Der dringend benötigte zweite Vorstauraum für den überlasteten Zollhof im Gewerbepark Hochrhein in Waldshut soll bis spätestens Ende 2023 in Betrieb gehen. „Wir hoffen, dass wir noch etwas schneller sind“, stellte Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, am Freitag bei einem Vor-Ort-Termin auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Felix Schreiner in Aussicht.
„Aus unserer Sicht sind die acht Millionen Euro für den Vorstauraum gut angelegtes Geld.“Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister
Der im Jahr 2011 eröffnete Waldshuter Zollhof war ursprünglich für 650 Lastwagen pro Tag ausgelegt. Inzwischen nutzen täglich im Durchschnitt 1000 Lastwagen die Anlage, an Spitzentagen sogar 1300, wie Nikolai Rose, kommissarischer Leiter des Zollamts Waldshut, auf Nachfrage erklärt. Der große Ansturm auf den Zollhof ist die Hauptursache für die fast täglichen Staus auf der Bundesstraße 34.
Dass der grenzüberschreitende Schwerverkehr am Hochrhein in den vergangenen Jahren zunimmt, bestätigt auch Tobias Bartelmess, einer der beiden Geschäftsführer der Spedition Ristelhueber, die ein 5000 Quadratmeter großes Gelände im Gewerbepark für den zweiten Vorstauraum zur Verfügung stellt.
„Die Schweiz importiert immer mehr und produziert immer weniger selbst“, berichtet der Spediteur im Gespräch mit dieser Zeitung. Die steigenden Abfertigungszahlen machten sich an allen Grenzübergängen bemerkbar – nicht nur in Waldshut, sondern auch in Rheinfelden und Weil am Rhein, sagt Bartelmess.
Der Bund nimmt nach Aussage von Steffen Bilger acht Millionen Euro in die Hand, um das Gelände zu erwerben, zu bebauen und die notwendige Infrastruktur herzustellen. „Wir sind auf der Zielgeraden“, sagte der Staatssekretär über das gemeinsame Projekt von Bund, Land und Stadt. Zur Finanzierung merkte Felix Schreiner an: „Das Ministerium muss das Geld geben. Kommunal kann das nicht gestemmt werden.“
Der Waldshut-Tiengener Oberbürgermeister Philipp Frank sieht das Projekt als „gute Übergangslösung“. Denn in zehn bis 15 Jahren könnten die geplante Verbreiterung der B 34 auf drei Spuren, die digitale Abfertigung von Lastwagen, eine zweite Rheinbrücke und die Elektrifizierung der Hochrheinbahnstrecke einen zweiten Vorstauraum überflüssig machen. „Die A 98 darf man nicht vergessen“, ergänzte die SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter.
Aus diesem Grund habe die Spedition Ristelhueber das Vorverkaufsrecht, um das Gelände zur Erweiterung ihres eigenen Unternehmens zurück zu erwerben. Für die zweite Rheinbrücke dürfe es bei keiner Absichtserklärung zwischen der Schweiz und Deutschland bleiben, „es muss damit weitergehen“, betonte Schreiner.
Zum Zeitplan des dreispurigen Ausbaus der B 34 zwischen der Anschlussstelle Tiengen-West der A 98 und dem Kreisverkehr auf Höhe des Obi-Baumarkts, sagte Dieter Bollinger, Referatsleiter „Straßenbau Süd“ beim Regierungspräsidium Freiburg, auf Nachfrage: „In fünf bis sieben Jahren könnte er fertig sein.“
Landrat Martin Kistler nennt den zweiten Vorstauraum „ein Puzzlestück in der Infrastruktur des Landkreises Waldshut„, und die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Hartmann-Müller spricht von einem „Leuchtturmprojekt“. Von Seiten des Landes sichert sie Unterstützung für das Projekt zu.