Die Straßenbrücke über den Rhein zwischen Waldshut und Koblenz/Schweiz wurde vor 90 Jahren eingeweiht, am 27. November 1932. Der heute in beiden Richtungen über den Rhein rollende Verkehr von jährlich über drei Millionen Fahrzeugen hat die Brücke längst an ihre Kapazitätsgrenze gebracht und den Ruf nach einer zweiten Straßenbrücke schon vor 40 Jahren laut werden lassen. Mittlerweile ist man sich mit dem Kanton Aargau immerhin über den Brückenstandort einig: Beim Gewerbepark Hochrhein mit Anbindung an den Kreisverkehr beim Obi-Markt. Doch wann die zweite Brücke gebaut wird, steht in den Sternen.
Schon damals brauchte Waldshut einen langen Atem. Von der ersten Idee bis zur Fertigstellung der Brücke 1932 dauerte es fast 100 Jahre. Bereits 1839 schlug die badische Regierung dem Kanton Aargau den gemeinsam finanzierten Bau einer Straßenbrücke vor. Doch die Eidgenossen hielten sie nicht für notwendig. Ihnen genügte die damals in Höhe des Waldshuter Fährhauses über den Fluss verkehrende Lastenfähre.
1894 will die Schweiz die Brücke
Wiederbelebt wurde die Brückenidee etwa um 1894, dieses Mal durch die Gemeinde Koblenz/Schweiz. Eine Brückenbau-Kommission wurde gebildet, der auch Waldshuter Bürger angehörten. Die Stadt Waldshut sowie weitere 26 Gemeinden aus dem Landkreis baten beim Innenministerium in Karlsruhe um den Bau der Brücke „auf Kosten des Staates“. Unterstützt wurde die Aktion durch Petitionen von Handel und Gewerbe.
Ministerium wollte erst nur Fußgängersteg
Doch das Ministerium hatte anderes im Sinn. Es dachte ursprünglich nur an den Bau eines Fußgängerstegs, der an der 1859 erbauten Eisenbahnbrücke angehängt werden sollte. Favorisiert dagegen wurde der Bau einer Straßenbrücke zwischen Rheinheim und Zurzach. Groß war die Enttäuschung in Waldshut und Koblenz, als im August 1903 auf einer Konferenz in Basel die Entscheidung für die Rheinheimer Brücke fiel. Protest aus Waldshut aber hatte immerhin den Erfolg, dass die Regierung vom Stegbau abrückte und die Zusage gab, nach dem Rheinheimer Brückenprojekt auch Geld für eine Waldshuter Brücke im Landesetat bereit zu stellen.
Mit der Planung der Brücke dürfte etwa 1910 oder kurz danach begonnen worden sein. Die Gesamtkosten wurden auf 271.300 Mark geschätzt, wovon auf Baden 146.000 Mark und auf den Kanton Aargau 125.300 Mark entfielen. Der Alb-Bote veröffentlichte am 9. Oktober 1913 die Plan- und Lageskizze der neuen Brücke sowie einen Erläuterungsbericht.

Darin hieß es: „Die Brückenbaustelle wurde 70 Meter unterhalb der Eisenbahnbrücke Waldshut in Aussicht genommen, um den Flussübergang möglichst nahe an den Ort Koblenz zu bringen, günstige Anschlüsse an die bestehenden Zufahrtsstraßen zu erhalten und größere Änderungen an den Straßen am Schweizer Ufer zu vermeiden.“ Ein wichtiger Aspekt war auch die damals beabsichtigte Schiffbarmachung des Hochrheins. Dazu heißt es: „Die Konstruktionsunterkante muss um 5,50 Meter über dem Wasserstand von 3 Meter am Basler Pegel liegen. Bei sich später entwickelnder Großschifffahrt müsste der Brückenoberbau sogar gehoben werden.“
Erster Weltkrieg verhindert ursprüngliche Konstruktion
Die 126,8 Meter lange Eisenkonstruktion der Brücke ruhte auf vier Pfeilern: Zwei am Ufer und zwei im Fluss, wobei die Achsen der Pfeiler genau denen der Eisenbahnbrücke entsprachen. Die Mittelöffnung unter der Bogenkonstruktion der Brücke war 52,35 Meter breit, die beiden Seitenöffnungen jeweils 34,6 Meter. Zur Konstruktion hieß es im Erläuterungsbericht von 1913 unter anderem:
„Der eiserne Oberbau der Brücke ist ein durchlaufender Balken auf vier Stützen (Pfeilern). Der mittlere Teil wurde als Fachwerkbogen ausgebildet. In den Seitenöffnungen liegt die Fahrbahn zwischen sich verjüngenden Fachwerkträgern. () Die lichte Weite der Brücke beträgt 7,0 Meter, wovon 5,40 Meter auf die Fahrbahn entfallen, während der einseitige Gehweg innerhalb der Tragkonstruktion 1,60 Meter breit ist.“
Die Frage ist offen, ob diese Konstruktion heute noch bestehen würde, wäre ihr Bau nicht vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs verhindert worden. Gäbe es sie noch, hätte Waldshut eine optisch weitaus interessantere Brücke vorzuweisen als der zwar technisch modernere, jedoch langweilig wirkende Zweckbau der heutigen Brücke.
Endlich! Die Einweihung
Nach Ende des Ersten Weltkriegs war es die Schweiz, die ab 1920 Druck auf die deutsche Seite machte, im Zeitalter des Automobils nicht länger auf eine Brücke verzichten zu können. Und als in Waldshut eine Brückenbaukommission diesen Druck an die Landesregierung weitergab, geriet das Projekt endlich in Bewegung: Am 27. November 1932 wurde die Brücke eingeweiht, die alte Lastenfähre überquerte ein letztes Mal den Fluss.

Nach einer ersten umfangreichen Instandsetzung 1981 wurde die Brücke für eine weitere Sanierung von Juli bis September 2014 für den Fahrzeugverkehr gesperrt, was der Waldshuter Einzelhandel wegen seiner Schweizer Kundenmit gemischten Gefühlen erwartete. Immerhin wurde das Sanierungsziel ausgegeben, die Brücke für weitere 40 Jahre fit zu machen, also bis 2055. Doch so lange wird Waldshut nicht auf den Bau der zweiten Rheinrücke warten wollen.