Die Fröschezunft Wehr veranstaltet am Wochenende 6./7. September im Juch wieder ihr Herbstfest. Die diesjährige Veranstaltung fällt ins 75. Jubiläumsjahr der Flienkener Narrenclique. Die Fasnächtler aus Wehrs Nordwesten, die im Jahr der Wehrer Stadterhebung gegründet wurden, sind sich durchaus ihrer langen Tradition bewusst. Allerdings wird es kein besonderes Trara zu diesem Jubiläum geben und erscheint deshalb auch nicht explizit in den ausgegebenen Werbeflyern. Geboten wird also der gewohnte Festbetrieb.
Gemütlichkeit im Haselbachtal
Blickt man in den Kulturkalender der Stadt, so findet das große Wehrer Laubenfest traditionell zu Beginn der Sommerferien statt. Das Herbstfest der Frösche, mittlerweile ebenfalls zur festen Gewohnheit geworden, beschließt am Ende die Ferienzeit. Treten die Stadtmusik, die Jugendkapelle und mit diesen die Rhy-Wehra-Schränzer im zweijährigen Turnus an, so kommt das Herbstfest jährlich zum Zuge. Anfangs fand es nur an einem Sonntag statt. Noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie wurde es um den Samstagabend erweitert. Eine Lösung, die sich bewährt hat. Bei schönem Wetter und lauen Nächten kann das Haselbachtal, in dem das Festareal liegt, durchaus Gemütlichkeit und Romantik bieten.
Fasnacht machen, zudem tolle Feste aufziehen, das haben die Frösche in den 75 Jahren ihres Bestehens immer gut gekonnt. Ein Blick in die Zunftchronik bestätigt dies. Die ersten großen Sommerfeste wurden im Flienken, dem Stammsitz der Frösche, gefeiert – und das schon bald nach deren Gründung. Angefangen hat die Festserie auf der Kaiserwiese im Dörfle, die mehrmals Schauplatz mehrtägiger stimmungsvoller Fröschefeste war.
Die zwischenzeitliche Gründung einer Kindergruppe und des Gesangsensembles „Wehraspatzen“ ermöglichte es der Fröschezunft, den Sommer-Veranstaltungen eine ganz eigenständige Note zu geben. Mit Heimatdichterin Gertrud Böhler hatte man zudem eine Textschreiberin im Boot, die die Kindernachmittage mit Sketchen und Theaterbeiträgen versorgte. Meist führte sie sogar selbst Regie.
Als die Kaiserwiese aufgekündigt wurde, ging es in den Autohallen Ebner und Deiss munter weiter. Bekannte Bands wurden engagiert, spielten zum Tanz auf und unterhielten die Gäste. Irgendwann wurde dann alles zu mächtig, vielleicht auch zu teuer, es mangelte an Helfern und an Arbeitslust. Es musste abgespeckt werden und alles bekam ein etwas kleineres Format. Gefestet wurde fortan direkt im Dörfle auf der Straße, in Einfahrten und Höfen, und nicht weniger begeistert und erfolgreich als in allen Jahren zuvor. Die Gäste waren jedenfalls mit dem Angebot zufrieden.
Doch auch das Dörfle, im hintersten nordwestlichen Wehrer Zinken gelegen, musste schließlich verlassen werden und die Frösche mussten sich erneut nach einer neuen Bleibe umsehen. Die fand man schließlich im Juch auf dem ehemaligen Areal des Wehrer Kleintierzuchtvereins, in nächster Nachbarschaft der Wehrer Gartenfreunde. Was den Fröschen aus der Vergangenheit blieb: der vertraute Haselbach. Dieser fließt nämlich auch am neuen Festplatz vorbei wie zuvor an der ursprünglichen Kaiserwiese.
Seit zehn Jahren Froschkönigin
Inzwischen wird die Fröscheclique vom 13. Froschkönig/Froschkönigin regiert. Aktuell ist das Yvonne Schmid. Sie ist seit zehn Jahren am Ruder. Länger standen bislang nur Konrad Dümmel und Hanni Abel mit jeweils zwölf Jahren an der Spitze. Die übrigen Zunftchefs waren laut Angaben der Zunft und nach chronologischer Amtszeit: Josef Böhler, Emil Meierin, Norbert Hauf, Ludwig Schrenk, Martin Brugger, Manfred Gutmann, Bernhard Dörsam, Herbert Hierholzer, Ottilia Rüttnauer und Willi Berza-Huska. Hansjörg Bader