In etwa so viele Besucher wie die 50 Jahre des Bestehens der Doppelgemeinde Bodman-Ludwigshafen seit 1975 füllten kürzlich die Flure und das Treppenhaus im Rathaus in Ludwigshafen. Anlass hierfür war die Vernissage der Ausstellung „Im Wandel der Zeit – Bodman-Ludwigshafen einst und heute“, welche im Rahmen des Gemeindejubiläums noch bis Jahresende kostenlos zu den Öffnungszeiten des Rathauses besichtigt werden kann.
Zu sehen sind Gegenüberstellungen historischer und aktueller Fotografien von 17 Orten der Doppelgemeinde. Andreas Eppler und Alex Fischer suchten die alten Aufnahmen heraus, sowie die möglichst genaue Perspektive, um den heutigen Zustand abzubilden. Nicht immer gelang das auf die Schnelle, verrieten die beiden, oft waren mehrere Versuche nötig, bis sie mit dem Ergebnis zufrieden waren. Auch eine Drohne kam zum Einsatz, vor allem wenn es um das Erstellen von Pendants zu Luftbildern ging.
Ausstellung gleicht einer Zeitreise
Bürgermeisterstellvertreter Alessandro Ribaudo begrüßte die Gäste und lud sie auf eine Reise durch die Zeit ein und dazu, sich zu erinnern, zu vergleichen und neu zu entdecken. Der visuelle Dialog von gestern und heute zeige, dass es Veränderungen gab, Tradition bewahrt wurde und zugleich neue Wege eingeschlagen wurden. Er dankte den beiden Ausstellungsmachern Fischer und Eppler, welche „die Gemeinde als Einwohner von Kindesbeinen an und als Gemeindebedienstete im Wald und auf der Straßen so gut wie kaum jemand kennen – Graf Bodman ausgenommen“, was zu einem herzlichen Schmunzeln der Zuhörer führte.

Nachdem die Mitarbeiterinnen des Rathauses alle mit Sekt und Saft versorgt hatten, ergriff Gemeinderat und SeeEnd-Geschichte(n)-Redakteur Daniel Trisner das Wort. Er nannte die Fotoausstellung einen wichtigen Baustein der Biographiearbeit – so bezeichnen Kulturwissenschaftler die kollektive Erinnerungskultur. „Die heilsame Erinnerung sei wichtig“, so Trisner, „um zu verstehen, woher man als Gemeinde kommt und dadurch in der Lage ist, die Zukunft positiv zu gestalten oder wichtige Entscheidungen zu treffen.“
Historische Zusammengehörigkeit geht viel weiter zurück
Die Tatsache, dass viele der ausgestellten Bilder älter als 50 Jahre sind, stellte für Trisner kein Problem dar und er führte die historische Zusammengehörigkeit der beiden Orte bis 1194 ins Feld, aber auch spätere gemeinsame Berührungspunkte wie den Bauernkrieg und die Tatsache, dass viele wesentliche und optisch wahrnehmbare Veränderungen der Bausubstanz seit 1975 vorgenommen wurden.
Die gemeinschaftliche Dokumentation und Bewahrung von Geschichte und Geschichten für die Nachwelt findet in Bodman-Ludwigshafen seit fünf Jahren mit den SeeEnd-Geschichte(n) statt und seit diesem Januar auch mit der Zeigmal-App. Daher ist es mehr als konsequent, dass unter den eindrucksvollen im Rathaus ausgestellten Bildpaaren aus Vergangenheit und Gegenwart jeweils zwei QR-Codes angebracht sind. Einer führt zur Webseite der SeeEnd-Geschichte(n), der andere zur Zeigmal-App.
Dass aber nicht nur digitale Formate, sondern auch die aktuelle Ausstellung junge Menschen ansprechen, zeigten die jüngsten Besucher. Sie fanden besonders die Bilder der Mühlbachstraße spannend, durch welche sie täglich laufen und die heute ganz anders aussieht. Andere Einwohner ließen sich von den Baderegeln früherer Zeiten berichten oder diskutierten lebhaft vor der Aufnahme des früheren Rathauses in Bodman mit seinem Bild der Obsternte.
Persönliche Anekdoten kommen zum Vorschein
Dabei ging der Blick über das auf der Fotografie Sichtbare hinaus in den ehemaligen Sitzungssaal mit dem Gemälde der Ortsansicht und zur Aufteilung und Zweckbestimmung der Räume in dem 2011 abgerissenen Gebäude, an dessen Stelle heute das Seeum steht. Geschichte wird erlebbar und persönliche Anekdoten werden miteinander geteilt. Und genau das wollen engagierte Bürger von Bodman-Ludwigshafen durch Formate wie den Nostalgie-Stammtisch oder die aktuelle Präsentation erreichen. Es bleibt zu wünschen, dass die Initiatoren mit ihrer Begeisterung viele andere anstecken und die sehenswerte Ausstellung sich vieler Besucher erfreuen darf.