiß pigmentiert“, erklärte der Künstler.

„We need to fix“

„Mein Ziel ist es, die Welt mit meinen Werken zu füllen“, so der aus Turin angereiste Bildhauer Maurizio Perron, der im Skulpturenpark seine Arbeit „we need to fix“ installierte. Ein Werk, das bereits als Entwurf zum Nachdenken anregte. Ab sofort kann es von Jedermann im Rahmen der Open Air-Ausstellung betrachtet werden. Eine riesige Schraube aus Holz mitten im grünen Park.

Mit Hilfe von Simon Stiegeler und Bauhofleiter Michael Stiegeler hat Künstler Maurizio Perron sein Werk aufgerichtet.
Mit Hilfe von Simon Stiegeler und Bauhofleiter Michael Stiegeler hat Künstler Maurizio Perron sein Werk aufgerichtet. | Bild: Wilfried Dieckmann

Was will uns der Künstler schlussendlich damit sagen? Mit der Antwort hielt sich der Italiener, der schon mehrfach am Bildhauerwettbewerb in St. Blasien beteiligt war, allerdings zurück. „Hier muss der Betrachter nachdenken“, betonte er. Er möchte damit auch ein Zeichen setzen, dass der Mensch auf der Erde nur eine gewisse Zeit lebt. In dieser sollte jeder versuchen, quasi die Zeit umzudrehen und schlussendlich auch die Schraube anzuziehen. „So können Entgleisungen vielleicht wieder zusammengefügt werden“, so Perron.

Auf Grafenhausen hat sich der Künstler gefreut: „Ich liebe den Schwarzwald“, sagte er ohne Wenn und Aber und fand es zudem praktisch, dass er sein mitgebrachtes Leergut nun direkt in der Brauerei in Rothaus abgeben kann. Auch Perron lebt in seiner Heimat 80 Kilometer von Turin entfernt in den Bergen. Hier habe er auch eine Hütte künstlerisch gestaltet, die er unter anderem an andere Künstler vermietet.