Nun ist es amtlich – das Freibad Waldshut bleibt. Aber wie ist eigentlich die Stimmung in Tiengen nach dem Bürgerentscheid? Viele sind erst gar nicht zur Wahl gegangen, mit der Begründung, dass man ja beide Seiten gut verstehen könne und es genauso viele Gründe für die Erhaltung wie auch dagegen gebe. Auf Nachfrage bei den Bewohnern gab es ganz unterschiedliche Aussagen dazu:
Carmen Neu (47) aus Tiengen findet es gut, dass das Bad in Waldshut erhalten bleibt. „Um Badeunfälle zu vermeiden, sollten Kinder früh schwimmen lernen können und Bewegung an der frischen Luft ist sowieso gesund. Das Bad hat eine wundervolle Lage am Rhein und es ist doch auch schön, wenn die Kinder sich direkt am Ort mit Freunden treffen können.“
Zbigniew Wojtczak (63) lebt seit 30 Jahren in Tiengen. „Das Hallenbad und die Stadthalle in Waldshut haben viel Geld verschlungen, wir haben hier ringsherum Freibäder in Albbruck, Tiengen und Lauchringen. Jetzt auch noch das Freibad in Waldshut zu renovieren ist für mich eine Verschwendung von Steuergeldern. Dieses Geld wird jetzt wahrscheinlich fehlen, um unsere Schulen, Kindergärten und Sporthallen in Tiengen instand zu setzen.“
Magdalena Bucher (80) aus Gurtweil fand es gemein, dass man den Waldshutern ihr Freibad nehmen wollte, und hat sich deshalb aktiv für die Erhaltung eingesetzt. „Ich wusste es immer zu schätzen, dass wir mit unseren Kindern zu Fuß oder mit dem Fahrrad ins Tiengener Bad gehen konnten. Es wäre schade gewesen, wenn das für die Waldshuter nicht mehr möglich gewesen wäre.“
Alfred Arndt (56) aus Tiengen kann die Argumentation des Stadtrats gut nachvollziehen. „Es braucht keine drei defizitären Bäder in Waldshut-Tiengen. Es gibt im Umkreis genug Alternativen. Ich finde es auch nicht richtig, dass dieses Luxusproblem die Allgemeinheit finanzieren soll. Es fehlen Gelder für Schulen, Tagesstätten und Infrastruktur und dennoch ist man bereit, jährlich einen sechsstelligen Eurobetrag in den Badebetrieb zu pumpen. Das Geld könnte man sicher besser investieren.“
Rotraud (68) und Harry Kretschmer (76) lebten schon vor 45 Jahren in Tiengen und sind traurig darüber, dass nachdem Waldshut und Tiengen schon so schön zusammengewachsen waren, nun wieder alte Gräben aufgerissen wurden. Es hätte viele Falschinformationen zu diesem Projekt gegeben und dass man von Seiten der Politik nur mit Konsequenzen drohe, sei der falsche Weg. „Wir sehen es als Bürgerpflicht solche Einrichtungen über die Steuergelder zu erhalten, schließlich gibt es hier ja auch sonst nicht so viele Freizeitangebote.“
Katharina Schreiber (50) aus Tiengen fand es schon bemerkenswert, wie die Waldshuter für ihr Bad gekämpft haben und letztendlich bewiesen haben, dass man auch etwas bewegen kann, wenn man Initiativen ergreift. Aus ihrer Sicht gehen diese aber in die falsche Richtung: „Der Bereich am Freibad Waldshut ist Überschwemmungsgebiet. Meiner Ansicht nach sollten alle Bebauungen dort rückgebaut und das Gebiet renaturiert werden. Es geht hier immer nur egoistisch um das, was die Menschen wollen – wer berücksichtigt denn hier die Natur und verhilft ihr zu ihrem Recht?“