Der schwierige Weg zur Waldshuter Fußgängerzone bildete zu Beginn dieser Woche den Auftakt zu unserer Sommerserie „Gedächtnis der Region“. Bis das Flanieren fast ganz ohne Autos zwischen den Stadttoren möglich war, standen sich Befürworter und Gegner des Projekts mitunter unversöhnlich gegenüber. Doch bevor die Diskussionen im Gemeinderat und beim Werbe- und Förderungskreis so richtig Fahrt aufnahmen, hatte sich ein junger Beamter, sagen wir es einmal sehr salopp, eine blutige Nase geholt.
Denn gleich zu Beginn der 70er Jahre hatte ein gewisser Bernhard Wütz die Vision, Waldshuts gute Stube von fahrenden und parkenden Autos zu befreien und dafür Fußgängern die Vorfahrt einzuräumen. Doch der damals noch junge „Regierungsassessor in der Innenverwaltung des Landes Baden-Württemberg beim Landratsamt Waldshut“ wurde von seinem damaligen Dienstherren, Landrat Schäfer, schnell wieder zurückgepfiffen.
Begeisterung für Fußgängerzone hält sich in Grenzen
Wie uns Bernhard Wütz, von 1980 bis August 2006 dann selbst Waldshuter Landrat, als Anmerkung zu unserem Bericht schreibt, sei er damals als Dezernent für Verkehr bei der Kreisbehörde auch für Waldshut zuständig gewesen. Bei einer Besprechung im Rathaus Waldshut im Jahr 1970, unter anderem mit dem seinerzeitigen Bürgermeister Dr. Utsch, habe er sich vehement dafür eingesetzt, die Kaiserstraße zur Fußgängerzone zu machen.
„Die Begeisterung der anderen Gesprächsteilnehmer hielt sich in Grenzen“, erinnert sich Bernhard Wütz an die Runde. Und nicht nur das: „Die Gegner dieser Idee wandten sich unverzüglich an den Landrat, der mit freundlich, aber deutlich sagte, ein solcher Vorschlag überschreite meine Kompetenzen.“
Kompetenzen ändern sich
Als Bernhard Wütz im Januar 1980 zum Landrat gewählt wurde, hatte sich seine Meinung zur Fußgängerzone nicht geändert. Wohl aber seine Kompetenzen. Er war jetzt zwar Herr im Landratsamt, aber die Zuständigkeiten für eine Fußgängerzone lagen seit der Hochzeit von Waldshut und Tiengen zu einer Großen Kreisstadt in deren Händen.
Die Zuständigkeit für Verkehrsregelungen war von der Kreisbehörde auf die Stadt übergegangen. Die Lorbeeren für ihre Ideen müssen Visionäre leider immer mal wieder teilen. Was aber bleibt, ist die Gewissheit, mit dieser Idee ein Vorreiter gewesen zu sein.