Trocken, kalt, warm, frostig, nass und wieder wärmer: Das Wetter schwankt und macht den Landwirten stark zu schaffen. Wie vielerorts hatten auch in Bodman-Ludwigshafen die Blüten der Apfel- und Kirschbäume schon teilweise ausgetrieben, als die Temperaturen plötzlich wieder Richtung Null oder darunter gingen. Bedeutet das wieder Ernteausfälle in diesem Jahr?

Uwe Specht aus Ludwigshafen und Michael Koch aus Bodman können noch nicht genau sagen, wie sich der Frost auswirkt. Es sei sogar noch abzuwarten, ob es um die Eisheiligen Mitte Mai noch mal richtig kalt werde. Aber ja – es seien bereits Schäden sichtbar. Das ist eigentlich nicht mal etwas Neues. Specht erklärt, in den vergangenen fünf Jahren habe es vier Mal Frost im Frühling gegeben. „Noch mal Frost könnte kritisch sein“, sagt er zu den kommenden Wochen. Koch schließt sich an: Falls es um Ostern herum blühe, wäre Frost in der Folgezeit gefährlich.

Ein Frostschaden an einem Jonagold-Apfel. Der Apfel hat sich entwickelt, aber ist leicht deformiert und hat teilweise Rosthaut.
Ein Frostschaden an einem Jonagold-Apfel. Der Apfel hat sich entwickelt, aber ist leicht deformiert und hat teilweise Rosthaut. | Bild: Löffler, Ramona

50 Prozent Schäden an Kirschbäumen

Der Frost wirke sich unterschiedlich aus. Es komme ganz auf die Art der Kultur an. Manche Apfelsorten hätten noch nicht geblüht, doch bei den Frühsorten gebe es bereits offene Blüten. „Bei den Kirschbäumen sind bis zu 50 Prozent sichtbare Schäden“, sagt Specht. Auch bei den offenen Birnenblüten lägen die Schäden bei etwa 50 Prozent. „Jonagold und Boskopf sind empfindlich“, erklärt er zu den Äpfeln. Es sei mit Schäden zu rechnen. Falls man eine geschlossene Blüte aufschneide und etwas Braunes oder Schwarzes sehe, sei das ein Schaden. Ansonsten lasse es sich kaum sagen.

Uwe Specht zeigt Jonagold-Äpfel. Diese Sorte ist laut Specht frostempfindlich.
Uwe Specht zeigt Jonagold-Äpfel. Diese Sorte ist laut Specht frostempfindlich. | Bild: Löffler, Ramona

„Falls eine Frucht kommt, kann sie deformiert sein“, erklärt er. Zudem sei eine Berostung der Haut möglich, die wie eine helle Kruste aussehe. Solche Äpfel hätten dann auch im Inneren kein richtiges Kerngehäuse, weil die Erbanlage geschädigt sei. Der Apfel versuche, trotzdem zu wachsen. Der Landwirt erklärt weiter, die Apfelsorten Pinova oder Gala seien am wenigsten frostempfindlich. Bei ihm sei Elstar die Hauptsorte im Anbau, die bei der Empfindlichkeit in der Mitte liege.

Je offener die Blüte, desto frostempfindlicher ist sie

Michael Koch berichtet, in der Nacht auf den ersten April-Montag habe es in Bodman fünf Grad Minus auf der eigenen Wetterstation angezeigt. Es gebe Blüten-Schäden bei den frühen Sorten. Daher könne es beim Jonagold zu Rost der Haut kommen. „Je weiter eine Blüte auf ist, desto frostempfindlicher ist sie. Geschlossene Blüten vertragen etwas mehr“, so Koch. „Wir sind mit einem blauen Auge bei den Apfelbäumen davongekommen.“

Auch bei den Birnen gebe es etwa 30 Prozent Schäden, es sei aber Glück, dass die Birnen-Plantagen am Waldrand lägen und daher später mit der Blüte dran seien. In seinem Betrieb seien 35 Hektar Apfelbäume und 0,5 Hektar Birnen. Früher sei Jonagold die Hauptsorte gewesen, inzwischen seien es Gala, Elstar und Pinova. Apfel-Anlagen stünden auf Jahrzehnte.

