Durch den Klimawandel kommen auf Feuerwehren und Katastrophenschutz immer neue Herausforderungen zu: Zum einen Überschwemmungen durch Starkregen auf, anderseits lange Phasen der Trockenheit, die die Gefahr von Wald- und Flächenbränden erhöhen. In einer gut vorbereiteten Übung hat sich nun die Wehrer Feuerwehr gemeinsam mit Stadtförsterin Swantje Schaubhut auf ein Szenario vorbereitet, das in den nächsten Jahren wahrscheinlicher werden könnte: Ein Waldbrand an der Westkante des Hotzenwaldes.

Bei langer Trockenheit hatte sich der Brand wohl schnell ausgebreitet.
Bei langer Trockenheit hatte sich der Brand wohl schnell ausgebreitet. | Bild: Feuerwehr

Experten sind sich einig: Der Kilmawandel begünstigt die Ausbreitung von Waldbränden. Dies lässt sich auch an Zahlen belegen: Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat in dem extrem trockenen Jahr 2022 bundesweit so viele Waldbrände in Deutschland gezählt wie seit 30 Jahren nicht. Eine Entwicklung, die vor allem den Feuerwehren Sorgen bereitet. Landesweit bereiten sich die Feuerwehrverbände und Katastrophenschützer auf entsprechende Fälle vor.

Bild 2: Loderne Flammen im Wald! Wie sich die Feuerwehr auf den Klimawandel vorbereitet
Bild: Feuerwehr

Auch in Wehr beschäftigt sich Feuerwehrkommandant Nico Bibbo mit einem solchen Szenario. „Fast 60 Prozent der Fläche der Stadt Wehr besteht aus Wald“, weiß Bibbo. Der größte Teil befindet sich am Westhang des Hotzenwaldes, was das Waldbrandrisiko aus mehreren Gründen erhöht. Starke Sonneneinstrahlung und trockene Westwinde können hier in niederschlagsfreien Phasen zu einer zusätzlichen Austrockung des Waldes führen. Dass große Teile des Forst in einem unwegsamen und steilen Gelände liegen, würde im Brandfall die Löscharbeiten zusätzlich erschweren.

Enge Waldwege: Die Logistik der Einsatzfahrzeuge will durchdacht sein.
Enge Waldwege: Die Logistik der Einsatzfahrzeuge will durchdacht sein. | Bild: Swantje Schaubhut

Erkenntnisse für Feuerwehr und Forst

Doch wie brennt Wald eigentlich und wie breitet sich ein Feuer am Waldboden aus? Wie kann ein solcher Brand effektiv gelöscht werden? Um auf ein solches Seznario vorbereitet zu sein und wichtige Schlüsse für den Ernstfall zu ziehen, hat die Wehrer Feuerwehr vor einigen Wochen eine Brandübung mit rund 50 Einsatzkräften inszeniert. Mit dabei auch Stadtförsterin Swantje Schaubhut, die sich selbst auch Erkenntnisse aus dem Brandfall erhoffte, sowie Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz, bei dem die Fäden des Katastrophenschutzes in Wehr zusammenlaufen.

Waldbrandübung in Wehr Video: Feuerwehr Wehr

Mit offizieller Erlaubnis des Kreisforstamts durfte die Wehrer Feuerwehr im Gewann Winterhalde oberhalb des Wehrabeckens an einem Steilhang ein Feuer legen – und löschen. Aus Sicherheitsgründen wurde ein Nordhang ausgewählt, der nicht völlig trocken war. Försterin Swantje Schaubhut hatte dazu eine „verkäferte“ Fläche ausgesucht, die ohnehin zur Wiederaufforstung ansteht. Um das Gebiet einzugrenzen, wurden Schutzstreifen angelegt, aus denen vorher brennbares Material entfernt wurde.

Bild 4: Loderne Flammen im Wald! Wie sich die Feuerwehr auf den Klimawandel vorbereitet
Bild: Swantje Schaubhut

Mischwald bremst Feuergefahr

Überraschendste und zugleich auch beruhigende Erkenntnis der Übung: „Es ist gar nicht so leicht, einen Wald anzuzünden“, berichtet Ordnungsamtsleiter Stefan Schmitz, der auch mit Bio-Brandbeschleuniger und Reisig nur mit größeren Mühen ein Feuer entfachen konnte. Der morgendliche Tau am Nordhang hatte bereits für eine hohe Grundfeuchtigkeit am Boden gesorgt, der ein Durchzünden des Feuers auf dickere Holzstücke erschwerte. Dass ein ganzer Baum im Vollband steht und sich das Feuer von Krone zu Krone ausbreitet, sei in einem Mischwald ohnehin nicht zu erwarten gewesen, so Swantje Schaubhut. Im Gegensatz zu den besonders von Waldbränden betroffenen Landstrichen in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg gibt es im Schwarzwald nur wenige Kiefernbestände, in denen sich Feuer besonders leicht ausbreiten kann, so die Försterin. Im Wehrer Wald bestehe eher die Gefahr, dass sich das Feuer am Boden fortbewege, ergänzt Bibbo. Aber auch diese Gefahr sei aufgrund der Bodenbeschaffenheit und des Beuchse geringer als gedacht.

Schwieriges Gelände: An einem Steilhang im Wehrer Wald probte die Feuerwehr einen Einsatz.
Schwieriges Gelände: An einem Steilhang im Wehrer Wald probte die Feuerwehr einen Einsatz. | Bild: Feuerwehr

Anstrengender Einsatz am Steilhang

Für die Feuerwehr bestand die Übung aus mehreren Herausforderungen: Zum einen ging es darum, die Lösch-Infrastruktur in dem schwer zugänglichen Waldstück zu sichern. Gegenverkehr auf den Waldwegen ist nicht möglich, hier ist deshalb eine exakte Koordination der vier wasserführenden Fahrzeuge notwendig. Anstrengend wurde es für einige Einsatzkräfte: Mit Löschrucksäcken – Fassungsvermögen 20 Liter – ging es für sie in den Steilhang, der teilweise ein Gefälle von 60 Grad aufweist. „Hierfür ist unsere neue Ausrüstung nicht optimal“, so die Erkenntnis von Kommandant Nico Bibbo. Jacken und Hosen, die in Inneneinsätzen höchste Temperaturen standhalten müssen, sind für solche anstrengenden Einsätze zu warm. „Da besteht natürlich die Gefahr, dass die Männer kollabieren“, so Bibbo.

Bild 6: Loderne Flammen im Wald! Wie sich die Feuerwehr auf den Klimawandel vorbereitet
Bild: Swantje Schaubhut
Bild 7: Loderne Flammen im Wald! Wie sich die Feuerwehr auf den Klimawandel vorbereitet
Bild: Feuerwehr

„Wald- und Flächenbrände gab es bei uns schon immer. Ich denke auch nicht, dass sie extrem zunehmen werden“, so Nico Bibbo. Dennoch sei es wichtig, sich auf entsprechende Szenarien vorzubereiten und die Bevölkerung präventiv auf die Gefahren zu sensibilisieren.

Das könnte Sie auch interessieren

Ursachen

Ein Waldbrand entzündet sich nicht von allein. „Das Risiko durch einen Blitzschlag