Hoch über dem Wutachtal steht das Kloster Marienburg. Umgeben von Wald und Feldern gehört es zu den prächtigsten Bauwerken in der Region. Bis vor 2008 wurde es ausschließlich von Nonnen des Benediktinerordens geleitet. Im August 2009 kamen Passionistinnen aus Polen, um den Erhalt zu sichern. Seither beleben sie mit viel Herzblut und Offenheit das Kloster.

Mit einem strahlenden Lächeln von Priorin Daniela Kucz wird der SÜDKURIER-Reporter kurz vor Weihnachten im Kloster empfangen. Mitschwester Klara Czarnecka wurde von ihr gebeten, sich am Gespräch zu beteiligen. Sie ist für das „Marketing“ zuständig, wie sie schmunzelnd erzählt. In dem gemütlichen Zimmer entsteht schnell eine vertraute Atmosphäre.

„Unsere Pforte ist offen, wir kommen gerne mit Menschen ins Gespräch, bei uns ist das normal“, erzählt Schwester Klara. Viele unterschiedliche Menschen – auch aus der Schweiz und anderen Bundesländern – kämen zum Kloster, weil sie erfahren möchten, wie die Nonnen leben und was sie tun.
Alles dreht sich um die ewige Anbetung
„Wir sind durch unsere Kleidung sichtbar. Sie ist ein Zeichen, dass wir anders leben und dass unser Leben Gott gehört“, erzählt Schwester Klara. Die Regeln des heiligen Benedikt seien wichtig: ora et labora – bete und arbeite, war einer seiner Leitsätze.
„Bei uns dreht sich alles um die ewige Anbetung, unsere Arbeit passen wir dieser Aufgabe an“, erklärt Priorin Daniela. Diese gibt es seit über 160 Jahren. Nur in der Nacht von Samstag auf Sonntag gibt es eine Pause. „Wir müssen auf unsere Gesundheit achten, auch Schwestern brauchen Schlaf!“

„Etwa 100 Menschen aus der Region beteiligen sich. Viele beten zwei oder drei Stunden. Jeder kann beten, wie er möchte. Ob still, in der Bibel lesen, singen oder ein Instrument spielen. Wichtig ist, dass sie dabei Jesus ansehen“, betont Schwester Klara. Die Schwestern sind in den Nachtstunden bei der Anbetung oft mehrere Stunden in der Kirche. Seit Beginn des Krieges in der Ukraine beten die Nonnen mit einigen Gläubigen den Kreuzweg für den Frieden in der Welt. Zu Beginn täglich, seit einiger Zeit jeweils freitags.
Salbe, Likör, Saft und Met aus dem Kloster
Arbeit gehört ebenso zur Gestaltung des klösterlichen Lebens. „Salbe, Klosterlikör, Kräuter-Met und Spitzwegerich-Saft stellen wir nach alten Rezepten der Benediktinerinnen her“, erwähnt die Priorin. Als sie nach Ofteringen kamen, waren die dort lebenden Nonnen schon sehr betagt: „Die Rezepte sind das eine, die Herstellung das andere. Das war am Anfang nicht einfach.“ Der Lauchringer Apotheker Herbert Sauerbier habe die Ordensfrauen dabei unterstützt.
Die Rohstoffe für die Produkte, die im Klosterladen angeboten werden, beziehen die Nonnen von Unternehmen, mit denen sie seit Jahren zusammenarbeiten. Wenn die Produktion läuft, werden schon mal 3400 Tuben Panavulsin-Salbe und bis zu 800 Flaschen Likör, Spitzwegerich oder Met abgefüllt. Die Erzeugnisse werden im eigenen Hofladen und online vertrieben. Schwester Klara nimmt die eingegangenen Bestellungen entgegen und stellt die Lieferungen in Paketen zusammen. Per Post werden sie dann versandt.
Das machen die Nonnen in ihrer Freizeit
Das Leben im Kloster ist, was die Speisen betrifft, nicht anders als in den meisten Familien. „Wir achten auf gute Qualität, gesunde Ernährung ist wichtig“, betont Schwester Klara. Die Freizeit von Priorin Daniela, den Mitschwestern Klara, Ewelina, Elisabeth und der einzigen Benediktinerin, Schwester Gertrud, wird oft gemeinsam gestaltet. Spaziergänge, Gespräche oder Lesen gehören dazu. Es sei die Zeit, in der die Schwestern etwas für sich tun. „Wir wandern aber auch gerne gemeinsam am Feldberg, das ist gut für die Gemeinschaft.“
Über den Tag verteilt gibt es Stundengebete. Das erste um 6.15 Uhr, dann um 11.40 Uhr, um 17.30 und gegen 20 Uhr. Froh sind die Klosterfrauen, dass Pfarrer Karl Boll immer noch die Heilige Messe in der Klosterkirche zelebriert. „Es ist enorm, was er mit 96 Jahren leistet“, betonen die beiden Schwestern. Dass sie in Ofteringen bleiben, ist für sie klar. „Passionistinnen, die in Deutschland, Kanada oder Italien sind, bleiben auch dort – allein schon wegen der Sprache, die ist sehr wichtig“, erläutert Schwester Klara.
Die Ofteringer engagieren sich für ihr Kloster
Große Freude macht den Ordensfrauen, dass die Dorfgemeinschaft sich für das Kloster und seine Aktivitäten engagiert. „Die Leute aus dem Dorf machen alles für uns“, freuen sich die beiden Schwestern.
Ob bei Anschaffung und Installation eines neuen Computers oder bei anderen kleinen und größeren Problemen, die Ofteringer halten zusammen, wenn es um ihr Kloster Marienburg geht. So organisiert der Radsportverein beispielsweise den Weihnachtsmarkt im Nonnenkloster samt Aufbau der Stände.
Und wie wird Weihnachten im Kloster gefeiert?
Weihnachten ist für die Frauen im Kloster Marienburg selbstverständlich „etwas Besonderes“. Die Messe am ersten Weihnachtstag wird von Pfarrer Boll zelebriert, der Männergesangverein Ofteringen umrahmt den Gottesdienst musikalisch, was die Klosterfrauen sehr freut. Der Heilige Abend wird nach polnischer Tradition gefeiert, erzählt Priorin Daniela mit einem strahlenden Lächeln.
Immer ein Gedeck mehr auf dem Tisch
Wie in der Heimat steht ein Dutzend verschiedene Gerichte (ohne Fleisch) auf dem Tisch. „Und es ist immer ein Gedeck mehr auf dem Tisch, falls überraschend ein Gast kommt“, erklärt Schwester Klara.
Es komme zwar nie jemand, aber das sei eben Tradition. Priorin Daniela erzählt, dass sie auch in diesem Jahr wieder zwei einsame ältere Menschen eingeladen haben: „Wir hoffen, dass sie die Einladung annehmen…“