Der Wald, wie wir ihn heute kennen, verändert sich. Zum Ende des Jahrhunderts wird es einige Baumarten nicht mehr geben, wie Hochrechnungen zeigen. Daher müssen Waldbesitzer nicht nur auf die aktuellen Wetterereignisse wie Trockenheit, Hitzephasen oder Starkregen reagieren, sondern schon jetzt beginnen, den Wald umzubauen und auch Bäume anzusiedeln, die nach jetzigen Erkenntnissen langfristige Überlebenschancen haben. Was heißt das für den Waldbau?

Hangrutsche gehören zur Geologie am Bodensee dazu, sagen Reiner Bickel, Revierleiter von Gut Bodman Forst, und Johannes von Bodman. „Wir haben hier Sandstein mit Humus drauf. Auch in der Historie kam es nach längeren Regenphasen immer wieder zu Hangrutschen. Wenn es künftig mehr Starkregenereignisse am Stück geben sollte, wird es wahrscheinlich auch mehr Rutsche geben“, vermutet Johannes von Bodman.

Trockenheit und Hitze sind für Wald bedrohlicher als Starkregen

Er ist sicher, dass die Kombination aus Trockenheit und Hitze einen weitaus größeren Einfluss auf den Wald hat als Starkregen. „In den letzten Jahren haben Trockenheit und Hitze gleichzeitig zu Schäden bei nahezu allen Baumarten geführt.“

Er ist Mitglied im Kuratorium der Forstwirtschaftlichen Versuchsanstalt (FVA) Baden-Württemberg. Diese habe Hochrechnungen darüber erstellt, welche Baumarten es im Jahr 2100 noch geben wird. „Bei einer angenommenen Erwärmung von 1,8 Grad wird es dann keine Fichten, Eichen und Tannen mehr geben. Buchen werden teilweise überleben.“

Douglasien wird es weiter geben, Eschen werden vom Aussterben bedroht

Die Esche ist schon seit Beginn der 1990er Jahre durch eingeschleppte Schädlinge vom Aussterben bedroht. Douglasien wird man weiterhin haben, diese kommen jedoch im Bodmaner Revier bisher wenig vor.

„Wir kommen stark in Bedrängnis und beschäftigen uns heute sehr damit, wie wir mit dem Waldbau weiter umgehen“, sagt Johannes von Bodman. Reiner Bickel ergänzt: „Wir setzen sehr stark auf Naturverjüngung. Bäume vermehren sich über Ausbringung ihrer Samen, das versuchen wir zu fördern. Wir pflanzen nur wenige Bäume an.“

Versuche mit verschiedenen Baumarten

Er hoffe, dass die Bäume sich besser an Trocken- und Wärmephasen gewöhnen können. Man wisse ja noch nicht, wie die Klimaerwärmung vonstatten gehe, „vielleicht bekommen wir doch nicht konstante Hitze und Trockenheit.“

Die Forschungsanstalt empfehle, zu reagieren und neue Baumarten einzubringen, sagt Johannes von Bodman. „Unsere Überlegung ist aber, nicht Hals über Kopf vorzugehen, sondern den Waldbau behutsam zu verändern. Wir machen Versuche mit verschiedenen Baumarten und fördern bisherige.“

Er meint, es sei nicht sinnvoll, auf eine oder wenige Baumarten zu setzen. Besser sei eine Mischung, sodass der Betrieb später auf Veränderungen reagieren könne. In der Region werde man die Fichte vermutlich großteils verlieren und ersetzen müssen. Bei Spitzahorn, Eiche und Kirsche, die an Sommertrockenheit eher gewöhnt sind, und Douglasie seien Erfahrungen da, damit wolle man weiterarbeiten.

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Es gibt auch die Möglichkeit, Bäume wie Buche, Tanne oder Fichte, die sich in anderem Klima schon an Hitze gewöhnt haben, von dort zu nehmen und hier einzugewöhnen oder für die Region neue Baumarten zu pflanzen. Johannes von Bodman sagt jedoch: „Die Branche hat relativ wenig Ahnung von Baumarten, die in Italien oder auf dem Balkan wachsen. Es gibt keine großen Anbauversuche. Junge Bäume kommen ab mittlerem Alter klimatechnisch in Bedrängnis.“

Man werde punktuelle Versuche machen und schauen, wie diese Bäume bei uns zurechtkommen. Reiner Bickel verdeutlicht: „Etliche kommen mit Schneeereignissen nicht klar. Man muss aber immer damit rechnen, dass hier Schnee fällt, da dürfen sie nicht gleich zusammenbrechen.“

Sorgen auch um die Buche

Sorge bereiten ihm die Fichte, die stark vom Borkenkäfer befallen ist, und die Buche, die große Schäden aufweist. „Wir haben bei uns 60 Prozent Laubholz, davon sind 40 Prozent mit Buche bestockt. Wenn die ausfällt, sind riesige Flächen betroffen“, so Bickel.

Er erklärt, dass der Großteil des FFH-Gebiets (Flora-Fauna-Habitat, ein Schutzgebiet für Natur und Landschaft) überwiegend in älteren Buchenwäldern entstanden sei. „Wenn die nachhaltig in Bedrängnis kommen, dann haben wir ein Problem.“ Er erläutert, dass die Kronen der Buchen von oben herunter sterben. So werde es umso schwerer, die betroffenen Bäume unfallfrei zu ernten.

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Johannes von Bodman setzt auf Vielfalt und langfristiges, generationsübergreifendes Denken. „Der Betrieb Gut Bodman hat immer vielfältig in verschiedenen Branchen gearbeitet, immer viele Baumarten gehabt und immer extrem auf Vielfalt gesetzt. So wollen wir weiterarbeiten.“ Im Forst müsse man immer über 100 Jahre denken. „Was wir jetzt tun, wird noch meine Enkel oder Urenkel beschäftigen.“

Er wolle mit der heimischen Ressource Holz arbeiten. „Wir sehen den Sinn für die Region und unseren Betrieb darin, Holz, das hier wächst, für Häuser, Möbel und energetisch zu verwenden.“ Im Sinne des Naturschutzes solle dies möglichst naturnah geschehen.

„Wir sind auch bereit, Teile unseres Waldbesitzes – jetzt besonders die Hänge vom Bodanrück zum See herunter – als Bannwald auszuweisen“, erklärt Johannes von Bodman. Mit solchen und weiteren Flächen, die nicht intensiv genutzt werden sollen, wolle man dem Klimawandel, den es hundertprozentig gebe und den man bereits sehe, begegnen.