Spaßige und spitze Kommentare zum Wehrer Kommunalgeschehen, Musik, Tanz und gute Laune – all dies gab es beim Zunftabend am Freitag in der Stadthalle. Die Präsidentin der Narrenzunft, Petra Meier, begrüßte neben den Gästen insgesamt neun Gruppen, die sich auf der mit dem nachgebauten Turm der Burgruine Werrach geschmückten Bühne ein Stelldichein gaben.

Zunftratstanz zum Auftakt

Der Auftakt gehörte dem „Zunftratstanz“. Mitglieder aller zehn Zünfte hatten zusammen mit dem Narrennachwuchs unter Leitung von Sarah Schaffner und Tiziana Marino eine Choreographie einstudiert, die das manchmal nicht konfliktfreie, aber letztlich harmonische Miteinander unter dem Motto „Wir sind zusammen groß“ auf die Bühne brachte. Moderator Joscha Kramer erschien zuerst im Bademantel, dann in der Verkleidung als „Öflinger“, denn die politische Korrektheit hatte der Kostümfreiheit enge Grenzen gesetzt: „Indianer und Eskimo gehen gar nicht mehr, das wäre ja kulturelle Aneignung.“

Moderator Joscha Kramer.
Moderator Joscha Kramer. | Bild: Michael Gottstein

Noch lange nicht im Ruhestand ist die „schnelle Rentnerin“ Gisela Lützelschwab, die zur Musik des Schlagers „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ per Rollator die Bühne betrat.

Noch nicht auf dem Abstellgleis: Gisela Lützelschwab als „schnelle Rentnerin“.
Noch nicht auf dem Abstellgleis: Gisela Lützelschwab als „schnelle Rentnerin“. | Bild: Michael Gottstein

Beim Friedhofsbesuch hatte sie von „so einer blöden Zwetschge“ aus dem Lautsprecher gesagt bekommen: „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“ Aber damit war sie nicht einverstanden, ist sie doch laut ärztlichem Attest auf Rosen gebettet: „Arthrose, Osteoporose, Gürtelrose, Neurose und Fibrose“.

Fräskante und Umleitung

Während „Uelis Family-Band“ die Gäste unterhielt, statteten fleißige Helfer die Bühne mit Requisiten aus, die den Autofahrern bestens vertraut waren: Hinweisschildern mit der Aufschrift „Umleitung“ oder „Fräskante“.

„Umleitung“ und „Fräskante“ waren die Schlagworte in der Wehrer Kommunalpolitik 2024.
„Umleitung“ und „Fräskante“ waren die Schlagworte in der Wehrer Kommunalpolitik 2024. | Bild: Michael Gottstein

Die Bauarbeiter Andreas Kramer, Tabea Stratz und Iris Primeßnig deuteten letzteres zwar zu „Fresskante“ um, aber nach Beendigung ihrer kulinarischen Pause wandten sie sich den Glasfaserkabeln zu, die Einblicke in die Wehrer Privathaushalte gewährten. Etwa in das Zimmer des Ex-Bürgermeisters, das in Gelb getaucht war, wobei die Farbe nicht für Lindners FDP, sondern für die „Freie Denzinger-Partei“ stand.

Die Tanzgruppe „Dance Funtastic“ sorgte für Stimmung.
Die Tanzgruppe „Dance Funtastic“ sorgte für Stimmung. | Bild: Michael Gottstein

Da wollte Bauarbeiter Kramer wissen, was geschieht, wenn er die Glasfaser des Ex-Bürgermeisters mit derjenigen des Amtsinhabers verbindet. Prompt provozierte er eine gewaltige Explosion. Klaus Denzinger nahm den Ulk nicht krumm, sondern amüsierte sich köstlich: „Wenn man über Fasnacht nicht lachen kann, ist man ein armer Mensch.“

Die vor 70 Jahren gegründete Flämmli-Zunft führte einen Tanz in aufblasbaren Gummianzügen auf, und ein Flämmli hielt eine Rede, die an die Tradition der Lichtträger erinnerte.

Die Flämmli-Zunft feierte ihr 70. Jubiläum und sorgte für gute Unterhaltung.
Die Flämmli-Zunft feierte ihr 70. Jubiläum und sorgte für gute Unterhaltung. | Bild: Michael Gottstein

Sie hatten einst das Licht von den Bergen in die Stadt gebracht, weshalb sich die Flämmli in der Nachfolge des Prometheus sehen: „Dem Göttervater Zeus hab ich einst das Licht geklaut, daran sein Ego noch heute kaut.“ Das Thema Wirtschaft und Leerstand kehrte leitmotivisch wieder. Ob allerdings das „Genusslabor“ mit Molekularküche, Wein in Reagenzgläsern und Wölkchen von gepresster, aromageschwängerter Luft den Zuspruch der kohlenhydratfixierten Wehrerinnen findet, darf nach dem Auftritt von Lilli Schönauer, Finja Abel, Sophia Faller und Lili Schumann bezweifelt werden.

Das „Genusslabor“ mit Molekularküche kam bei alteingesessenen Wehrerinnen nicht gut an.
Das „Genusslabor“ mit Molekularküche kam bei alteingesessenen Wehrerinnen nicht gut an. | Bild: Michael Gottstein

Temperament bewiesen die Tänzerinnen von „Dance Funtastic“, die als wilde Hexen einen Walpurgisnachtstanz zum Besten gaben. Auf den Spuren von James Bond wandelte Petra Meier als „Unter-Deckungs-Vertreterin“, die, als Baum verkleidet, allen Ordnungswidrigkeits-Sündern auflauerte.

Band „Onkel Waldemar“ tritt auf

Ein Höhepunkt war der Auftritt der Band „Onkel Waldemar“ mit René Potthin, Frank Ücker, Christian Abel und Kai Giesen: Zu bekannten Melodien – etwa dem „Zonenmädchen-Song“ oder einem Helene-Fischer-Titel – dichteten sie neue Texte wie die Hommage auf Helmut Steinebrunner: „Gott sein Dank hän me so jemand in Wehr – den Leerstands-Mänädschär“.

Ein Höhepunkt war der Auftritt der Band „Onkel Waldemar“.
Ein Höhepunkt war der Auftritt der Band „Onkel Waldemar“. | Bild: Michael Gottstein

Mit Blick auf die Politik hieß es nicht „Atemlos durch die Nacht“, sondern „Ahnungslos an die Macht“. Davon träumen „Alice im blauen Wunder-Gauland“, Merz als „Schwarzrocker“, Olaf als „Demenz-Kanzler“ und der aufdringliche „Küchentisch-Robert“ sowie die Sara: Sie möchte „ganz von links an die Macht, mit Herrn Putin Hand in Hand“.

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