Die Corona-Krise setzt der Weltwirtschaft ordentlich zu. Etliche Großkonzerne in Deutschland, wie zum Beispiel VW, haben die Produktion vorläufig eingestellt, Lieferketten sind teils unterbrochen. Aufträge können nicht mehr abgewickelt werden. Mittelständische Unternehmen bangen um ihre Existenz.
Die Bundesregierung schnürt ein Maßnahmenpaket, um die Unternehmen vor einem Konkurs zu bewahren. Darunter fallen auch die Regelungen für Kurzarbeit. Im Landkreis Waldshut hat die Verbreitung des Coronavirus bei Unternehmen noch keinen drastischen wirtschaftlichen Schaden angerichtet.
Zumindest bei den von uns befragten Unternehmen läuft es, gemessen an der aktuellen Lage, noch alles relativ normal. Allerdings rüsten sich die Betriebe für den Ernstfall, betriebsintern werden Abläufe bereits angepasst.
Hago in Küssaberg
Bei der Firma Hago Feinwerktechnik in Küssaberg ist das Thema Kurzarbeit noch keine Thema. „Offiziell ist noch nichts festgelegt“, sagt Sandra Zoller, Assistentin der Geschäftsleitung. Jedoch könne man die Lage noch nicht richtig abschätzen. Der Warenstrom sei noch intakt. Zoller: „Die Waren werden wie sonst angeliefert, auch unsere Ware geht planmäßig raus.“
Auf den ersten Blick läuft beim Küssaberger Unternehmen also alles wie gewohnt. Hinter den Kulissen greifen allerdings einige Vorsichtsmaßnahmen.
„Lastwagenfahrer werden dazu angehalten, dass sie das Fahrzeug nur verlassen dürfen, wenn sie be- und entladen. Sie dürfen nicht durch die Halle spazieren, sie müssen im Fahrerhaus bleiben, bis sie abgewickelt sind“, erklärt Zoller im Gespräch mit unserer Zeitung.
Ansonsten hält man sich an die Verhaltensregeln der Behörden. Das heißt: Keine Hände schütteln, Besucher und Mitarbeiter müssen den Sicherheitsabstand halten. Wer die Gebäude betritt, sollte vorher seine Hände desinfizieren. Meetings laufen über Skype. „Wenn Besprechungen nötig sind, sollten nicht mehr als vier Personen in einem Raum sein, wir benutzen unsere großen Räume, wo die Besprechungsteilnehmer den Sicherheitsabstand halten können“, beschreibt Zoller die derzeitige Lage im Unternehmen.
Ernst Kühne in Waldshut
Beim Kunststoffwerk Ernst Kühne in Waldshut-Tiengen nimmt alles noch seinen gewohnten Gang. „Es sind noch keine Aufträge storniert worden, Kurzarbeit ist bei uns noch kein Thema, wir sind ein bisschen besser dran als die Gastronomen“, berichtet Geschäftsführer Dietmar Kühne.
Sein Unternehmen ist indirekt auch für die Automobilindustrie tätig. Kühne liefere zum Beispiel an die Automobilzulieferer Bosch und Siemens. Kühne: „Im Moment sieht es so aus, dass es weitergeht, uns trifft es wahrscheinlich im Nachgang.“ Gleichwohl habe man sich mit dem Thema Kurzarbeit befasst und sich mit dem Betriebsrat beraten.
Schwierig sei, dass die großen Messen alle abgesagt sind. „Wenn die irgendwann, vielleicht im Sommer, nachgeholt werden, drängt sich alles im Kalender“, sagt Kühne, „da müssen wir eben wieder unsere alten deutschen Tugenden heraus holen und die Ärmel hoch krempeln“. Kühne unternimmt nach eigener Aussage derzeit alles, um seine 75 Mitarbeiter zu schützen.
„Wir brauchen unsere Mitarbeiter“
„Wir haben aber ein Problem: Unsere Fertigungstechnologie muss bedient werden“, erklärt der Unternehmer. Er spricht von seinen Mitarbeitern, die draußen tätig sind. Für die Büroangestellten sind Home-Office-Plätze eingerichtet worden. „Noch sind alle da, aber wir sind vorbereitet“, sagt Kühne. Und es sei organisiert, wer mit wem kommuniziert. Die Auszubildenden, die in der Gewerbeschule unterrichtet werden, sind im Moment freigestellt. Kühne: „Und wer sich nicht wohl fühlt, soll zu Hause bleiben.“
Lastwagenfahrer, die Ware bringen müssen durch eine Reinigungsschleuse, Mitarbeiter, die die Ware annehmen, tragen spezielle Handschuhe. Wo sich die fremden Lastwagenfahrer aufgehalten haben, wird gründlich gereinigt, so Dietmar Kühne.
Sto in Stühlingen
Till Stahlbusch, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Sto SE & Co. KGaA im Stühlinger Ortsteil Weizen, warnt vor Panikmache: „Davon hat niemand was.“ Ein Projektteam befasse sich mit den Ereignissen und steuere zusammen mit dem Vorstand die Maßnahmen. Die Sto-Mitarbeiter würden jeweils tagesaktuell informiert. Stahlbusch: „Unter Berücksichtigung der von Bund und Land ausgegebenen Regularien wollen wir den Betrieb weltweit gut aufrecht erhalten.“
Sedus Stoll in Dogern
Bei der Sedus Stoll AG mit Sitz in Dogern werden eventuelle Maßnahmen geprüft, hieß es im Telefonat mit unserer Zeitung. Nähere Informationen werde es demnächst geben.