Architekt Henning Musahl aus Waldshut stellte in der jüngsten Sitzung des Waldshut-Tiengener Gemeinderats die Pläne für das 25-Millionen-Euro-Projekt vor. „Wir müssen dringend nachverdichten und die Chance nutzen“, sagte Musahl über das Grundstück an der Von-Kilian-Straße, auf dem sich aktuell noch ein Wohnhaus mit Garage und umgeben von Wiese befindet. Der Eigentümer habe ihm, so der Architekt, die Fläche zum Bebauen angeboten. Sein Entwurf sieht vier mehrstöckige Gebäude vor, die in abgestufter Bauweise fächerförmig am Hang liegen und über eine unterirdische Garage miteinander verbunden sind.
Drei der vier Häuser sollen neben Wohnungen Platz für eine andere Nutzung bieten. So könne sich Henning Musahl etwa Büro- und Praxisräume, aber auch einen Kindergarten oder eine Mensa für die umliegenden Schulen oder das Landratsamt vorstellen. „Wir sind noch sehr offen im Konzept“, erklärte der Architekt.
Oberbürgermeister Philipp Frank bezeichnete die Pläne, die bereits Anfang 2019 der Stadtverwaltung vorgestellt worden seien, als „hochgradig charmantes Konzept“. Auch alle Stadträte, die sich in der Sitzung zu Wort meldeten, äußerten sich wohlwollend über den Entwurf. „Das Projekt trifft den Nerv der Zeit“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Philipp Studinger.

Auch die Freien Wähler begrüßen die Pläne. „Vor allem die soziale Komponente gefällt uns“, erklärte deren Fraktionssprecher Harald Würtenberger. Henning Musahl hatte zuvor erwähnt, dass 14 der 45 Wohnungen sozial gefördert werden sollen. „Dadurch haben Menschen die Möglichkeit dort zu wohnen, die sich den normalen Mietzins nicht leisten können“, lobte Harald Würtenberger. Auch die FDP-Fraktion unterstützt laut ihrem Vorsitzenden Harald Ebi das Projekt.
Knackpunkt der Baupläne ist die künftige Zufahrt zum Grundstück und in die Tiefgarage. Diese könnte laut Henning Musahl über die bisherige Zufahrt zum unteren Chilbi-Parkplatz erfolgen. Zusätzlich erforderlich wäre eine Fläche von knapp 36 Quadratmetern, für die der Architekt die Stadt in der Sitzung um ein sogenanntes Geh- und Fahrrecht bat. „Wir wissen, dass die Verwaltung viel zu tun hat. Deshalb unsere Bitte: Räumen Sie uns das Geh- und Fahrtrecht ein.“ Im Gegenzug wolle der Investor auf einen städtebaulichen Vertrag verzichten und direkt ein Baugesuch einreichen.
Philipp Frank sprach sich gegen ein „Hauruck-Verfahren“ aus. „Welchen Verfahrensweg wir einschlagen, entscheidet erst unsere Rechtsabteilung“, betonte der Oberbürgermeister. Er erklärte außerdem, dass die Zufahrt über den unteren Chilbi-Parkplatz nicht die einzige Möglichkeit zur Erschließung des Grundstücks sei. Er schlug vor, prüfen zu lassen, ob eine abgesenkte Zufahrt zur Tiefgarage zwischen der Justus-von-Liebig-Schule und dem unteren Chilbi-Parkplatz an der Kreuzung Von-Kilian-Straße und Waldtorstraße zu realisieren wäre. Eine solche Zufahrt habe er beim Augustiner-Parkhaus in Konstanz gesehen.
Henning Musahl hatte die Pläne für eine Zufahrt an dieser Stelle zuvor verworfen, da dort viele Fußgänger, darunter überwiegend Schüler, das Areal, das dem Landkreis gehört, queren. „Ich prüfe die abgesenkte Straße gern. Wenn das funktioniert, ändern wir die Pläne sofort“, versicherte der Architekt.
Ungeachtet der technischen Prüfung einer alternativen Zufahrt durch den Architekten stellte Jörg Holzbach, Stadtrat der Freien Wähler, den Antrag, in einer der nächsten beiden Sitzungen des Waldshut-Tiengener Gemeinderats über die Gewährung das Geh- und Fahrrecht am unteren Chilbi-Parkplatz zu entscheiden. Zuvor hatte sein Fraktionskollege Harald Würtenberger erklärt, dass er „jederzeit bereit wäre, das Geh- und Fahrrecht zu erlauben, um das Projekt voranzutreiben“. Die Abstimmung fiel einstimmig bei einer Enthaltung zugunsten des Antrags der Freien Wähler aus.