Die SÜDKURIER-Sommerserie „Gedächtnis der Region“ dreht sich in diesem Jahr um die 1980er, jenem Jahrzehnt, bevor Handys und Internet ihren Siegeszug um die Welt antraten. Musikalisch eroberten damals Nenas 99 Luftballons und Falcos Kommissar die Charts, in den Kinos begeisterten der Außerirdische ET, Patrick Swayze mit seinem „Dirty Dancing„ und die Zeitreise-Trilogie „Zurück in die Zukunft“ die Zuschauer.
In den deutschen Wohnzimmern flimmerten die US-amerikanischen Serien „Dallas“ und „Denver Clan„ sowie der raubeinige Tatort-Kommissar Schimanski und die Arztserie „Die Schwarzwaldklinik“ über die Mattscheibe. Letztere wurde unter anderem im Landkreis Waldshut gedreht. Nach der Ausstrahlung wurde das Heimatmuseum Hüsli in Grafenhausen als Wohnhaus von Professor Brinkmann weltbekannt.

Der SÜDKURIER greift in diesem Sommer in der historischen Serie „Gedächtnis der Region“ die 1980er Jahre auf. Die Redaktion sucht deshalb nun Fotos aus den Jahren von 1980 bis 1989 zu besonderen Geschehnissen und Themen.
Auch Zeitzeugen sind gefragt, die aus erster Hand etwas über die bedeutenden Ereignisse erzählen können oder damals in Waldshut, Tiengen oder in den umliegenden Gemeinden aufgewachsen sind.
Damals und heute
Vielleicht war einer von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, damals zufällig bei den Dreharbeiten in Grafenhausen vor Ort, um auf die Schwarzwaldklinik zurückzukommen, und hat möglicherweise Fotos und Anekdoten von der Begegnung mit den Schauspielern Klausjürgen Wussow, Gaby Dohm und Sascha Hehn.
Die Jahre 1980 bis 1989 waren jedoch auch geprägt vom sogenannten Kalten Krieg, der Atomkatastrophe von Tschernobyl oder der damals neu entdeckten Immunkrankheit Aids. Das Jahrzehnt endete mit einem Jahrhundertereignis: dem Fall der Berliner Mauer im November 1989, der die deutsche Wiedervereinigung ins Rollen brachte.

Auch in und um Waldshut-Tiengen standen in jenem Jahrzehnt große, vor allem bauliche Veränderungen an. In der Schweiz, direkt gegenüber der Nachbargemeinde Dogern, ging Ende 1984 das Kernkraftwerk Leibstadt in Betrieb – nicht ohne den Protest der Bürgerinitiative gegen Atomkraftwerke und Umweltgefährdung Hochrhein während der mehrjährigen Planungs- und Bauzeit der Atomkraftanlage.
Große Veränderungen standen in den Achtzigern auch in Waldshuts guter Stube, der Kaiserstraße, an. Mit der in der Geschichte der Stadt längsten Frühschoppentafel wurde am 25. Juni 1989 dort die offizielle Eröffnung der Fußgängerzone gefeiert. Auf einer Länge von 330 Metern erstreckte sich die weiß gedeckte Tafel vom Oberen bis zum Unteren Tor, aufgestellt vom Werbe- und Förderungskreis (W+F). Gugelhupf und Wein für 3000 Gäste gab es gratis.

Mit dieser Aktion schlossen die Einzelhändler nach Jahren der Ablehnung oder Skepsis endgültig ihren Frieden mit der Fußgängerzone. Voraussetzung für die autofreie Flaniermeile war die Schaffung von alternativen Parkmöglichkeiten.
In einem Doppelbeschluss machte der Gemeinderat von Waldshut-Tiengen am 9. Juli 1984 den Weg frei für den Bau des Kornhaus-Parkhauses und die Einrichtung der Fußgängerzone. Das Parkhaus am Kornhaus wurde am 19. Mai 1987 eröffnet. Im ersten Jahr konnte in den ersten beiden Stunden noch gratis geparkt werden.