Die Konsumlaune in Deutschland ist wegen der wirtschaftlichen Lage gedämpft. Spüren auch die Einzelhändler in Waldshut-Tiengen diesen Trend? Die Aktionsgemeinschaft Tiengen und der Werbe- und Förderungskreis blicken auf das Weihnachtsgeschäft 2024 und die Senkung der Mehrwertsteuer-Freigrenze 2025.
Wie lief das Weihnachtsgeschäft in Waldshut-Tiengen?
„Mit anfänglichen Schwierigkeiten am Schluss doch noch ganz gut“, so beschreibt Thomas Wartner, Vorsitzender des Waldshuter Werbe- und Förderungskreises (W + F), das Weihnachtsgeschäft für den Waldshuter Einzelhandel. Während die ersten zwei Dezember-Wochen schwach gewesen seien, sei das Geschäft spürbar angezogen, je mehr es Richtung Heiligabend ging. „In der Summe kann der ein oder andere von einem guten Weihnachtgeschäft sprechen, weil das Finale doch ganz gut war“, bilanziert Wartner. Belastbare Zahlen liegen aber nicht vor, zudem sei es schwierig, eine pauschale Aussage für die verschiedenen Sparten des Einzelhandels zu treffen.
Ähnliches berichtet auch die Geschäftsführerin der Aktionsgemeinschaft Tiengen, Nikola Kögel. „Das Weihnachtsgeschäft ist bei den Tiengener Händlern sehr unterschiedlich ausgefallen. Einige waren sehr zufrieden, andere eher nicht. Das lässt sich aber nicht an den einzelnen Branchen festmachen.“ In ihrer Buchhandlung sei das Weihnachtsgeschäft deutlich besser gelaufen als erwartet. Eine ähnliche Rückmeldung habe sie von anderen Tiengener Einzelhändlern erhalten. Andere hätten eher von einem schlechten Jahr berichtet.
Nach wie vor habe der Tiengener Einzelhandel aber mit der fehlenden Frequenz zu kämpfen. Dafür sei eine Kombination aus mehreren Entwicklungen verantwortlich – der Online-Handel, die mitunter schwierige Suche nach einem Parkplatz oder die komplette Abkehr vom stationären Handel seit der Corona-Pandemie. Zwar kommen die Kunden laut Kögel nun nicht mehr in Scharen in die Innenstadt, dafür sei aber der Umsatz der einzelnen Kunden, im Fachjargon die Bonsumme, gestiegen. Nikola Kögel habe auch eine weitere Beobachtung gemacht: „Ich habe das Gefühl, dass die Leute bewusst kommen, sich bewusst beraten lassen und das auch zu schätzen wissen. Und damit können die inhabergeführten Geschäfte punkten.“

Wie war die Vorweihnachtszeit in den Innenstädten?
Äußerst zufrieden blickt Thomas Wartner auf die Vorweihnachtszeit und den Waldshuter Weihnachtsmarkt zurück: „Die Frequenz war durch den Weihnachtsmarkt sehr sehr gut, weil es auch ein perfektes Winter-Bummelwetter war.“ Auch Nikola Kögel schwärmt von der Vorweihnachtszeit im Städtle und dem ersten ‚Anleuchten‘, bei dem die Weihnachtsbeleuchtung offiziell in Betrieb genommen wurde. Ein Erfolg sei auch das Kinderkino an drei Samstagen im Ali-Theater gewesen. Nach einem verhaltenen Start waren die beiden folgenden Vorführungen ausverkauft.
Wie fällt die Bilanz zum WT-Gutschein aus?
Eine echte Erfolgsgeschichte ist für beide Gewerbevereine der gemeinsame Waldshut-Tiengen-Gutschein, der am 7. November eingeführt wurde. „Die Einführung war ein Mammut-Projekt, aber der Gutschein ist ein toller Erfolg. Er hat genau die Effekte gebracht, die wir uns erhofft haben. Und die beiden Gewerbevereine sind noch näher zusammengerückt“, bilanziert Kögel. In der Vorweihnachtszeit hätten sich zahlreiche Vereine, Organisationen und Unternehmen mit WT-Gutscheinen eingedeckt, auch das Einlösen laufe jetzt langsam an.

„Wir sind sehr happy, weil wir mit dem Gutschein ein gutes Marketing-Tool bekommen haben“, freut sich auch Thomas Wartner. Im nächsten Schritt soll nun der Arbeitgeber-Gutschein eingeführt werden.
Wie blicken Gewerbevereine und Händler auf die Senkung der Mehrwertsteuerfreigrenze?
Seit dem 1. Januar dürfen Einkaufstouristen nur noch einen Einkauf von 150 Schweizer Franken pro Person und Tag steuerfrei einführen – bisher lag die Zollfreigrenze bei 300 Franken. Die Senkung der Zollfreigrenze bereitet den Gewerbevereinen derzeit jedoch keine Sorgen. „Der W+F blickt noch relativ relaxt auf Senkung der Freigrenze. Im unteren Bereich wird es nicht sehr viel ausmachen, im höheren Bereiche wird man sehen“, sagt etwa Thomas Wartner.
Laut Nikola Kögel befürchtet auch ein Großteil der Tiengener Händler keine Einbrüche. Einige Schweizer Kunden hätten bereits signalisiert, nun öfter zum Einkaufen zu kommen. Dies habe auch Thomas Wartner beobachtet: „Ich glaube eher, dass in der Summe der Verkehr wieder mehr werden wird, weil die Schweizer öfter fahren.“
Wie läuft der Austausch mit dem City-Management?
Im November 2024 haben die beiden Citymangerinnen Monika Studinger und Carina Kirves ihre Arbeit aufgenommen. Beide Gewerbevereine befinden sich seither im engen Austausch mit den Expertinnen. Bisher sei vor allem viel analysiert und die Wünsche geäußert worden. Im Frühjahr ist laut Thomas Wartner ein erstes Quartalsgespräch angesetzt, in dem es um konkrete Pläne gehen soll. Die Erwartungen in Waldshut und Tiengen sind groß. „Wir hoffen, dass uns das ein oder andere an Kommunikation abgenommen wird und dass gewisse Dinge nun gemacht werden können“, formuliert es etwa Thomas Wartner. Auch Nikola Kögel hofft auf viele Impulse und die Umsetzung von Projekten, die die Aktionsgemeinschaft ehrenamtlich bisher nicht leisten konnte.