Den Allensbacherinnen und Allensbachern bleibt zumindest formal eine Wahl ohne Auswahl erspart: Amtsinhaber Stefan Friedrich (39) hat kurz vor Ende der Bewerbungsfrist am Montagabend, 27. März, doch noch einen Gegenkandidaten für die Bürgermeisterwahl am 23. April erhalten. Damit ist es rein theoretisch wieder offen, ob Friedrich weitere acht Jahre, also bis 2031, die Geschicke des Ortes leitet.

Eine dritte Bewerbung ging nicht ein

Ludwig Egenhofer und Stefan Weiss, die den Gemeindewahlausschuss als Vorsitzender und Stellvertreter leiten, bestätigten dem SÜDKURIER den Eingang einer weiteren Bewerbung. Dies sei am Montag um 15.45 Uhr geschehen. Weitere Bewerbungen gingen bis zum festgesetzten Fristablauf um 18 Uhr nicht ein. Damit stehen voraussichtlich zwei Namen auf dem Stimmzettel. Wer der zweite Bewerber ist, wie ernsthaft seine tatsächlichen Ambitionen auf das Amt sind und was er an persönlicher und fachlicher Eignung mitbringt, blieb zunächst ein Mysterium.

Um 18 Uhr lag keine weitere Bewerbung im Briefkasten des Rathauses Allensbach: Hauptamtsleiter Stefan Weiss (links) und Ludwig ...
Um 18 Uhr lag keine weitere Bewerbung im Briefkasten des Rathauses Allensbach: Hauptamtsleiter Stefan Weiss (links) und Ludwig Egenhofer, Vorsitzender des Gemeindewahlausschusses, prüften das noch einmal. | Bild: Oliver Hanser

Trotz ihres Strebens nach einem öffentlichen Amt habe es die Person dem Gemeindewahlausschuss untersagt, die betreffenden Informationen weiterzugeben, erklärten Egenhofer und Weiss auf Nachfrage. Deshalb könnten sie auch nicht sagen, ob der Bewerber aus Allensbach oder von außerhalb stamme. Allerdings handele es sich nicht um einen der in Baden-Württemberg inzwischen namentlich bekannten Dauerkandidaten. Klarheit gibt es spätestens am Mittwoch, 29. März, wenn der Gemeindewahlausschuss tagt und über die Zulassung der Bewerbungen befindet.

In einer ersten Reaktion zeigte sich Stefan Friedrich „eigentlich nicht überrascht“, dass noch jemand anders gerne Bürgermeister von Allensbach werden will. Es handle sich um eine attraktive Gemeinde, in der man viel gestalten könne. Zu Person und Motiven seines Konkurrenten werde er sich nicht äußern. „Nun sind es eben zwei, die sich um dieses schöne Amt bemühen“, sagte Friedrich am Montagabend. Er werde sich jedenfalls der Debatte gerne stellen.

Kein Arbeitsplatz wie jeder andere: das Rathaus in Allensbach. Am 23. April entscheidet sich, wer die nächsten acht Jahre hier die ...
Kein Arbeitsplatz wie jeder andere: das Rathaus in Allensbach. Am 23. April entscheidet sich, wer die nächsten acht Jahre hier die größte Verantwortung trägt. | Bild: Oliver Hanser

Für seinen bereits begonnen Wahlkampf spiele es keine große Rolle, dass in letzter Minute doch noch ein Konkurrent aufgetreten ist. Friedrich hat in den vergangenen Wochen schon zahlreiche Termine in Allensbach und den Ortsteilen bestritten, um mit seinen Bürgern ins Gespräch zu kommen. Er wolle wissen, welche Erwartungen die Menschen haben und welche Impulse sie ihm für die Weiterentwicklung der Gemeinde geben, so Friedrich: „Ich bewerbe ich um ein Amt und nehme das ernst, es spielt dabei eigentlich keine Rolle, ob es null Gegenkandidaten sind oder acht.“

Rückhalt im Gemeinderat ist begrenzt

Dass Stefan Friedrich mit vergleichsweise geringem Gegenwind in Richtung zweite Amtszeit marschiert, kommt für etliche Beobachter überraschend. Im Allensbacher Gemeinderat hatte ihm keine Fraktion offiziell die Unterstützung bei einer neuerlichen Kandidatur zugesagt. Man wolle die Bewertung und die Entscheidung den knapp 6000 Wahlberechtigten (Deutsche und EU-Bürger ab 16 Jahren) überlassen, hieß es dazu. Dies ist ungewöhnlich, da in vielen anderen Wahlkämpfen die Bürgermeister sich zunächst einmal ihres Rückhalts im Gemeinderat versichern. Einzig die FDP gab eine Einschätzung darüber ab, wie sie die Arbeit des Amtsinhabers bewertet. Man wünsche sich eine aktivere Rolle, sagte dazu Gemeinderat Patrick Konopka.

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Erdrutschsieg vor acht Jahren

Stefan Friedrich war am 19. April 2015 zum Nachfolger des hoch geachteten Helmut Kennerknecht gewählt worden. Er errang mit 79,44 Prozent gegen zwei Gegenkandidatinnen und zwei Gegenkandidaten einen regelrechten Erdrutschsieg. Entsprechend hoch waren die Erwartungen an die Arbeit des Diplom-Verwaltungswirts mit Berufserfahrung in einem baden-württembergischen Rathaus.

Eine Dauerbaustelle, bei der sich manche Allensbacher mehr Druck von ihrem Bürgermeister erwartet hätten: Der B33-Ausbau kommt nur sehr ...
Eine Dauerbaustelle, bei der sich manche Allensbacher mehr Druck von ihrem Bürgermeister erwartet hätten: Der B33-Ausbau kommt nur sehr schleppend voran. | Bild: Jörg-Peter Rau

Viele der Themen von vor acht Jahren sind weiterhin aktuell, darunter die Schaffung von weiteren Betreuungsplätzen für Kinder sowie der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 33, der sich mittlerweile nur noch auf der Gemarkung Allensbach abspielt und auf den die Gemeinde nur begrenzt Einfluss hat.

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Andere Themen konnte Stefan Friedrich zum erfolgreichen Abschluss führen, darunter der preisgekrönte Neubau der Seegartenbühne sowie die weitere Entwicklung des Gewerbegebiets mit umfassendem Nahversorgungs-Angebot. Auch für die Marienschlucht, teils auf Allensbacher Gemarkung gelegen, gibt es inzwischen eine positive Perspektive.

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Ein Meilenstein in Friedrichs erster Amtszeit: Für die neue Bühne im Allensbacher Seegarten haben die Architekten aus dem Büro Schaudt in Konstanz einen Preis erhalten. | Bild: Guido Kasper