"Ohne zusätzlichen Vorstauraum wird sich an der Situation nichts ändern", sagt Jürgen Wiener, Leiter der Ortspolizeibehörde zum mittlerweile beinahe allmorgendlichen Verkehrsinfarkt rund um den Waldshuter Zollhof. Um mehr Platz für die sich dann über den Kreisverkehr hinaus bis auf die B 34 stauenden Lastwagen zu schaffen, werden zurzeit mehrere Lösungsansätze gleichzeitig verfolgt.

Ein Sachstandspapier dazu sei laut Oberbürgermeister Philipp Frank in Vorbereitung. Auch das Bundesverkehrsministerium hat bereits seine Unterstützung signalisiert. Frank hatte hierzu kürzlich zusammen mit dem Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner beim Verkehrsstaatssekretär Steffen Bilger vorgesprochen. Sobald diese sicher ist, könnten entlastende Maßnahmen bereits in den kommenden Monaten in Angriff genommen werden.
- Neue Verkehrsführung: Für eine Entlastung während der morgendlichen Spitzenzeiten werden laut Wiener rund 100 Lastwagen-Stellplätze benötigt. Ziel ist es, die Lastwagen von der B 34 runterzubekommen. Künftig werden die sie deshalb über die L 161 und die dann als Einbahnstraße und zusätzlicher Vorstauraum ausgewiesene Kupferschmidstraße zum Zollhof geleitet. Die Fahrspuren für Autos und Lastwagen wären dann getrennt.
Pendler könnten an den wartenden Lastwagen vorbei in die westliche Kupferschmidstraße gelangen, die hinter dem Gewerbegebiet zum Grenzübergang führt. Damit Autos die Kupferschmidstraße aber überhaupt erst erreichen, wird weiterer zusätzlicher Vorstauraum benötigt. Denn: Ohne diesen würde sich die im Moment relativ gleichmäßig um den Kreisverkehr verteilte Masse an Lastwagen in die Kupferschmidstraße, die L 161 und schließlich wieder auf die B 34 verlagern, wo eine noch größere Blockade zu befürchten wäre.

- Neuer Vorstauraum: Verschiedene Flächen im Bereich des Gewerbegebiets Kaitle kommen dafür infrage. Derzeit führe man Gespräche mit Grundstückseigentümern darüber, ob Flächen oder Teilflächen – zum Teil auch nur auf Zeit – abgetreten werden könnten, so OB Frank. Das Vorhaben würde demnächst auch dem Gemeinderat vorgelegt. Ebenfalls infrage komme eine bisher ungenutzte Abstandsfläche zur zukünftigen A 98, die bis zu ihrem Bau als Vorstauraum genutzt werden könnte.
Hierzu sei man mit dem Regierungspräsidium Freiburg in Kontakt und auch der Bund muss zustimmen. Momentan werden Stellungnahmen eingeholt, Umsetzbarkeiten geprüft und Kosten berechnet, um die wirksamste Variante zu finden. - Neue Technik: Damit die Lastwagen die zukünftigen Vorstauräume in der richtigen Reihenfolge anfahren und schließlich zur Abfertigung gelangen, wird ein Verkehrsleit- und Ampelsystem benötigt. Die technische Umsetzbarkeit verschiedener Optionen werde derzeit zusammen mit dem Zoll geprüft, ebenso wie die möglichen Kosten. Bereits von der Ortspolizeibehörde angeordnet worden ist eine neue Ampel in der Kupferschmidstraße. Mit ihr sollte zwischen der Daimlerstraße und der westlichen Kupferschmidstraße eine Durchfahrtsmöglichkeit für Autos geschaffen werden.
Derzeit werden dort – trotz häufiger Polizeikontrollen und drohender Bußgelder – regelmäßig die Gegenfahrspur und der Fahrradweg genutzt. Bemerkenswert: Viele Lastwagen-Fahrer, die die Situation kennen, halten den Bereich auch ohne Ampel frei. Wann die Ampel kommt und wie das System überhaupt technisch umzusetzen ist, sei laut Jürgen Wiener noch nicht bekannt. Auch hier müsse geprüft werden, ob die Lösung im Zusammenspiel mit einem zukünftigen Vorstauraum in der Kupferschmidstraße Sinn mache, oder ob sie nicht dazu führe, dass abkürzende Lastwagen dann auch die Daimlerstraße verstopfen.

- Neue Spur: Eine dritte Spur, die vom Kreisverkehr aus nach Osten für Entlastung sorgen soll, wird laut OB bereits seit eineinhalb Jahren vom Regierungspräsidium in Betracht gezogen. Die Umsetzung werde laut diesem allerdings mindestens fünf bis acht Jahre dauern. Noch erheblich länger dauern wird es, bis mit einer neuen Rheinbrücke eine langfristige Lösung in Angriff genommen werden kann. Aber auch daran werde gearbeitet, denn "eine einzelne Maßnahme reicht auf Dauer nicht", so Frank.
- Neue Entscheidungen: "Es sind verschiedene Behörden involviert, die alle ins Boot geholt werden müssen", sagt Wiener. Die Koordination sei hier ebenso essenziell, wie die Zustimmung des Gemeinderats zur Umsetzung verschiedener Maßnahmen. Ebenfalls hänge die bereits signalisierte Unterstützung des Bunds von dem Sachstandspapier und den Lösungsvorschlägen ab, die derzeit im Kreise der beteiligten Institutionen erarbeitet werden.
Die Situation am Zollhof Waldshut
Der Zollhof Waldshut im Gewerbepark Hochrhein wurde im Jahr 2011 in Betrieb genommen und wird von deutschen und schweizerischen Beamten betrieben. Dieses System, das seinen Standort auch noch abseits der Grenze hat, ist in Deutschland einzigartig. Vor dem Zollhof befinden sich 26 gebührenfreie Kurzzeit-Lastwagen- und acht Kleintransporter-Stellplätze.
Konzipiert war die Zoll-Anlage zu Beginn auf rund 650 Lastwagen pro Tag. Derzeit werden zwischen 1100 und 1200 pro Tag abgefertigt. Problematisch ist, dass das Gros in den Morgenstunden eintrifft. In den vergangenen Wochen und Monaten kam es, besonders um Feiertage herum, zu teils massiven Verkehrsbeeinträchtigungen durch bis auf die Bundesstraße 34 gestaute Lastwagen. Der Vorstauraum reicht derzeit aber nur um den Lastwagen-Großparkplatz herum bis zur beschrankten Einfahrt.
Mittlerweile haben die Stadtwerke Waldshut-Tiengen als Betreiber des Großparkplatzes die Nutzung seiner 66 Stellflächen für die erste Stunde freigegeben, um den großen Andrang während der morgendlichen Spitzenzeiten teilweise abzufangen. Dennoch bleiben auch bei kostenloser Nutzung und eines entsprechenden Hinweisschildes bei der Einfahrtsschranke viele der Stellflächen leer. Frühmorgens hingegen behindern in den Fahrwegen parkende Lastwagen den Verkehrsfluss auf dem Areal, da der Großparkplatz nachts oft überfüllt ist.