Waldshut Ein Wechsel im Vorstand der Liga der freien Wohlfahrtspflege des Landkreises Waldshut wurde am vergangenen Dienstag bekanntgegeben. Alle zwei Jahre wechselt der Vorstand. Somit übergab Michael Guldi, der Abteilungsleiter für soziale Dienste des Kreises Waldshut (DRK), den Vorstandssitz an Martin Riegraf, Vorstand der Caritas Hochrhein.
In einer gemeinsamen Versammlung von Diakonie, Caritas, Arbeiterwohlfahrt, Lebenshilfe Südschwarzwald, DRK und Christiani in den Räumen der Caritas stellte sich die Liga vor. „Was haben wir gemeinsam? Wir wollen Zeit haben für die Menschen in der Region“, sagte Riegraf. Rund 2100 Mitarbeitende seien in den Wohlfahrtsverbänden beschäftigt, circa 1000 Mitarbeiter seien ehrenamtlich tätig. Eines der Themen, das sie beschäftige, seien die Mitarbeiter, und anderseits – das betreffe vor allem die Arbeiterwohlfahrt und die Caritas – die pflegerische Versorgung im ländlichen Raum. „Da müssen wir neue Modelle entwickeln. Wie stärken wir vor Ort die häusliche Pflegesituation?“, sagte Riegraf. Pflegeheime seien nicht die Lösung der Zukunft, ergänzte Thomas Bomans, Geschäftsführer der Arbeiterwohlfahrt Waldshut. Diese hätten durchaus ihre Berechtigung, seien aber nicht die Antwort auf die Zunahme der Pflegebedürftigen, allein aus wirtschaftlichen Gründen. „Als Liga ist uns klar, viel hilft nicht viel. Um das finanziell zu stemmen, wir müssen in Zukunft Lösungen vor Ort finden“, erklärte Bomans. Was die Mitarbeiter vor allem in der Pflege betreffe, so könnten sie nicht existieren ohne Menschen aus dem Ausland, ist sich Riegraf sicher. „Wir haben 46 verschiedene Nationen bei der Caritas“, sagte Riegraf. Bei der Arbeiterwohlfahrt habe mehr als die Hälfte der Mitarbeiter einen Migrationshintergrund, erklärte Bomans. „Das ist eine große Herausforderung. Wir müssen uns noch mehr um die ausländischen Auszubildenden kümmern. Bei uns bekommt jeder einen Kümmerer als Kontaktperson. Man muss sich wohlfühlen in unserem Land“, sagte Bomans.
Ein weiteres Thema sei das Bundesteilhabegesetz. Das sei ein sehr anspruchsvolles Thema, so Riegraf. „Wie können wir die Teilhabe von Menschen mit Behinderung verbessern? Wir suchen nach Lösungen mit dem Landkreis. Wie schaffen wir es hier, zukunftsfähig zu sein?“, fragte Riegraf. „Die größte Herausforderung wird in personeller und finanzieller Hinsicht sein, wie kriegen wir als Liga das gestemmt?“ Das seien Fragen, die den Landkreis umtreiben, ergänzte Bomans. Sie hätten bereits viel erreicht im Landkreis. „Die Menschen sollen die Möglichkeit haben, zu gestalten“, sagte Riegraf.
Das Ganztagsförderungsgesetz betrifft die Träger von Kindertageseinrichtungen, Ganztagsbetreuung, Jugendhilfe. Es beinhaltet einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder in der Grundschule. „Wir sind nicht nur die ausführende Organisation, wir sind auch Ratgeber für Städte und Gemeinden“, erklärte Michael Guldi. Sie wollten Konzepte umsetzen, die Kindern und Familien guttun. Andreas Harder, Geschäftsführer des Diakonischen Werks, ist der Meinung, dass noch mehr Familienzentren, die durchaus auch generationenübergreifend seien, gebraucht werden. Thomas Sausen, Geschäftsführer der Lebenshilfe Südschwarzwald, denkt, der Austausch mit anderen Betroffenen könnte Halt geben. „Was uns auch sehr beschäftigt, ist die Spaltung der Gesellschaft. Mit unseren Diensten sind wir zwar verlässlich, es gibt aber viel Frustration, wenn etwas vermeintlich nicht funktioniert. Zum Beispiel, wenn jemand nicht sofort einen Pflegeplatz bekommt, oder finanzielle Nöte hat“, sagte Riegraf. „Wir müssen die Menschen abholen in die Realität, mit ihnen diskutieren, sagen bring dich ein“, ist Bomans überzeugt.