Es brummt und summt im Garten von Familie Tröndle in Oberalpfen. Süßer Duft liegt in der Luft. Freudig lächelnd begrüßen uns Herbert (64) und seine Tochter Tamara Tröndle (30). Die beiden sind von Kopf bis Fuß in weiße Schutzkleidung gehüllt, denn sie sind Hobby-Imker. „Wir haben die Liebe zu den Bienen vor rund fünf Jahren entdeckt“, sagt Herbert und lässt die Hände schweifen, „wir hatten genügend Platz hier auf der Streuobstwiese.“

Mit einer Smoker-Kanne, in der verdorrte Tannenzweige glimmen, verteilt Tamara Tröndle Rauch im Bienenstock. Dann greift Herbert Tröndle hinein und holt eine Wabe heraus, die über und über von Bienen besetzt ist. „Der Rauch macht sie weniger angriffslustig“, erklärt er. Sanft streicht er die Tierchen hinunter, um die Wabe zur Honigernte mitzunehmen.

20.000 Bienen im eigenen Garten

Elf Bienenvölker, mit je einer Königin und insgesamt etwa 20.000 Einzeltiere, haben im Garten von Tröndles in Oberalpfen ein Zuhause gefunden. Mit den ersten warmen Tagen im Frühjahr schwärmen sie aus, um Nektar zu schlürfen, bauen dann fleißig ihre wachsigen Waben und füllen diese mit Honig.

Herbert und Tamara Tröndle sind Hobby-Imker und teilen die Leidenschaft. Durch ihren Familien-Garten in Oberalpfen schwirren zu ...
Herbert und Tamara Tröndle sind Hobby-Imker und teilen die Leidenschaft. Durch ihren Familien-Garten in Oberalpfen schwirren zu Spitzenzeiten rund 20.000 Bienen. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

„Wenn sie so voll wie jetzt sind, kann geschleudert werden“, erklärt Tamara Tröndle. Im Untergeschoss des Elternhauses steht eine Honigschleuder. Herbert Tröndle kratzt mit einer speziellen Entdeckelungsgabel, die aussieht wie eine drahtige Bürste, erst das Wachs von den Waben, dann spannt er vier Waben in eine silberne Maschine, die wie ein großer Kochtopf wirkt.

Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die ...
Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die große, silberne Honigschleuder, um den das süße Naturprodukt unter Wummern aus den Waben herauszuschleudern. Der Honig fließt dann durch Siebe in einen Eimer und wird direkt in Gläser abgefüllt. Nur unbehandelt abgefüllter Honig erhält das Gütesiegel „Echter deutscher Honig“. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Die sogenannte Honigschleuder beginnt sich unter Wummern zu drehen.

Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die ...
Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die große, silberne Honigschleuder, um den das süße Naturprodukt unter Wummern aus den Waben herauszuschleudern. Der Honig fließt dann durch Siebe in einen Eimer und wird direkt in Gläser abgefüllt. Nur unbehandelt abgefüllter Honig erhält das Gütesiegel „Echter deutscher Honig“. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Imkerei als Ausgleich zum Bürojob

Dann fließt der Honig aus einem Loch in Siebe, bis am Ende alles Wachs rausgefiltert ist und der pure Honig übrig bleibt. „Bis zu 270 Kilo Honig produzieren wir jährlich“, sagt Herbert Tröndle stolz, „im Frühling Blütenhonig von Wiesen und Feldern, im Früh- und Spätsommer von Baumblüten wie Linden oder Ahorn.“ Die Ernte macht dem Rentner besonders Spaß: „Wenn die ersten Tropfen des frischen Honigs aus der Schleuder fließen, sieht man den Erfolg des ganzen Jahres“ sagt er, „es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, was Bienen alles meistern!“

Nach der letzten Ernte müssen im Herbst die Kästen von Milben gereinigt und mit Zuckersirup als Winternahrung ausgestattet werden. Und das aktive Imkerjahr neigt sich allmählich dem Ende. „Alles, was wir wissen, haben wir bei der Imkerverein-Ausbildung gelernt – ein Jahr lang an Samstagen in Theorie und Praxis“, erinnert sich Tamara Tröndle. Und ihr Vater ergänzt: „Aber wir lernen auch heute noch bei jedem Bienenstockbesuch Neues!“ Das findet auch Tochter Tamara spannend: „Leider hat das Imkern ein Alt-Herren-Image. Dabei ist es wirklich schön: Hier bei unseren Bienen, mitten in der Natur zu sein – das ist richtig meditativ und ein toller Ausgleich zum Bürojob!“

Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die ...
Erst kratzt Herbert Tröndle mit einer Entdeckelungsgabel den Wachs von den Honigwaben. Anschließend spannen die beiden die Waben in die große, silberne Honigschleuder, um den das süße Naturprodukt unter Wummern aus den Waben herauszuschleudern. Der Honig fließt dann durch Siebe in einen Eimer und wird direkt in Gläser abgefüllt. Nur unbehandelt abgefüllter Honig erhält das Gütesiegel „Echter deutscher Honig“. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Spitzwegerich lindert Bienenstiche

Und was tun, wenn eine Biene sticht? „Das passiert im Schnitt ein mal pro Einsatztag – aber man gewöhnt sich dran“, sagt Tamara Tröndle, „wir pflücken dann sofort Spitzwegerich von der Wiese und verreiben ihn auf der Einstichstelle. Durch die enthaltenen Gerb- und Schleimstoffe wird das heimische Heilkraut entzündungshemmend und beruhigt die Haut.

Beide sind stolze Hobby-Imker und sehen auch ihren Beitrag für die Umwelt: „Ohne Bienen, die unsere Obstbäume, Gemüsepflanzen und Sträucher bestäuben, gäbe es viele unserer Grundnahrungsmittel nicht mehr“, sagt Tamara Tröndle, „die kleinen gestreiften Tiere sichern das Überleben von uns Menschen und es fühlt sich gut an, einen Teil dazu beizutragen.“

Herbert und Tamara Tröndle sind Hobby-Imker und teilen die Leidenschaft. Durch ihren Familien-Garten in Oberalpfen schwirren zu ...
Herbert und Tamara Tröndle sind Hobby-Imker und teilen die Leidenschaft. Durch ihren Familien-Garten in Oberalpfen schwirren zu Spitzenzeiten rund 20.000 Bienen. | Bild: Sira Huwiler-Flamm

Jeder mag seinen Honig anders

Herbert Tröndle genießt den eigenen Honig am liebsten jeden Morgen auf einem frischen Bauernbrot, Tamara Tröndle schätzt ihn als süße Komponente im Porridge besonders. „Aber die ganze Familie und Nachbarschaft freut sich“, sagt sie, „er schmeckt im Naturjoghurt, als Zuckerersatz in Waffeln oder einfach pur!“ Aus dem Bienenwachs und Olivenöl hat Herbert Tröndle sogar schon eigene Lippenpflegestifte gemacht, über die sich die ganze Familie dann zu Weihnachten freuen durfte.

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