
Die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren auch in der Statistik des Wehrer Standesamts: „Im Jahr 2021 verstarben mit 83 Menschen in Wehr mehr Personen als im Vorjahr. 2020 waren 70 Todesfälle in Wehr zu verzeichnen“, so die Bilanz von Standesbeamtin Simone Oßwald.
Allerdings zeigt diese Zahl noch nicht die ganze Wahrheit, wie Oßwald ergänzt: „Festzustellen ist auch, dass vermehrt Wehrer Einwohner außerhalb von Wehr, in den umliegenden Krankenhäusern oder in der Schweiz versterben“, so Oßwald, die nur die Todesfälle in Wehr beurkundet. Stirbt nämlich ein Wehrer Bürger im Krankenhaus Lörrach oder Waldshut, wird die Sterbeurkunde vom dortigen Standesbeamten ausgestellt.
Das Einwohnermeldeamt weiß mehr
Über die Todesfälle unter der Wehrer Bürgerschaft gibt hingegen das Einwohnermeldeamt Auskunft: Insgesamt sind demnach im vergangenen Jahr 161 Wehrer Einwohner verstorben. Diese Zahl ist der höchste Wert der vergangenen Jahrzehnte und liegt deutlich über dem langjährigen Mittel.
Nach Angaben des Statistischen Landesamts verstarben im langjährigen Mittel (2000 bis 2019) rund 121 Wehrerinnen und Wehrer pro Jahr. Im ersten Jahr der Pandemie 2020 stieg die Zahl sprunghaft auf 160 an. Nach den vielen Todesfällen im Wehrer Pflegeheim Anfang des Jahres wurde 2021 sogar noch ein Todesfall mehr gezählt.

Trauungen auch mit viel Abstand möglich
Trotz dieser traurigen Vorzeichen konnte die Standesbeamtin Simone Oßwald und ihre Kollegen auch einige freudige Momente erleben: „In den Sommermonaten, in denen die Inzidenzen eher niedrig waren, war es bei den Trauungen fast wie früher vor Corona. Der Wunsch zu heiraten war immer noch da und warum sollte man den schönsten Tag im Leben auf nächstes oder übernächstes Jahr verschieben“, beschriebt Oßwald die Stimmung unter den Hochtzeitspaaren.
Die Zahlen dazu: „Im Jahr 2021 wurden 79 Ehen geschlossen, 6 weniger als im Jahr 2020. Von den 79 Ehen wurden 62 im Trausaal im Neuen Schloss geschlossen. Er ist damit weiterhin von den Brautpaaren der am meisten gebuchte Trausaal des Jahres.“, so Oßwald.
Durch den festlichen und barocken Stil bietet er das feierlichste Ambiente in den Räumen der Stadt Wehr. Auf Platz 2 folgt die Galerie des Alten Schlosses mit fünf Eheschließungen. Dieser Raum ist besonders geeignet für größere Hochzeiten mit vielen Gästen. „In diesem Jahr hingegen ging es nicht um viele Gäste, sondern um viel Abstand und das ließ sich in der Galerie auch sehr gut meistern.“
Der räumlich kleinste Trauraum in Wehr, das Trauzimmer in Öflingen, wurde nur von einem Paar gewünscht. Hier gilt das Motto „Klein aber fein“ – und er kann nicht nur von Öflinger Bürgern gebucht werden.
Viel Abstand ist auch möglich bei einer Hochzeit im Freien: Der Pavillon in den historischen Mauern der Burgruine Werrach, hoch über den Dächern von Wehr, wurde für sieben Hochzeiten gebucht. Und selbst das vergleichsweise nüchterne Dienstzimmer der Standesbeamtin wurde insgesamt fünfmal für Eheschließungen verwendet.
Standesbeamtin beurkundet eine Hausgeburt
„Zur Namensführung in der Ehe ist weiterhin der Trend vorherrschend, dass nach wie vor ein gemeinsamer Name gewählt wird und zwar bevorzugt der Name des Mannes (85 Prozent)“, erklärt die Standesbeamtin. Bei elf Hochzeiten wurde hingegen der Namen der Frau zum gemeinsamen Namen bestimmt.
Bei insgesamt zwölf Eheschließungen wurde von den Ehepartnern der bis dorthin geführte Namen beibehalten. Im Hinblick auf die Staatsangehörigkeit der Paare haben 80 Prozent die deutsche Staatsbürgerschaft, bei 16 Prozent der Trauungen war jeweils ein Verlobter Deutscher und bei vier Prozent waren beide Verlobten nicht deutsche Staatsbürger.
Die Standesbeamten waren auch im Jahr 2021 „Wochenend-Arbeiter“: Beliebtester Tag der Eheschließung war nämlich der Samstag: 37 Prozent der Trauungen im Jahr 2021 fanden an einem Samstag statt. Um im Ausland heiraten zu können, benötigen deutsche Staatsbürger ein internationales Ehefähigkeitszeugnis. Dieses wurde im vergangenen Jahr an eine Person ausgestellt.
Obwohl kein Krankenhaus in Wehr ansässig ist, konnte sich die Standesbeamtin 2021 über eine Beurkundung einer Geburt in Wehr freuen. „Ein neuer Wehrer Erdenbürger habt in Wehr das Licht der Welt erblickt. Darüber freuen wir uns ganz besonders“, so Oßwald.
Und noch eine Folge von Corona: In 88 Fällen musste die Auflösung der Ehe beurkundet werden. Dies geschieht nämlich nicht nur durch Scheidung, sondern auch durch Tod eines der Ehegatten. Im Vorjahr lag die Zahl noch bei 63.