Erwartungsvolles Flüstern in der Kirche, Teelichter am Mittelgang, dann der Theatergong – in feierlicher Atmosphäre erlebten viele Menschen in der Kirche St. Otmar in Ludwigshafen einen ganz besonderen Kulturabend. Daniel Trisner begrüßte die Theater- und Musikfreunde und dankte Pfarrer Nikolaus Böhler für dessen spontane Zusage, die zwei Aufführungen in der Kirche statt wie üblich im katholischen Gemeindezentrum durchführen zu können. Dort finden derzeit beträchtliche Um- und Neubaumaßnahmen statt. Während der Pandemie hatte die Theatergruppe Dorffreundschaft Maygas Ludwigshafen den Stoff für einen Einakter gekauft, als Wandertheater geplant und einstudiert. Zwei Wochen vor dem ersten Auftritt kam damals der Lockdown. Jetzt wurde das Stück doch noch aufgeführt.

Der Abend begann musikalisch. „Mit Orgel und Trompeten ist es auch fast ein Dreiakter“, hatte Trisner gut gelaunt verkündet. Matthias Auer glänzte mit vier Stücken an der Orgel und ein Bläser-Ensemble des Musikvereins Ludwigshafen mit Dirigent Rainer Ehmann erfreute die Besucher mit vorweihnachtlichen Weisen. Dieser Einsatz war besonders bemerkenswert, da das Orchester mitten in den Proben für das Jahreskonzert am 2. Dezember steckt.

Dann ging auf der Bühne das Licht an. In der Komödie „Die gute Tat“ nach Andreas Kroll lädt das Ehepaar Westermaier wie jedes Jahr in der Vorweihnachtszeit eine wohnsitzlose Person zu einem festlichen Essen ein. Diesmal fällt die Wahl auf Wolfgang, genannt Rotwein-Wolle. Weil ungeplant auch Sohn Herbert da ist, der aus Repräsentationsgründen seinen Chef mit Gattin eingeladen hat, ergeben sich allerhand Verwicklungen. Der vom Wechsel des Milieus reichlich verwirrte Wolfgang soll spontan den lange im Dschungel verschollenen großen Bruders mimen – etwas Besseres ist Herbert auf die Schnelle nicht eingefallen, um Wolfgangs Anwesenheit zu erklären.

Vater und Sohn geben ihm einen Crashkurs zu Verhaltensregeln, Konversation und Politik. Herbert verspricht dem Fremden viel Geld, wenn der Chef ihn nach diesem Abend immer noch befördern will. Wolfgang kommt in Fahrt, schmückt seine Geschichte immer verrückter aus, der Chef ist beeindruckt und bietet ihm spontan eine Stelle als Pressesprecher an. Herbert verzweifelt fast, spielt aber mit und bekommt am Ende seine Beförderung. Alle sind zufrieden, nur die Ehefrau beschließt, dass sie im kommenden Jahr den Kandidaten aussuchen werde, damit sie wisse, wer als Nächster zur Familie gehöre.

Gaby Mauch, die in der Laienspielgruppe Stockach Theater spielt, lobte das Ensemble. „Es war ein lustiges Stück und schön gespielt. Die Mischung mit der Musik war interessant.“ Besucherin Linda Renner fand, die Musik habe das Programm wunderbar abgerundet und die Veranstaltung in dem kirchlichen Ambiente sei sehr stimmig gewesen.

Die Theater-Gruppe ist ein zusammengewachsenes Team, das die Probezeit wieder intensiv erlebt hat. Günter Weiß: „Wir mussten selbst viel lachen – das ist immer ein gutes Zeichen.“ Und Ute Trisner ergänzte: „Das Stück hat uns viel Freude gemacht.“ Vom Hall her sei es in der Kirche anfangs schwieriger gewesen, gestand Veit Heckeler, der als verwahrloster Gast den ersten Szenenapplaus des Abends erhalten hatte.

Ihre Texte haben alle unterschiedlich eingeübt. Petra Kaupert lernte ihre Rolle hauptsächlich beim Spielen in den Proben. „Ich bin auf Schlüsselwörter des Vorgängers angewiesen. Wenn die nicht kommen wie gewohnt, komme ich aus dem Konzept.“ Alexander Märzendorfer war ursprünglich Souffleur, sprang 2000 kurzfristig als Schauspieler ein und blieb dabei. Er hat den kompletten Text aufgenommen und auf dem Weg von und zur Arbeit angehört und seine Stellen gesprochen.

Selbst bei Günter Schmidt, der erstmals mitwirkte, war von Lampenfieber nicht viel zu spüren gewesen. Er erklärte: „Die zweimonatige Vorbereitung gibt Sicherheit. Die habe ich auch gebraucht, um in die Rolle reinzukommen und als Chef glaubwürdig zu wirken.“ Das Schlusswort hatte der Regisseur: „Ich bin top zufrieden, die Kombi ist gelungen, es war ein schöner Abend. Viele haben mich angesprochen, dass diese Veranstaltung mal was ganz anderes war und sie sich schon auf das nächste Jahr freuen“, so Daniel Trisner.