Wehr – Nach fast sechsjähriger Planungs- und Bauzeit ist das neue, etwa einen Hektar große Wohngebiet Hölzle-Hungerrain erschlossen. Mit dem Durchschneiden des Bandes übergab der Erschließungsträger, die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH (KE), das Gebiet am Freitag an die Stadt Wehr. Die Vermarktung der 28 Baugrundstücke zum Quadratmeterpreis von 370 Euro hat vor zwei Wochen begonnen.

Einerseits zeigten sich die Planer, Bauleute, Gemeinderäte und Bürgermeister Michael Thater erfreut, dass das Baugebiet dazu beiträgt, die große Nachfrage nach Einfamilien- und Doppelhäusern zu bedienen, andererseits wurde auch Kritik an der „ausufernden Bürokratie“, so Thater, laut: „Wenn wir weiterhin so planen müssen wie im Hungerrain, werden wir es schwer habe, das Problem des Wohnraummangels zu lösen.“ Nachdem 2018 mit „Breit II“ in Öflingen das letzte Neubaugebiet der Stadt auf den Markt gekommen war, begann die Verwaltung mit der Planung für den „Hungerrain“. Die Stadt erwarb die Grundstücke, beauftragte die KE mit der Erschließung und stellte 2022 einen Bebauungsplan im „vereinfachten Verfahren“ auf. Doch laut Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist die Entwicklung von Bauland im Außenbereich nicht im beschleunigten Verfahren möglich, es sei denn, es geht keine Mängelrüge ein. Doch genau diese wurde von der Regionalstelle Hochrhein des Umweltverbandes BUND eingereicht. Infolgedessen mussten eine erneute Offenlage und Umweltprüfung durchgeführt und zusätzliche Ausgleichsflächen ausgewiesen werden. Erst im Mai 2024 erfolgte der Satzungsbeschluss. Dies habe nicht nur zu einer Verzögerung, sondern auch zu einer Verteuerung geführt, so Thater: „Wir wollten die Bauplätze für 300 Euro pro Quadratmeter verkaufen, nun sind es 370 Euro geworden, wobei die Stadt keinen Gewinn macht, sondern einfach die Kosten weitergibt.“

Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, wurden die Erschließungsarbeiten parallel zum Bebauungsplanverfahren ausgeschrieben. Die Firma Vogel-Walliser gewann den Wettbewerb, und im Januar wurde der erste Spatenstich gesetzt. Großes Lob gab es für die Bauleute, die das Gebiet innerhalb eines knappen Jahres für 1,8 Millionen Euro erschlossen hatten. Sie verlegten 390 Meter Trinkwasserleitungen, 650 Meter Kanäle, außerdem Glasfaserkabel für Breitbandanschlüsse, bewegten 10.000 Kubikmeter Erde und bauten zwei Regenrückhaltebecken mit 290 Kubikmetern. Außerdem bauten sie den 2000 Quadratmeter großen Erlenweg, der das Gebiet erschließt. Frank Lorkowski von der KE erklärte, der Zeitplan sei ehrgeizig gewesen. Bürgermeister Thater, der Tiefbauplaner Christian Raiber und der Geschäftsführer Michael Walliser dankten den Mitarbeitern, deren Arbeit wegen der Bodenbeschaffenheit, der Hanglage und der nassen Witterungsverhältnisse im Winter und Frühjahr alles andere als einfach gewesen sei. Im Vergleich zu den großzügig bemessenen Grundstücken aus den 1950er- bis 1970er-Jahren wird das neue Gebiet recht kompakt ausfallen, wie der Planer Till O. Fleischer erklärte: Die Flächen für Einfamilienhäuser sind, abgesehen von einigen größeren Arealen, rund 500 Quadratmeter groß, für eine Doppelhaushälfte stehen 250 Quadratmeter zur Verfügung.