Ein Experiment der besonderen Art führte am Montagabend die Feuerwehr Wehr durch. Eher Abkühlung als Feuerwall erwartete die Mannschaft. Im Freibad Wehr wurden bei Spezialübungen diverse Rettungsszenarien nachgestellt. So sollte den Feuerwehrleuten die Möglichkeit gegeben werden, ihre Grenzen im Kontakt mit Wasser kennenzulernen. Auch wenn die Feuerwehr nicht für Wasserrettung zuständig sei, gebe es Ereignisse bei Hochwasserlagen, die mancherorts gefährlich sind. Dafür sei das Schwimmbad ein „idealer Spielplatz“.

„Ein Feuerwehrfahrzeug sei zwar nicht für Eisrettung ausgestattet, aber das zugehörige Material im Fahrzeug, was zur Verfügung steht, ...
„Ein Feuerwehrfahrzeug sei zwar nicht für Eisrettung ausgestattet, aber das zugehörige Material im Fahrzeug, was zur Verfügung steht, könne dafür genutzt werden.“ | Bild: Nico Talenta

Übungen gehören zum Alltag der Feuerwehr

„Wenn ich was nicht geübt habe, kann ich es auch nicht“, ist Nico Bibbo überzeugt. Seit 36 Jahren ist er bei der Feuerwehr, hat viele Ausbildungen durchlaufen und ist seit zweieinhalb Jahren als Hauptkommandant für die Feuerwehr von Wehr und Öflingen verantwortlich.

Zum einen habe die Mannschaft vergangenen Montag eine Eisrettung simuliert. Ein Feuerwehrfahrzeug sei zwar nicht für Eisrettung ausgestattet, aber das zugehörige Material im Fahrzeug, was zur Verfügung steht, könne dafür genutzt werden. Wie beispielsweise anstelle eines Rettungsringes auch ein leerer Wasserkanister am Seil als Rettungsboje helfe, um die zu rettende Person von Land aus dem Wasser zu ziehen.

Über eine kleine Leiter kommt man auf den Drehleiterkorb.
Über eine kleine Leiter kommt man auf den Drehleiterkorb. | Bild: FW Wehr - N. Bibbo

Bis zu 16 Meter reicht der Drehleiterarm

Geübt wurde, wie die Drehleiter oder die Rettungstragen Verwendung finden. Rettungsbretter, sogenannte Spineboards, sind schwimmende Plattformen, mit denen Personen an Land gezogen werden. „Wir können mit unserer Drehleiter einen großen Unterflurbereich erreichen und so Menschen vom Ufer aus dem Wasser retten“, erklärt Bibbo. Der Korb der Drehleiter dürfe dabei nicht ins Wasser gelangen, da dieser elektrifiziert sei. Die herausziehbare kleine Leiter hingegen hilft, dass Menschen daran hochklettern können. „Etwa 15 bis 16 Meter kann der Drehleiterkorb zur Seite geschwenkt werden. In die Höhe geht es fast doppelt so hoch.“

Die Freiwilligen der Wehrer Feuerwehr übten teilweise in voller Ausrüstung. So sprangen einige in Uniform mit Helm, Jacke, Hose und Stiefel ins Wasser, um zu erfahren, wie schwer die Einsatzkleidung werde. Dann sei Schwimmen nicht mehr möglich. Sie übten, wie es sich als Retter anfühlt, am Seil in Schwimmweste jemanden aus dem Wasser zu ziehen. Außerdem probierten sie, wie es ist, in einer gefüllten Wathose, durch hüfthohes Wasser zu gehen. Denn das käme bei Hochwasser und fließenden Gewässern doch häufiger vor, denke man nur an die vollgelaufenen Keller, so Kommandant Bibbo. Sie testen – eher aus Spaß – ihren Atemschutz unter Wasser, wenn auch dieser nicht für Tauchgänge geeignet ist.

Eigensicherung gehe immer vor Menschenrettung: Wichtig, mit Schwimmweste und gesichertem Seil Menschen aus dem Wasser ziehen.
Eigensicherung gehe immer vor Menschenrettung: Wichtig, mit Schwimmweste und gesichertem Seil Menschen aus dem Wasser ziehen. | Bild: FW Wehr - N. Bibbo

Für die Übungen gebe es von der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg klare Vorgaben. Eigensicherung in und auf dem Wasser gehe immer vor. Bei Wasserrettungen ist die Feuerwehr betreuend tätig. Vielmehr ist das die Aufgabe der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft. Bei der DLRG Rheinfelden gibt es extra ausgebildete Strömungsschwimmer, die den Rhein abdecken.

Feuerwehrleute kommen auch bei Hochwassereinsätzen ums Leben

„Zum Glück gab es für uns zwischen Wallbach und Schwörstadt am Rhein weniger reale Wasserrettungseinsätze. Aber denkt man nur an die schrecklichen Meldungen von Hohentengen“, gibt Bibbo zu bedenken. „Wir wollen vorbereitet für die Zukunft sein. Wenn man sieht, wie viele Feuerwehrleute auch bei Hochwassereinsätzen ums Leben kommen“. Bibbo selbst war vor drei Jahren Helfer im Ahrtal. Er wisse, was passieren kann. Deshalb müssen gerade die jungen Leute geschult sein. Bei der Übung am vergangenen Montag waren 35 Feuerwehrleute dabei, davon zwei Frauen.

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Im Winter wird noch mal geübt

Alle seien froh, dass das Schwimmbadteam mit Frau Susanne Dede so flexibel ist und sie dort üben konnten. Im Winter wollen die Feuerwehrleute nochmals eine Eisrettung durchführen. Laut Aussage Bibbos bleiben im Winter die Becken im Freibad halb mit Wasser gefüllt. So könne man bei Minustemperaturen eventuell mal auf gefrorener Oberfläche Szenarien nachstellen.