Eine Weihnachts- und Jubiläumsfeier gab es nicht in dem schwierigen von Corona gezeichnetem Jahr 2020. Wie überhaupt generell der Rotstrich bei allem angesetzt werden musste, was die Hemma-Gruppe sich auf ihre Agenda geschrieben hatte. Was gegenwärtig bleibt, ist der Rückblick auf bislang 20 erfolgreiche Jahre und die Hoffnung von Leiterin Johanna Burger, dass sich alle Mitglieder dieser Gruppe der katholischen Pfarrgemeinde Wehr recht bald wieder treffen können. Seit nunmehr zehn Monaten habe sie einzelne nicht mehr gesehen, wie Burger bedauernd in einem persönlichen Gruß zu Weihnachten an die Hemma-Gruppe schreibt.
Seit dem Millenniumsjahr 2000 ist die Hemma-Gruppe in der Pfarrei Sankt Martin aktiv. Die Ordensfrau Hemma Wegmann wirkte 27 Jahre lang in Wehr. Sie war Oberin des einst starken Wehrer Schwesternkonvents und besonders stark in die Kinder- und Jugendarbeit der Pfarrei eingebunden. Sie war die rechte Hand des von 1957 bis 1979 in Wehr wirkenden Stadtpfarrers und Geistlichen Rats Hermann Marder. Die Nonne erteilte Religionsunterricht an den Schulen und führte die Frühkommunion ein, die sich hier allerdings nie so recht durchzusetzen vermochte. Der heranwachsenden weiblichen Jugend war sie eine gute und aufgeschlossene Ratgeberin und Frohscharführerin.
Die Schwester vom Altöttinger Heilig-Kreuz-Orden wurde später nach Rom versetzt. Der Weggang aus dem Wehratal und von ihren Schutzbefohlenen fiel ihr sehr schwer. Der Wechsel in die Ewige Stadt am Tiber brachte ihr kein Glück. Ohne Eigenverschulden wurde sie in einen tragischen Autounfall verwickelt und war fortan an den Rollstuhl gefesselt.
Ihre Kontakte zu Wehr rissen nie ab. Als sie später betagt und krank im Altöttinger Mutterhaus verstarb, entschlossen besuchten Wehrer ihr Grab im oberbayerischen Alpenvorland und feierten in der dortigen Klosterkirche einen Gedenkgottesdienst. Diese Wallfahrt und der Friedhofsbesuch bestärkte die Wehrer Frauen in dem Wunsch, sich zukünftig regelmäßig zu treffen und sich sozial und karitativ zu engagieren.
So entstand 2000 die Hemma-Gruppe. Diese blieb bis heute ihrem Vorsatz treu und bewirkte in den vergangenen zwei Jahrzehnten viel Gutes in der Pfarrei. Ihren ersten großen Erfolg hatte die kirchliche Gruppierung 2002 mit der Herausgabe eines Kochbuches mit eigenen Rezepten. Die Nachfrage war so groß, so dass das Werk schon bald neuaufgelegt werden musste. Gut angenommen wurden stets die Kuchenverkäufe an den Palmsonntagen, waren doch ausschließlich selbstgemachte Backwerke im Angebot. Zur Tradition wurde das beliebte Kirchencafé an Allerheiligen im Anschluss an den Gräberbesuch. Im Dezember 2003 hat die Hemma-Gruppe einen Brauch im Ortsteil Flienken wieder aufgenommen: die Herbergssuche. Mit Gesang, Gebet und Meditation zur Adventszeit wird die Gottesmutter von Haus zu Haus getragen.
Die Erlöse aus den Veranstaltungen wurden für Anliegen der Pfarrgemeinde eingesetzt. So war die Hemma-Gruppe in der Lage, die Anschaffung für das neue Kirchengesangbuch „Gotteslob“ zu decken und neue Sitzpolster für die Kirchenbänke zu finanzieren. Den größten Batzen für die Erneuerung der Heizungsanlage im Pfarrzentrum steuerte ebenfalls das Hemma-Konto bei. Durchweg große Finanzspritzen, die das örtliche Kirchenbudget erheblich entlastet haben.
Die Sankt-Martins-Kirche glänzt gerade in der Vorweihnachts- und Weihnachtszeit mit einem prachtvollen Adventskranz im Chorraum. Vor einigen Jahren wurde durch Zufall der alte Eisenrohling mit einem Durchmesser von 2,2 Meter auf dem Kirchenspeicher wiedergefunden. Seither wird der Kranz von der Hemma-Gruppe unter fachmännischer Anleitung durch Heinz Gersbacher mit frischen Tannenzweigen gebunden und geschmückt.