Die Gastronomie war eine der Branchen, die vom Corona-Lockdown hart getroffen wurde. Seit dem vergangenen Montag dürfen Gäste wieder bewirtet werden – unter strengen Auflagen. Dabei geht es um allgemeine Schutzmaßnahmen, Abstandsregelungen, Hygiene und Desinfektion, Zahlungsabwicklung sowie den Schutz der Beschäftigten.
Vorsichtig optimistisch gaben sich bei einer nicht repräsentativen Umfrage Gastwirte aus Wutöschingen und Eggingen.
- „Gasthaus Adler“, Schwerzen: „Viele haben immer noch Angst vor dem Virus, deshalb ist es schwer einzuschätzen, was diese Öffnung bringt. Alles ist anders, alles ist neu“, sagt Arnulf Albicker vom Gasthaus „Adler“ in Schwerzen. „Ich mache in der Küche alles allein, das ist eine Herausforderung“, sagt er. Deswegen ist die Speisekarte auf die Hälfte des bisherigen Angebots reduziert. Er führt in der siebten Generation das Gasthaus, das seit über 230 Jahren in Familienbesitz ist. „Unsere Vorfahren haben viele Krisen überstanden“, merkt er an. Albicker ist froh, dass er in diesen ungewöhnlichen Zeiten so viel Unterstützung für seine „Dorfwirtschaft“ durch die Einwohner hatte. „Unser Angebot, Essen abzuholen wurde sehr gut angenommen, dafür bin ich dankbar!“ Seit Montag ist der „Adler“ wieder geöffnet. Von den 120 Plätzen kann er momentan 50 Prozent besetzen, er rechnet deshalb mit Umsatzeinbußen von 70 bis 80 Prozent. Auch, weil Vereine ihre Hauptversammlungen in Gasthäusern wegen der Abstandsregeln nicht durchführen können.
- Gasthaus „Zur Post“, Horheim: Seit gestern hat das Traditionshaus wieder geöffnet. Es kostet schon Mühe, alle Vorgaben umzusetzen“, sagt Karl Baumgartner, der mit seiner Frau Elisabeth die Gastwirtschaft in vierter Generation führt. Skeptisch ist er, ob sich die Leute gerne in die ausliegende Liste eintragen. Aus dem Gastraum, der sonst 60 Personen Platz bietet, mussten Tische und Stühle entfernt werden, so sind es noch 40 Leute, die hier bedient werden können. Auf der Terrasse können etwa 27 Gäste sitzen. „Wir gehen es positiv an, die ersten Reservierungen haben wir aufgenommen. Aber man kann auch so vorbeikommen und schauen, ob ein Platz frei ist“, sagt Baumgartner. Der Gastwirt will abwarten, wie die Wiederöffnung anläuft: „Jetzt hoffen wir, dass es gut läuft. Wenn es sich aber nicht lohnt, machen wir wieder zu!“
- Pizzeria „La Banca„, Horheim: Anstatt der sonst 50 gibt es derzeit nur 25 Plätze in der Pizzeria „La Banca“. Angela und Carmelo Giummarra führen das italienische Restaurant gemeinsam. Sie beiden arrangieren sich mit den strengen Vorgaben: „Schutz muss sein, Desinfektionsmittel steht bereit, die Tische werden gleich wieder gereinigt, unsere Gäste sind einsichtig“, sagt Carmelo Giummarra.

- Man könne zwar niemand zwingen, sich in eine Liste mit Namen und Anschrift einzutragen, doch bisher habe es kein Gast verweigert. Für ihn und seine Frau sei es nicht schwer gewesen, alles zu organisieren. Es gibt hauptsächlich Zweier-Tische, die gut voneinander getrennt werden können. „Ich freue mich, dass es langsam wieder vorangeht. Allerdings habe ich das Gefühl, dass bei den Gästen ein paar Hemmungen da sind, wieder ein Lokal zu besuchen“, stellt der Gastwirt fest.
- Landgasthof „Ochsen“, Wutöschingen: Petr Rehor glaubt, dass sich in der Gastronomie in Zeiten von Corona viel verändert hat. Dennoch ist er froh, dass die „halbe Öffnung“ wieder den normalen Tagesablauf zurückbringt. „Es dauert aber sicher noch einigen Zeit, bis alles wieder in die gewohnten Gleise kommt.“ Über die Schließung der Gastronomie halfen die Einnahmen durch Buchungen von Monteuren und Handwerkern, die im Ochsen übernachteten. Immerhin war Zimmerservice möglich, so konnte er seine Übernachtungsgäste verpflegen. „Ende des Monats kommen auch andere Gäste, die ein Zimmer haben möchten“, erzählt der Gastronom. Auch Petr Rehor erlebt die Gäste als hilfsbereit, registriert aber auch die Angst älterer Menschen, in einen Gasthof zu gehen. Im Innenbereich hätten 60 Personen Platz, draußen nochmal 30. Wie viele Tische er belegen kann, hänge davon ab, wer kommt. Familien dürfen ohne Abstandsregel zusammensitzen. Und er macht sich sorgen: „Was ist, wenn die zweite Corona-Welle kommt?“ Momentan hofft er darauf, dass es mit langsamen Schritten einen Weg aus der Krise gibt, hin zu einem normalen Alltag.
- „Wilder Mann“, Eggingen: „Wir freuen uns, dass wir wieder aufmachen dürfen“, sagt Manfred Vogelbacher, der mit Andrea Fischer ein Restaurant mit Hotelbetrieb führt. Bisher konnte er Geschäftsleute beherbergen, ihnen aber kein Essen im Restaurant anbieten. Seit zwei bis drei Wochen spürt er „einen leichten Anstieg der Nachfrage“ von sogenannten Business-Gästen in seinem Hotel. Die neuen Verordnungen wurden vom Hotel- und Gaststättenverband Dehoga schnell an die Betriebe übermittelt.

- Vogelbacher fühlte sich immer aktuell informiert. „Gäste, die sich nicht in eine Liste eintragen, dürfen wir gar nicht bewirten“, nennt der Gastwirt eine wichtige Vorgabe. Der Aufwand habe sich erhöht, zum Beispiel, weil es kein Buffet mehr geben darf. „Als Naturpark-Gaststätte haben wir auf Nachhaltigkeit gesetzt, jetzt müssen wir wieder abgepackte Portionen anbieten“, bedauert Vogelbacher. Von den etwa 130 Restaurantplätzen und 50 auf der Terrasse könnten aufgrund der geltenden Bestimmungen etwa 60 Prozent genutzt werden. „Der Gast muss sich sicher sein, dass wir uns an die Bestimmungen halten“, betont Manfred Vogelbacher. Seine Erwartungen an die nähere Zukunft sind gedämpft. Der Gastronom erwartet eine Delle, die „im besten Fall ein Nullsummenspiel“ werden könnte. Dennoch hat er Hoffnung, dass alles wieder langsam anläuft: „Ich weiß nicht, ob ein Jahr reicht, bis wieder Normalität einkehrt?“