Der Straßenverkehr ist eine Wissenschaft für sich. Täglich zerbrechen sich Experten die Köpfe, wie sie ihn störungsfreier gestalten können. Um der Stauproblematik um den Waldshuter Zollhof Herr zu werden, wurde jüngst eine kurzfristige Maßnahme in Betrieb genommen. Mit der Kupferschmidstraße als Einbahnstraße entstand vor rund zwei Wochen quasi neuer Vorstauraum. Während auf der rechten Spur Lastwagen mit Ziel Zollhof warten, dürfen Fahrzeuge auf dem Weg ins Gewerbegebiet oder nach Waldshut links am Stau vorbei.

Weitere Optimierungen folgen
Nach Auskunft des Ordnungsamts funktioniert die Maßnahme gut. In Kürze sollen weitere Optimierungen vorgenommen werden. Hierzu gehört die Sperrung der Daimlerstraße zwischen Rudolf-Diesel-Straße und Kupferschmidstraße für Lastwagen mit Ziel Zollhof. Diesen bleibt dann nur die Möglichkeit, sich von der L 161 bzw. der Von-Opel-Straße aus in der Kupferschmidstraße anzustellen, statt die Daimlerstraße durch Abkürzungsversuche zu blockieren.
Auch am großen Kreisverkehr soll es besser werden
Ebenfalls weiter entschärft werden soll die Situation am großen Kreisverkehr. Damit von Waldshut aus kommende Lastwagen mit Ziel Zollhof nicht den Durchgangsverkehr Richtung Tiengen blockieren – die Abbiegespur Richtung Zollhof ist hier oft zu kurz – wird eine entsprechende Beschilderung auf die Umleitung über die L 161 und in die Kupferschmidstraße hinweisen. Weitere Verbesserungsvorschläge werden derzeit gesammelt und sollen in den kommenden Wochen auf einmal umgesetzt werden.
Akzeptanz der Maßnahme: Die Einbahnstraßenregelung wird laut Jürgen Wiener gut angenommen: „Die vor Ort eingesetzten Kräfte berichten von besser fließendem Durchgangsverkehr, allerdings ist die neue Verkehrsregelung noch nicht bei jedem angekommen“, berichtet der Leiter der Ortspolizeibehörde. In Einzelfällen würde die Beschilderung ignoriert und gefährliche Geisterfahrten durchgeführt. Seitens der entlang der Kupferschmidstraße ansässigen Betriebe ist bisher nichts negatives bekannt, auch wenn deren Fahrer auf dem Weg Richtung L 161 nun einen guten Teil des Kaitle umrunden müssen. „Der Umweg macht uns nichts aus“, sagt Clemens Isele, Geschäftsführer eines Autohauses in der Kupferschmidstraße. Andere betroffene Unternehmen wollten sich zum Thema hingegen nicht äußern.
Der Härtetest steht noch aus
Der Bypass für die morgendlichen Stoßzeiten erfüllt also seinen Zweck. Jedenfalls voraussichtlich, denn erstaunlicherweise fehlen für eine klare Aussage über seine Effektivität nun ebendiese morgendlichen Stoßzeiten. Im Gegensatz zur ersten Jahreshälfte, als es fast täglich zu massiven Verkehrsbehinderungen gekommen war, hat man von der gefürchteten Zoll-Lastwagen-Blockade hier schon seit Wochen nicht mehr viel gesehen. Die Ursachen für die scheinbare Entspannung sind völlig unbekannt. Lediglich seitens des Zolls gibt es einen Anhaltspunkt. Demnach berichten die Mitarbeiter des Zollhofs zwar von gleichbleibend hohen und weiterhin leicht steigenden Abfertigungszahlen.
Ankünfte verteilen sich auf den ganzen Tag
Aber: Statt auf die Morgenstunden gebündelt, verteilen sich die Ankünfte nun gleichmäßiger über den ganzen Tag. „Die Gründe dafür sind uns völlig unbekannt“, sagt Michael Hauck vom Hauptzollamt Singen. Klar ist hingegen, auch den Speditionen sind ihre im Stau stehenden Brummis ein teurer Dorn im Auge. Möglicherweise lassen ihre Disponenten den Zollhof Waldshut daher antizyklisch ansteuern, um eben nicht in seinen morgendlichen Stau zu geraten. Wie lange die Ruhe vor dem Zollhof anhalten wird, ist unmöglich abzusehen, denn, erfahrungsgemäß gilt: Je flüssiger die Abfertigung funktioniert, desto interessanter wird sie für weitere Speditionen und weitere Lastwagen. Mit dem Bypass ist Waldshut-Tiengen jedenfalls für erneute Stoßzeiten – zumindest vorerst – gewappnet.
Weitere Maßnahmen geplant
Wie es mittelfristig weitergeht, ist derweil nach wie vor unklar. Vorgesehen sind verschiedene Varianten zusätzlicher Vorstauräume in der Umgebung des Zollhofs. Der Gemeinderat hat hierzu bereits Ende Juli verschiedene Varianten vorgestellt. Es folgte ein Besuch des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesverkehrsministerium Steffen Bilger und ein Gegenbesuch von Oberbürgermeister Philipp Frank in Berlin.
Gespräch in der Hauptstadt
Ende Oktober ging es in die dritte Runde, zu der auch Landrat Martin Kistler und der Amtschef des Landesverkehrsministeriums Uwe Lahl zu einer Besprechung mit Staatssekretär Bilger und der Planungsgesellschaft Deges in der Hauptstadt zusammengekommen sind. Hier ging es laut Schreiner neben der A 98 auch um eine konkrete Verkehrsentlastung für Waldshut in Form neuen Vorstauraums, einer dritten Spur der B 34 und schließlich auch einer zweiten Rheinbrücke. Die von der Stadt eingereichten Vorschläge zum Vorstauraum – im Gespräch sind unter anderem zwei Größen im Bereich Kupferschmidstraße und L 161 – würden nun von Fachplanern untersucht, so Schreiner.
Finanzministerium in der Pflicht
Schreiner will sich für eine zeitnahe Umsetzung der Maßnahmen einsetzen. Verantwortlich sei aber vor allem in Sachen Finanzierung nicht nur das Verkehrsministerium. „Ich sehe hier auch die Zolldirektion und das Bundesfinanzministerium in der Pflicht. Dabei geht es um die Verfahrensorganisation, aber eben auch um den Vorstauraum“, sagt Schreiner.
Darum staut es sich
Die Ursache für die Staubproblematik zwischen Waldshut und Tiengen ist eine punktuelle Überlastung des Zollhofs Waldshut. Dieser befindet sich seit 2011 im Gewerbepark Hochrhein und wird täglich von Lastwagen aus allen Richtungen angefahren. Ausgelegt für 650 pro Tag, erreichen mittlerweile durchschnittlich 1200 Lastwagen, Tendenz steigend. Die Kapazität des Betriebsablaufs sei laut Zollamt Singen damit zwar nicht erschöpft. Die meisten Lastwagen erreichen den Zollhof aber in den Morgenstunden und sorgen so für den Stau. Momentan verteilen sich die Ankünfte aus unbekannten Gründen auf den ganzen Tag, wodurch es derzeit zu weniger Stau kommt.