Hochbauamtsleiterin Carmen Urban ist in den ersten Monaten ihrer Tätigkeit wahrlich nicht zu beneiden. Denn bereits zum dritten Mal musste sie dem Gemeinderat verkünden, dass im Zusammenhang mit der Kornhaussanierung unerwartet Rechnungen aufgetaucht sind. Wiederum geht es um einen mittleren sechsstelligen Betrag. Wiederum ist aber auch klar: Sie ist lediglich die Überbringerin der schlechten Nachrichten. Denn ihren Job hat Urban erst vergangenen Herbst angetreten. Da war das Bauvorhaben im Grunde schon über die Bühne. Und Urbans Aufgabe war es seither, das Ganze aufzuarbeiten, wobei die finanzielle Tragweite immer desaströsere Ausmaße annahm.
Natürlich: Wenn die öffentliche Hand baut, kommt am Ende häufig ein höherer Betrag heraus als anfangs geplant. Das gilt bei der Sanierung historischer Gebäude umso mehr, denn allzu oft lauern hinter der Fassade allerhand Überraschungen.
Was ist schief gelaufen?
Aber wenn sich die Kosten binnen sechs Monaten mal eben um den Preis von drei Einfamilienhäusern erhöhen, wirft das ein sehr schlechtes Licht auf die Verantwortlichen. Vor allem stellt sich in aller Deutlichkeit die Frage, was da eigentlich alles schief gelaufen ist und wer für ein solches Schlamassel die Verantwortung fehlt.
Eine Antwort auf beide Fragen gab es bisher nur in Teilen oder gar nicht – selbst auf mehrfache Nachfragen aus dem Gemeinderat. Das ist schwer nachvollziehbar. Aber es ist symptomatisch für den gesamten Projektverlauf, den die Bauamtsspitze schon in der Januar-Sitzung präsentiert hat.
Denn schon da war die Rede von Chaos und Kontrollverlust auf der Baustelle infolge personeller Mangelerscheinungen im Bauamt. Die Aktenlage – eine Katastrophe; regelmäßige Termine vor Ort – Fehlanzeige.
Nun kommt die Quittung
Was der Gemeinderat nun über sechs Monate hinweg serviert bekam, war die die Quittung des Ganzen, garniert mit der Erkenntnis: Die Stadt kann froh sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist.
Denn wenn ein solches Projekt tatsächlich unkoordiniert und ungesteuert durch eine so krisenreiche Zeit wie die vergangenen Jahre getrieben ist, grenzt es schon an ein Wunder, dass es überhaupt zu einem Abschluss gekommen ist. Und dass auf der Kostenseite nicht noch größere Probleme entstanden sind.
Zumindest wurden aus dem Fiasko bereits Lehren gezogen. Das nimmt man der noch immer neuen Hochbauamtsleitung ab. Nun bleibt zu hoffen, dass die angekündigten Mechanismen tatsächlich dabei helfen, eine Wiederholung derartiger Probleme zu verhindern.