Ausgerechnet der Mai! Er ist der Monat, der sich am Hochrhein alle paar Jahre nicht von seiner wonnigen, sondern mit Hochwasser von einer sehr unangenehmen Seite zeigt. Wie am 19. Mai vor 25 Jahren. Starker Regen führte in Waldshut-Tiengen und in einigen östlichen Kreisgemeinden zu Überschwemmungen. An vielen Abschnitten waren Landes- und Kreisstraßen unpassierbar; der Zugverkehr zwischen Erzingen und Schaffhausen musste ausgesetzt werden.

Am stärksten betroffen war wohl Grießen, wo der in ein Betonbett gefasste Schwarzbach sechs Straßen und zahlreiche Wohnungen überflutete. In Küßnach setzte der Hinterbach Keller unter Wasser. In einem Haus rauschten Wassermassen sogar durchs Schlafzimmer. Auf dem Campingplatz Kadelburg wurden die Menschen in ihren Wohnwagen und Zelten teils im Schlaf vom Hochwasser überrascht; die meisten der 110 Wohnwagen von Dauercampern wurden unter Wasser gesetzt. Nasse Füße bekamen die Camper auch in Waldshut, wo der nur wenige Meter entfernt fließende Rhein den Platz überflutete, den östlichen Teil der Rheinpromenade, die Liegewiese des Waldshuter Freibads und den Minigolfplatz unter Wasser setzte. Noch schlimmer traf es das Freibad in Jestetten, das gerade erst für 3,5 Millionen Mark saniert worden war. Überflutet wurden auch die Becken und technischen Anlagen, weshalb es zunächst fraglich war, das Bad in dieser Saison öffnen zu können. Wegen über die Ufer getretener Bäche liefen in Jestetten auch einige Hauskeller voll.

Erst am späten Nachmittag des 19. Mai 1994 zeichnete sich ein Rückgang des Hochwassers ab. Noch um 15 Uhr war beim Kraftwerk Albbruck eine Durchflussmenge des Rheins mit rund 4,4 Millionen Liter pro Sekunde registriert worden, der seit 1933 höchste Wert. Der durchschnittliche Wasserdurchfluss liegt bei etwa einer Million Liter. Der 1994er-Rekord wurde übrigens 1999 gebrochen, als sogar 4,6 Millionen Liter Wasser pro Sekunde in Albbruck durchrauschten. Und in welchem Monat war das? Natürlich im sogenannten Wonnemonat, am 12. Mai vor 20 Jahren.