Bei Karstadt herrscht Sorge um den Erhalt der Niederlassung in Singen und die Geschäftswelt bangt mit. Der Cano-Managerin Carolin Faustmann beispielsweise passt die Aussicht auf einen eventuellen Leerstand in unmittelbarer Nachbarschaft überhaupt nicht ins Konzept. „Der Handel lebt von der Vielfalt und ist damit die wirtschaftliche Grundlage für Innenstädte“, sagt sie, „deshalb ist für uns jeder Händler wichtig, der die derzeitige Krise übersteht.“

„Der Handel lebt von der Vielfalt und ist damit die wirtschaftliche Grundlage für Innenstädte. Deshalb ist für uns jeder Händler ...
„Der Handel lebt von der Vielfalt und ist damit die wirtschaftliche Grundlage für Innenstädte. Deshalb ist für uns jeder Händler wichtig, der die derzeitige Krise übersteht.“Carolin Faustmann, Managerin des Cano | Bild: Veranstalter

Die Managerin hat dabei das große Ganze im Blick, die unmittelbare Konkurrenz spiele dagegen eine untergeordnete Rolle. Aus ihrem Blickwinkel wird die Kaufhaus-Kette von zwei Seiten in die Zange genommen: Einmal vom Trend zum online-Einkauf und zum Zweiten von der Corona-Krise. Eine Reihe von Produkten wie etwa im Bereich von Haushaltswaren sei zu großen Teilen vermutlich unwiderruflich an das Internet verloren und der Lockdown dürfte maßgeblich zur Schräglage der Situation des Konzerns beigetragen haben.

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An der Bedeutung von Karstadt für die Stadt und das Einkaufszentrum Cano ändert sich dadurch nach Einschätzung von Carolin Faustmann nichts. Zumal für die Zeit nach Corona sei es wichtig, dass der Konsum wieder anspringt, doch auch generell sei für den Singener Handel ein gemeinschaftlicher Auftritt erforderlich. Für die Managerin spielt Karstadt dabei eine wichtige Rolle.

Bedeutsam für den gesamten Hegau

Das sieht Claudia Kessler-Franzen als Geschäftsführerin des Standortmarketing-Vereins „Singen aktiv“ genauso. Karstadt trage zur Zentralität Singens bei, wobei sie dem Konzept des Kaufhauses trotz eines sich wandelnden Konsumenten-Verhaltens nach wie vor viel abgewinnen kann. „Wo bekommt man denn zum Beispiel sonst noch Haushaltswaren„, fragt sie mit Bezug auf die Warensortiment. Die Funktion von Karstadt reiche damit über die die Stadt hinaus und sei Anlaufstation für den gesamten Hegau.

Damit ist Claudia Kessler-Franzen bei einem Lieblingsthema des Standortmarketingvereins, wonach sich die Bedeutung eines Unternehmens nicht nur aus den wirtschaftlichen Zahlen ergibt. Wie Carolin Faustmann sieht sie das Kaufhaus als wichtiges Mosaik in der innerstädtischen Handelslandschaft mitsamt des Angebots von Gastronomie und Dienstleistungen, von dessen Fortbestand das Wohl aller Geschäfte und letztlich die Region abhänge. „Karstadt lockt Kunden aus einem großem Einzugsgebiet an und hat damit am Singener Standort sicherlich eine andere Bedeutung als in irgendeiner Großstadt.“

Eine gewisse Zuversicht speist sich bei Claudia Kessler-Franzen aus der Überlegung, dass durch die Grenznähe ein hohes Potenzial von Kunden aus der Schweiz besteht – und perspektivisch dürfte sich dieses mit der Eröffnung des Cano erhöhen. Die Nähe zur Schweiz war nach Einschätzung der Geschäftsführerin auch einer der Gründe, warum das Kaufhaus frühere Restrukturierungszeiten überlebte.

Was am Ende zählt

Ausschlaggebend für den Fortbestand wird allerdings die Wirtschaftlichkeit der Karstadt-Kaufhäuser an ihren jeweiligen Standorten sein und da sah‘s nach Kenntnisstand von Oberbürgermeister Bernd Häusler in der Vergangenheit ganz gut sein. „Bei früheren Krisen hieß es, dass in Singen schwarzen Zahlen erwirtschaftet werden und natürlich hoffe ich, dass dies auch jetzt der Fall ist.“ Große Einflussmöglichkeiten sieht er nicht, wenngleich er in Schreiben an die Konzernleitung die Bedeutung des Kaufhauses als Flaggschiff der Einkaufsstadt Singen hervorheben wird. Wie Claudia Kessler-Franzen setzt er seine Hoffnungen außerdem auf die Perspektiven durch das Cano, das verstärkt Kunden aus der Region und insbesondere der Schweiz anlocken dürfte.

Geduldsprobe für die Beschäftigten

Eine wertige Auskunft über den Stand der Überlegungen im Konzern gibt es bislang nicht. Die Leiterin der Singener Niederlassung, Sabrina Stark, verweist auf SÜDKURIER-Anfrage auf die Zentrale, wo man um Geduld bittet. „Die Einordung der Filialen, bei denen eine Fortführung auf dem Prüfstand steht, beruht auf einer vorläufigen Einschätzung“, so heißt es in einem Schreiben. Die weitere Prüfung erfolge in den nächsten Tagen und Wochen.