Die Feuerwehr steigt dem Kloster aufs Dach. So formuliert es der Allensbacher Kommandant Hans-Christoph Köhne. Dieser Spruch wird üblicherweise im übertragenen Sinne gebraucht. In diesem Falle will ihn Köhne im wörtlichen verstanden wissen.

Mit der neuen Drehleiter ist dies auch tatsächlich machbar. Bevor das rund eine dreiviertel Million Euro teure Fahrzeug zielgerichtet eingesetzt werden kann, müssen sich die Männer und Frauen der Freiwilligen Feuerwehr Allensbach über einen Zeitraum von etlichen Wochen damit vertraut machen.
Mitte oder spätestens Ende September soll sie offiziell in Dienst gestellt werden, teilt Tobias Späth mit, der ohne Corona-Pandemie sein Zeugnis als Ausbilder für Drehleiter-Maschinisten bereits in der Tasche hätte.

Das Kloster Hegne eignet sich wegen seinen zahlreichen Gebäuden und seiner verwinkelten Struktur hervorragend als Übungsobjekt. Ob der Korb sogar in den Durchgang zur Theodosiusstube rangiert werden kann, probieren Frank Fischer und Mike Fröhlich direkt aus.
Klaus Thrien von der Gesellschaft für Brandschutzausbildung in Hamburg leitet die Ausbildung. Für ihn hat das Kloster noch einen unschätzbaren Vorteil: „Es gibt keinen Verkehr und keine Leute die einen stören.“

Die Schwestern, die über den Hof laufen, mustern interessiert das Fahrzeug und warten geduldig, wenn es gerade zu einer anderen Anleiterstelle fährt. So müssen die Feuerwehrleute auch an einer abschüssigen Stelle die vier Stützen ausfahren und die Leiter aufrichten. Sven Welschinger zeigt wie schnell das geht.
„Die Norm sieht eine maximale Neigung von sieben Grad vor. Diese Drehleiter kann bis zu zehn Grad“, erläutert Thrien. Die neue Drehleiter ersetzt ein deutlich kleineres Fahrzeug, dessen Leiter mittels Handkurbeln bewegt werden muss.

„Ich denke, wir haben da ein sehr gutes Gerät angeschafft. Für uns ist das alles Neuland, daher bedarf es einer intensiven Schulung. So muss das bei der Feuerwehr sein, wenn du nachts um drei Uhr frisch aus dem Bett geholt wirst und damit umgehen musst. Ich muss mich erst einmal an die Ausmaße gewöhnen“, erklärt Florian Bottlang, stellvertretender Abteilungskommandant im Kernort Allensbach.

„Als Besonderheit verfügt die Drehleiter über ein elektrisch gesteuertes Wenderohr“, erläutert Tobias Späth. Dieses wird am Korb montiert und vom Maschinist von unten ferngesteuert. „Dann muss ich keinen Atemschutzgeräteträger hochstellen“, ergänzt Späth. Der Korb selbst klappt in wenigen Sekunden aus seiner Ruheposition.
Mit an Bord ist auch ein sogenannter Hochentaster. Das ist eine Kettensäge, die ein drei Meter langes Blatt hat. Damit lässt sich notfalls ein Weg durch eine hinderliche Baumkrone freischneiden. Seitlich am Korb sind Scheinwerfer angebracht.

„Hell genug“, sagt Späth über deren Leistungsfähigkeit, die bereits beim schweren Verkehrsunfall am Wochenende hilfreich war.