Seit 90 Jahren haben Schwimmer und Sonnenanbeter den gleichen Treffpunkt im Westen von Waldshut. Drei Jahreszahlen prägen diesen Ort: 1934 Eröffnung des eingezäunten Badebereichs im Rhein mit aufgeschüttetem Sandstrand, 1954 Eröffnung des Freibads mit Badebecken und 2022 Eröffnung des grundlegend sanierten neuen Freibads.

Mit seiner jetzt 70 Jahre währenden Geschichte ist das Becken-Freibad Generationen von Badefreunden in Waldshut gut vertraut. Es dürfte noch die eine Frau und den anderen Mann geben, die sich daran erinnern, dass nach dem am 2. Juli 1953 gefeierten Richtfest Tage später die beiden gerade fertiggestellten Badebecken mit Wasser gefüllt waren, um dem durch Hochwasser steigenden Grundwasserspiegel einen Gegendruck zu bieten.

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Hochwasser verschiebt Baderöffnung

Was sich schnell herumsprach, denn plötzlich tummelte sich eine große Schar von Mädchen und Jungen im Wasser. Alles sah danach aus, als ob das Bad in den Sommerferien 1953 eröffnet werden könnte. Doch dann setzte der große Regen ein, die Arbeiten mussten eingestellt werden. Am 25. Juli 1953 überflutete Hochwasser Teile der Schmittenau und des neuen Freibadgeländes. Weshalb der Gemeinderat Anfang August 1953 die Baderöffnung in das Jahr 1954 verschob.

Vier Bäder im Rhein bei Waldshut

Erstes modernes Bad nach Kriegsende im Landkreis

Als das neue Freibad am 29. Mai 1954 eröffnet wurde, machte der Himmel eine kühle Miene zu dem nicht nur von den Waldshutern ungeduldig erwarteten Ereignis. Denn es war im Kreis Waldshut das erste nach Kriegsende 1945 errichtete moderne Schwimmbad. Doch schon am folgenden Tag, einem Sonntag, sah die Welt ganz anders aus. Herrlicher Sonnenschein über der Hochrheinlandschaft und der neuen Freibadanlage führte dazu, dass Badegäste und Sonnenhungrige in Scharen durch die Kasse strömten.

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Am Nachmittag wurden mehr als 1000 Besucher gezählt. Und es wurde immer besser. Am 20. Juni 1954, einem Sonntag, wurde mit rund 3000 Besuchern ein erster Rekord verbucht. Jetzt waren die Liegewiesen bis zum Rand bevölkert, die Schwimmbecken fast so voll wie das aus allen Nähten platzende Restaurant des Bads.

Das Waldshuter Freibad mit seinen Badebecken an einem Frühsommertag Mitte der 1950er-Jahre. Es wurde am 29. Mai 1954 eröffnet und ...
Das Waldshuter Freibad mit seinen Badebecken an einem Frühsommertag Mitte der 1950er-Jahre. Es wurde am 29. Mai 1954 eröffnet und ersetzte das 20 Jahre zuvor an gleicher Stelle errichtete Rhein-Strandbad. Neben der Rutsche am Nichtschwimmerbecken zeigt das Foto die Sprungbretter mit dem Drei-Meter-Brett in der Mitte, die einige Jahre später aus Sicherheitsgründen abgebaut wurden. | Bild: Stadtarchiv Waldshut-Tiengen/Nachlass Photo Bach

40 Pfennig für eine Kabine

Die Eintrittspreise: Wechselkabine 40 Pfennig für Erwachsene, 20 für Kinder von sechs bis zehn Jahre, 10 für Kinder bis sechs Jahre. Eine Saisonkarte kostete für die Umkleidekabine 10 D-Mark. Heute, im 70. Jahr des Freibads, beträgt der Einzeleintritt für Erwachsene 5 Euro, der ermäßigte Eintritt 3 Euro.

Damit liegen die Preise etwas höher als 2023. Die Stadtwerke als Betreiber der städtischen Bäder begründen die Preiserhöhung mit Verbesserungen in beiden Freibädern und steigenden Betriebs- und Personalkosten. Für Erwachsene kostet eine Saisonkarte 90 Euro und lohnt sich damit ab 19 Besuchen. Ermäßigte Besucher zahlen 50 Euro, hier lohnt sich die Saisonkarte schon ab 17 Mal. Der vergünstigte Feierabendtarif gilt in diesem Jahr schon ab 17 Uhr. Dann kostet der reguläre Eintritt 3 Euro für Erwachsene und ermäßigt 2 Euro.

Besucherzahlen sinken in den 70er Jahren

Bis Mitte der 1970er-Jahre war Waldshut das zentrale Freibad für das gesamte Umland. Das änderte sich mit dem Bau der beheizten Bäder in Lauchringen, Zurzach und Albbruck. In der Folge gingen die Besucherzahlen zurück. Und schließlich begann das Zittern um die marode Technik.

Das Fragezeichen, ob deren teure Sanierung von der Stadt geschultert werden könnte, wurde immer größer. „Trotz allem würde eine Schließung des Freibads von der ,Sonnen-Lobby‘ in der Bevölkerung wohl nicht geschluckt“, war im Alb-Bote schon im Mai 1994 zu lesen. Richtig prophezeit.

Bürgerinitiative kämpft ums Bad

Im November 2016 wurde in Waldshut die Bürgerinitiative Pro Freibad gegründet, deren Vorsitzende Christiane Maier bei einer Sitzung Anfang Mai 2017 den Mitgliedern die frohe Kunde verkündete, dass ein anonymer Spender eine Million Euro zum Erhalt des Waldshuter Freibads zugesagt hatte.

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Das bereits auf einem Treuhandkonto liegende Geld solle „ausschließlich für die Erweiterung und Instandsetzung der Infrastruktur, namentlich der Wasser- und Beckentechnik, einschließlich der dazugehörigen Planungsleistungen zur Verfügung stehen“. Außerdem fordere der Spender, so Maier, dass der Gemeinderatsbeschluss vom 3. April 2017 dahingehend geändert werde, dass „dem Freibad Waldshut der dauerhafte Betrieb zugesagt wird“. Auch müsse das Bad weiterhin in städtischer Hand bleiben, so die Forderung.

Bürgerentscheid kippt Ratsbeschluss

Der von Pro Freibad initiierte Bürgerentscheid kippte am 21. Oktober 2018 den Gemeinderatsbeschluss, nur das Freibad Tiengen zu sanieren. Nachdem sich beim Bürgerentscheid 5104 Bürgerinnen und Bürger von Waldshut-Tiengen für den Erhalt auch des Waldshuter Freibads ausgesprochen hatten, erfolgte in den folgenden Jahren die Sanierung des Beckens und der Badewassertechnik.

Mit einem großen Einweihungsfest wurde das Bad am 28. Mai 2022 wieder in Betrieb genommen. Rechtzeitig zur Badesaison 2023 wurden auch die sanitären Anlagen und das alte Umkleidegebäude mit Kassenraum saniert.

In der vergangenen Saison 2023 wurde das Waldshuter Freibad von 43.000 Personen besucht. Saisonschluss ist voraussichtlich am 23. September. Bei schönem Wetter darf von 10 bis 20 Uhr geschwommen und geplanscht werden, bei schlechtem Wetter von 10 bis 14 Uhr.