Görwihl Zur Eröffnung des Görwihler Kultursommers, der bis einschließlich Sonntag, 31. August, 21 Veranstaltungen umfassen wird, gaben Sopranistin Christina Germolus und Cembalist Torsten Johann am Freitagabend in der Görwihler Pfarrkirche ein Konzert mit „Barocken Hirtenweisen im sommerlich-floralen Gewand der Liebe“. Dazu hatten sie Kompositionen von Monteverdi, Frescobaldi, Strozzi, Händel, Reinken und Telemann ausgewählt.

Nicht umsonst stand Claudio Monteverdi am Beginn des Programms, hat er sich doch selbst in der Vorrede zu seinem achten Madrigalbuch als Erfinder des bislang fehlenden „erregten Stils“ bezeichnet, der die Musik erst vollständig mache. Tatsächlich setzt Monteverdi in seiner Musik die affektgeladenen Texte seiner Kompositionen in einer bis dahin unerhört plastischen Weise um, und Christina Germolus bringt sie in geradezu ebenso unerhörter Weise zu Gehör. Mit ihrer kraftvollen, in der Tiefe weich tembrierten und in den Höhen glanzvoll strahlenden Stimme setzt sie mit an szenische Darstellung gemahnender Ausdrucksvielfalt die emotionalen Höhen und Tiefen des Textes um.

In den leidenschaftlichen „Ohimè – o weh“-Ausruf des Stückes aus den „Quarto scherzo delle ariose“ legt sie gleich das ganze Weh des von Amors Pfeil Getroffenen, der sich, ganz gefangen in seiner Liebessehnsucht, nach einem Blick, einer Geste der Angebeteten zermartert. Und ebenso leuchtet sie bereits in dem „Si dolce – wie süß“ das hingebungsvolle Schmachten, das süße Leiden des Liebenden aus.

In Barbara Strozzis „Sino alle morte – bis zum Tode“ durchläuft der Liebende alle Martyrien seiner Liebe, in genialer Textausdeutung wiedergegeben durch die Interpretation von Christina Germolus, und in Georg Friedrich Händels Kantate „Ne‘ tuoi lumi, o bella Clori – in deinen Augen, o schöne Clori“ besingt der Liebende, vergegenwärtigt durch Germolus‘ höchst facettenreiche Stimme, zärtlich und hingebungsvoll seine Angebetete. Bei Georg Philipp Telemann schließlich kommt gegenüber der Liebessehnsucht als zentralem Thema des Barockzeitalters, dargestellt in der schwärmerischen, unerfüllten Liebe, noch eine andere, eine quasi volkstümlich heitere Seite zum Tragen, versinnbildlicht in der Gestalt der „Pastorella bella“, der schönen Schäferin. Auch hier ist die unerfüllte Liebe Thema, aber sie wird eher feurig und unverdrossen der anmutig gezeichneten Frauengestalt gegenüber herausgesungen.