Kaum ein anderes Thema hat die Bürger der Stadt Waldshut-Tiengen in den vergangenen Jahren so sehr bewegt wie die Zukunft des Waldshuter Freibads. Nach jahrelangen Diskussionen, Bürgerversammlungen, der Gründung eines Vereins zum Erhalt des Freibads, einer Millionenspende und einem Bürgerentscheid, der für die Sanierung des Freibades Waldshut ausging, konnte am Wochenende die Wiedereröffnung des Bades groß gefeiert werden.
Eine, die sich seit über fünf Jahren unermüdlich für den Erhalt des Freibades eingesetzt hat und zahlreiche Aktionen initiiert hat, ist Christiane Maier aus Waldshut. Für die 44-Jährige war die Eröffnungsfeier am Samstag dann aber gleich ein doppelter Erfolg.
Denn im Rahmen der großen Eröffnungsfeier wurde Christiane Maier die Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg für langjährige Dienste im Ehrenamt verliehen. Und es hätte für sie keinen besseren Moment geben können: „Ich war sehr überrascht, als mir OB Philipp Frank die Ehrennadel überreicht hat. Ich wusste wirklich von nichts und war deshalb auch so emotional ergriffen und kann es bis heute kaum fassen“, sagt Christiane Maier zwei Tage später gegenüber dieser Zeitung.
Vorschlag für Auszeichnung aus Bürgerschaft
Auch wenn sie immer noch nicht weiß, wer für die Nominierung verantwortlich war, hat OB Frank, der Christiane Maier die Ehrennadel in Stellvertretung für Ministerpräsident Winfried Kretschmann verliehen hat, doch zumindest so viel verraten, dass der Vorschlag aus der Bürgerschaft kam. „Und das zu wissen, verleiht der Auszeichnung noch etwas mehr Besonderheit“, sagt die 44-Jährige. Und auch für OB Frank war der Moment der Verleihung fast einmalig: „Es ist für mich erst die zweite Auszeichnung dieser Art, die ich in Stellvertretung des Ministerpräsidenten vornehmen darf.“
Feuerwehr, Narro-Zunft und Brauchtumsbeauftragte
Die Ehrennadel hat Christiane Maier aber nicht nur für ihr Engagement und den Vorsitz im Verein Pro Freibad erhalten, sondern auch für ihre weiteren Ehrenämter: So ist sie unter anderem langjährige Brauchtumsbeauftragte in Waldshut (seit etwa 15 Jahren), seit 30 Jahren ehrenamtlich bei der Feuerwehr Waldshut-Tiengen tätig und aktives Mitglied der Waldshuter Narro-Zunft seitdem sie 18 Jahre alt ist.
Geschichte Verein und Freibad
Auch wenn der Verein Pro Freibad auf eine noch relativ junge Vereinsgeschichte zurückblickt, ist er laut Maier der, mit den meisten Mitgliedern in der Stadt: Rund 1800 Mitstreiter habe sich in den vergangenen fünf Jahren zusammengetan, um gemeinsam für den Erhalt des 70 Jahre alten Bades zu kämpfen. Denn das marode Bad aus den 1950ern sollte eigentlich geschlossen werden.
Schon in den 90ern wurde bekannt, dass die Anlage sanierungsbedürftig ist und schon damals drängte das Gesundheitsamt auf eine Sanierung. Jahrzehnte später im Jahr 2018 hat dann der Gemeinderat Waldshut-Tiengen aus Kostengründen den Vorschlag der Verwaltung aufgegriffen und sich für die Sanierung des Bades in Tiengen ausgesprochen und gleichzeitig für die Schließung des Waldshuter Bades. Als Begründung nannte OB Frank die rund 23 Millionen teure Sanierung der Stadthalle mit Hallenbad und Sauna.
Erster Bürgerentscheid der Doppelstadt

Doch mit der Schließung wollten sich rund 50 Bürger nicht abfinden und gründeten am 30. Januar 2017 im Waldshuter Schützenhaus Pro Freibad. Ein vom Verein initiierter Bürgerentscheid – bisher einmalig in der Geschichte der Doppelstadt – im Oktober 2018 revidierte dann die Entscheidung des Gemeinderats mit 5103 zu 2499 Stimmen: Das Bad bleibt erhalten und wird saniert. „Das war für mich der bedeutendste Moment in der Vereinsgeschichte“, erinnert sich Maier zurück.
Und auch wenn das Freibad Waldshut nun ist gerettet, will Pro Freibad Waldshut weitermachen. „Zwar trifft der Slogan „SOS – rettet unser Freibad!“ jetzt nicht mehr zu, deshalb hatten wir einen Wettbewerb ausgerufen“, so Maier. Viele Vorschläge für einen neuen Slogan seien eingetroffen, letztendlich fiel die Wahl auf „Gemeinsam bewegen wir was!“ Und so wird der Verein mit Christiane Maier weiter aktiv bleiben. Und die nächsten Aktionen sind bereits geplant: „Einmal im Freibad übernachten“ und „bis Mitternacht schwimmen“ am 22. bis 24. Juli.