Man wird sich in den kommenden Jahren an den Anblick toter Bäume gewöhnen müssen: Alle abgestorbenen Fichten zu fällen, sei wegen der hohen Kosten nicht möglich, erklärte Stadtförsterin Swantje Schaubhut in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats.
Der Markt für Käferholz sei am Boden mit teilweise unter 20 Euro für den Festmeter. Dem gegenüber stünden Kosten für die Holzernte von bis zu 35 Euro pro Festmeter an schwer zugänglichem Stellen wie der Winterhalde beim Staubecken. Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation nochmals verschärft. Konnte bislang noch Containerware in Asien und auch Nordamerika abgesetzt werden, sind diese Märkte nun teilweise weggefallen. „Es gab einfach keine Arbeiter, welche die Container vor Ort entladen können,“ erläutert Schaubhut. Kahlflächen müssten zudem gepflegt und aufgeforstet werden. Im Schutz der toten Bäume könne sich der Wald hingegen natürlich regenerieren.
Heiße Sommer und wenig Niederschlag wirken wie ein Brennglas für den Wald: Die Bäume wachsen schlechter und sind durch den Wassermangel gestresst. So haben Schädlinge wie der Borkenkäfer und Krankheiten wie das Eschentriebsterben leichtere Spiel. „Die Situation im Wehrer Stadtwald und im Osten des Landkreises ist noch deutlich besser als im Western“, so Markus Rothmund, Leiter des Forstbezirks West. Ein Grund ist, dass in Wehr unter anderem wegen der A98-Ausgleichmaßnahmen bereits relativ früh mit Umstrukturierungen im Wald begonnen wurde.
Heimische, der Region angepasste Baumarten kommen deutlich besser mit dem Klimawandel zurecht als die lange Zeit bevorzugte . Deren Bestand konnte bereits von einst rund 40 Prozent auf aktuell 20 Prozent reduziert werden und soll zukünftig weiter im Stadtwald sinken.
Auch in Zukunft sei nicht mit einer Erholung des Fichten-Holzmarktes zu rechnen, so Schaubhut und Rothmund. Zwar seien mit Douglasien und zunehmend auch Buche noch gute Preise zu erzielen. Es gelte aber, alternative Verdienstmöglichkeiten zu erschließen. Eine Möglichkeiten seien staatliche Fördermittel. Diese könne man unter anderem für Käuferholzaufarbeitung erhalten. Auch der Handel mit Ökopunkten könnte den Stadtwald wieder Richtung Schwarzer Null zu bringen, erläuterte Rothmund. So könnten Habitatwälder im Wehrer Stadtwald, die zeitweise nicht bewirtschaftet werden, als Ausgleichsflächen für Industrieanlagen und Kohlekraftwerke genutzt werden.