Nur durch Öffnen zeigt sich, dass die Idared-Blüte links unten durch Frost geschädigt ist. Daher ist dort etwas Bräunliches zu sehen.
Nur durch Öffnen zeigt sich, dass die Idared-Blüte links unten durch Frost geschädigt ist. Daher ist dort etwas Bräunliches zu sehen. | Bild: Löffler, Ramona

Wetter zu kalt für die Bestäubung

Niedrige Temperaturen haben auch noch andere Auswirkungen: Wichtige Insekten fliegen nicht. Specht erläutert, bei den Kirschen und Birnen sei es momentan für den Insektenflug zu kühl. Die Honigbiene sei erst bei 15 Grad Celsius unterwegs. Mauerbienen würden bei acht bis neun Grad Celsius arbeiten und man könne welche leihen oder kaufen, um die Obstbäume zu befruchten. „Wir müssen schauen, dass wir bei schlechtem Wetter die Befruchtung sicherstellen“, so Specht. Koch ergänzt: „Ein Teil der Bäume wird auch über den Wind bestäubt.“ Der Pollenflug zeige sich auch immer gelb auf Autos.

Rückblickend erklärt Specht, es habe vor dem ersten starken Frost im Jahr 2017 rund 15 Jahre lang keinen in der kritischen Zeit gegeben. Seit 2017 sei es dann fast jedes Jahr frostig gewesen. Koch erzählt weiter, in den vergangenen 50 Jahren habe es eine Veränderung bei der Apfelblüte gegeben: Während die Apfelbäume damals im Mai ausgetrieben hätten, geschehe dies inzwischen rund vier Wochen früher.

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Regen war gut, aber zuviel darf es nicht sein

Der fehlende Regen im Februar und März habe sich auch bemerkbar gemacht, so Specht auf Rückfrage. Neue Bäume könnten in so einer Zeit nicht richtig Wurzeln bilden. Es sei gut, dass es schließlich geregnet habe. Dennoch sei auch zu viel Nässe schlecht, da dann die Gefahr von Pilzbefall an den Bäumen drohe. Der Regen der vergangenen Woche sei auf jeden Fall gut gewesen, bestätigen Specht und Koch. Es sei nicht zuviel auf einmal gekommen und so habe der Boden wieder vernünftig Wasser aufnehmen können, so Specht.

Insgesamt sagt Uwe Specht, es bringe nichts, sich Stress zu machen. Man müsse das Wetter gelassen nehmen, weil es nicht beeinflussbar sei. Sein Betrieb sei mit 30 Hektar Äpfeln, 2,5 Hektar Kirschen und 0,3 Hektar Birnen mehrgleisig aufgestellt. Er habe die Mehrgefahrenversicherung des Landes abgeschossen. Damit könnten Ausfälle abgefedert werden, auch wenn die Versicherung teuer geworden sei. Er lebe als Landwirt immer mit der Hoffnung, dass es nicht so schlimm werde, wie es aussehe. Auch Michael Koch hat diese Versicherung für seinen Betrieb. Er habe sie in den vergangenen beiden Jahren in Anspruch nehmen müssen, berichtet er.

Michael Koch an einer seiner Apfelplantagen. Hier wächst die Sorte Idared.
Michael Koch an einer seiner Apfelplantagen. Hier wächst die Sorte Idared. | Bild: Löffler, Ramona

Frostobst wird anders verwendet

Und was passiert eigentlich mit dem schadhaften Obst? Es wird aussortiert. Michael Koch erklärt, diese Äpfel würden als Mostobst verkauft. „Letztes Jahr sind containerweise Äpfel zu Mostobst geworden“, sagt er. Der Großteil seiner Ware gehe an den Großmarkt und für den Hofladen in Bodman sei trotz Ausfällen immer genug vorhanden. Es sei möglich, im Hofladen Äpfel zweiter Klasse zu verkaufen, da so keine Kosten für den Zwischenhandel dazu kämen. „Es gibt Kunden, die gezielt die günstigeren Äpfel kaufen“, erzählt er.

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