Normalerweise hätten Jörg Winkler und sein Team gerade Hochbetrieb. Es ist Sommer und damit die Zeit der Musikfestivals, Open-Air-Theater, Sportereignisse und anderer Großveranstaltungen wie dem Tiengener Schwyzertag und der Waldshuter Chilbi. „Im letzten Jahr haben wir über 1000 Projekte betreut“, erzählt Winkler, Inhaber und Geschäftsführer der Hochrhein-Veranstaltungstechnik (HVT).

Doch im Corona-Jahr ist alles anders. „Dieses Jahr hatten wir bislang gerade mal 100 Projekte“ – die meisten vor Ausbruch der Pandemie im März, berichtet Martin Müller, technischer Leiter des in der Waldshuter Kupferschmidstraße angesiedelten Unternehmens, das unter anderem auf Licht-, Ton- und Videotechnik sowie die Vermietung und Errichtung von mobilen Bühne und Tribünen spezialisiert ist.

Bei vielen Veranstaltungen in der Region prangt das orangerote HVT-Logo an der Bühne oder den Absperrzäunen. So wie zuletzt beim Autokino des VfB Waldshut auf dem Chilbiplatz im Mai und bei den Jazz-Days im Tiengener Schlosshof, für die das Unternehmen die Technik beisteuerte.

„Ich weiß es zu schätzen, was Sie hier in den letzten Jahren aufgebaut haben“, sagt Rita Schwarzelühr-Sutter. Anlässlich ihrer Sommertour durch den Wahlkreis besucht die SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium unter anderem die HVT, die Winkler 1996 gründete. Er berichtet der Politikerin, dass seine Mitarbeiter – darunter elf Vollzeit- und mehrere Teilzeitkräfte – in Kurzarbeit sind.

Zu tun haben sie zum Teil dennoch: Die technischen Anlagen müssen gewartet und Angebote geschrieben werden. „Aber nur bei einem Prozent der Angebote kommt es zu einem Abschluss“, sagt Winkler. Stornofristen seien wegen Corona derzeit ausgehebelt. „Da zahlt der Kunde nichts, wenn er einen Tag vorher den Auftrag absagt“, schildert der Geschäftsführer die prekäre Situation.

Besuch bei der Hochrhein-Veranstaltungstechnik (von links): Peter Schallmayer (stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender), Jörg Winkler ...
Besuch bei der Hochrhein-Veranstaltungstechnik (von links): Peter Schallmayer (stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender), Jörg Winkler (Inhaber HVT), Rita Schwarzelühr-Sutter (SPD-Bundestagsabgeordnete) und Martin Müller (Technischer Leiter HVT). | Bild: Juliane Schlichter

Bis auf wenige Veranstaltungen mit beschränkten Zuschauerzahlen liegt die Kulturszene in der Region derzeit brach. Es brauche aber Kultur in der Gesellschaft, findet die Abgeordnete. „Und Sie bieten die Bühne für Kultur“, sagt Schwarzelühr-Sutter an Winkler gewandt. Die Überlegung von Bundesfinanzminster Olaf Scholz, das Kurzarbeitergeld von zwölf auf 24 Monate zu verlängern, „halte ich für einen guten Vorschlag“, so die Politikerin.

Darauf der Veranstaltungsexperte: „Das würde unserer Branche sehr entgegenkommen.“ Denn mit längerfristiger Unterstützung könne er für sein Unternehmen neue Geschäftsfelder entwickeln, beispielsweise ein kleines Studio einrichten, um Veranstaltungen live ins Internet zu übertragen. Auch Rita Schwarzelühr-Sutter ist überzeugt: „Solche Formate werden auch nach der Corona-Krise bleiben.“

Doch dafür sei schnelles Internet die Grundvoraussetzung. „Für Schulen und Unternehmen aller Art und für Sie besonders“, betont Schwarzelühr-Sutter an Jörg Winkler gewandt. In ihrem Homeoffice habe die Verbindung gut funktioniert. Doch sie wisse durch ihre Fahrten durch den Wahlkreis, der den Landkreis Waldshut und Teile des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald umfasst, dass es an manchen Ecken noch klemmt. Dies bestätigt Martin Müller: „Mobil zu surfen ist vielerorts schwierig, wenn man nicht auf ein Schweizer Netz ausweichen will.“